• 04.04.2010 15:20

  • von Stefan Ziegler

Tarquini: Ein Segelboot für einen Hobbygolfer

Gabriele Tarquini hat sich nach seinem Titelgewinn 2009 selbst beschenkt - Beim Golf und auf einem Segeltörn kann sich der Italiener entspannen

(Motorsport-Total.com) - Mit der Tourenwagen-WM ist Gabriele Tarquini schon seit sechs Jahren auf Tournee, doch immer wieder zieht es den 48-Jährigen zurück in seine Heimat - genauer gesagt nach Giulianova, eine knapp über 20.000 Einwohner messende Kleinstadt an der italienischen Ostküste. Dort ist Tarquini aufgewachsen und dort hat er einst auch seine ersten Gehversuche im Motorsport unternommen.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Vom Weltmeister zum Kapitän: Gabriele Tarquini besitzt nun ein neues Segelboot

Dementsprechend fühlt sich Tarquini in Giulianova rundherum geborgen, wie er bei 'Eurosport' erläutert: "Das ist ein besonderer Ort für mich, denn hier wurde der Rennfahrer Tarquini geboren. Meine Familie hatte eigentlich nichts mit Motorsport am Hut. Mein Vater arbeitete als Verkäufer in einer Tankstelle und bekam irgendwann von seiner Firma den Auftrag, die hiesige Kartbahn zu leiten."#w1#

"Er wollte das Geschäft beleben und kaufte daher einige Karts. Das hat anfangs aber nicht so funktioniert, wie er sich das gedacht hatte", berichtet Tarquini. "Zu dieser Zeit, in den 1960er-Jahren, kannte quasi niemand den Kartsport. Es war hier also nicht viel los und so konnte ich mich mit meinen Brüdern austoben. Wir sind mit den Karts gefahren, die mein Vater ja eigentlich verleihen wollte."

Von der Kartbahn in die weite Welt

"Am Ende eines jeden Schuljahres, so gegen Mai, sind wir hierher gekommen, haben im Fahrerlager geschlafen und sind in den drei Monate andauernden Ferien durchgängig an der Strecke geblieben. Wie hätte man sich da nicht in diesen Sport verlieben können? Anfangs haben wir daheim an den Karts geschraubt, später hat sich die Technik dann immer weiter entwickelt", erzählt der Italiener.

"Ich wollte mir einfach ein Geschenk machen." Gabriele Tarquini

Irgendwann machte Tarquini schließlich seine ersten Schritte auf internationalem Parkett und wurde letztendlich im Formelsport und im Tourenwagen-Bereich vorstellig. 2009 krönte sich der heute 48-Jährige zum bislang ältesten Weltmeister einer FIA-Rennserie und erfüllte sich nach dem Titelgewinn einen lange gehegten Wunsch: "Ich wollte mir einfach ein Geschenk machen", meint Tarquini.


Fotos: Gabriele Tarquini, WTCC in Curitiba


Und so schippert der SR-Pilot seit wenigen Wochen als Kapitän über die sieben Weltmeere - die neuste Errungenschaft im Hause Tarquini ist ein schmuckes Segelboot. "Das ist das erste Boot, das mir ganz alleine gehört", sagt der ehemalige Formel-1-Fahrer und gerät ins Schwärmen: "Ich hoffe, dass ich oft damit segeln kann. Ich möchte meine Familie und meine Freunde darauf einladen."

Tarquini braucht das Meer

"Wir haben Glück, schließlich liegt der Hafen ja nur 500 Meter weit weg von meinem Zuhause", so Tarquini, der seine Liebe zum Meer in all den Jahren niemals verloren hat. "Ich bin hier in Giulianova geboren", sagt der Rennfahrer. "Wenn jemand am Meer geboren wurde und das schon von Kindesbeinen an geliebt hat, dann ist es vollkommen unmöglich, ohne das Meer zu leben."

"Wenn jemand am Meer geboren wurde, dann ist es vollkommen unmöglich, ohne das Meer zu leben." Gabriele Tarquini

"Ich habe einige Jahre an einem Ort gelebt, der nicht am Meer lag. Das war alles andere als einfach für mich, um ehrlich zu sein. Da fehlt einem einfach etwas: dieses Gefühl, die salzige Luft und natürlich auch der Kontakt mit dem Wasser", erläutert Tarquini, der inzwischen auch den Golfsport für sich entdeckt hat. Und dieses Hobby steht nun wirklich im Gegensatz zur Natur des WTCC-Piloten.

"Golf ist eine lange Geschichte. Es beeindruckt mich seit langem", sagt Tarquini und fügt an: "Es ist wie beim Segeln. Im Prinzip sind beide Sportarten sehr ähnlich. Die Zeit, die man in Anspruch nehmen muss, ist vergleichbar. Beide Male ist man draußen an der frischen Luft. Es ist ruhig und beides ist Lichtjahre vom Motorsport entfernt." Genau wie Giulianova, die Kleinstadt an der italienischen Ostküste.