• 25.03.2009 11:30

Puebla: Alessandro Zanardi beantwortet Ihre Fragen!

Die Leser von 'Motorsport-Total.com' haben ihre Fragen eingesandt, Alessandro Zanardi hat sie beantwortet: Hier ist das Leserinterview aus Mexiko!

(Motorsport-Total.com) - Mit einem sechsten Platz im zweiten Rennen hat BMW Team Italy-Spain Pilot Alessandro Zanardi in Mexiko seine ersten WM-Punkte des Jahres abgestaubt - vielleicht auch, weil die Leser von 'Motorsport-Total.com' ihn zuvor ausführlich befragt hatten. Unmittelbar vor den beiden Sprintrennen auf dem "Autódromo Miguel E. Abed" legte 'Motorsport-Total.com' dem sympathischen Italiener die eingesandten Leserfragen vor, die Alessandro Zanardi in Puebla nur zu gerne für Sie beantwortete...

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi, Miguel E. Abed, Autódromo Miguel E. Abed

Alessandro Zanardi sicherte sich in Mexiko WM-Punkte und beantwortete Ihre Fragen!

Ales Horvat fragt: "Alessandro, welches Rennen würdest du als das härteste deiner gesamten Karriere bezeichnen und warum?"
Alessandro Zanardi: "Das hängt wirklich davon ab, wie man den Begriff 'hart' definiert. 'Hart' bedeutet für mich, dass man viele Hindernisse überwinden muss, um seinen Traum zu verwirklichen - und 'hart' ist auch, was man am Ende als Resultat akzeptieren muss. Nach dieser Definition war Vancouver 1997 mein härtestes Rennen. Es fand auf einem Stadtkurs statt. Die Strecke war berüchtigt dafür, dass man dort nicht überholen konnte."#w1#

"Ich führte das Rennen an, beging dann aber einen Fehler und fiel bis auf den letzten Platz zurück. Von dort überholte ich das komplette Feld wieder. Als ich mir von Mauricio Gugelmin die Führung zurückholen wollte, unterlief mir derselbe Fehler noch einmal. Wieder war ich Letzter, mit einer Runde Rückstand. Am Schluss wurde ich trotzdem noch Vierter. Ohne den zweiten Fehler wäre dies mein wohl glorreichster Sieg geworden."

"Istanbul umgekehrt? - Könnte viel Spaß machen!"

Thilo Slominski fragt: "Welches war dein bestes Manöver überhaupt?"
Zanardi: "Das war in Long Beach im Jahr 1998. Dazu gibt es auch eine Menge Material auf 'Youtube' (hier klicken!). Ich fuhr hinter Bryan Herta und wusste, dass er mir das Leben schwer machen würde. Eher hätte er uns beide in die Mauer befördert, als mich vorbeizulassen. Meine einzige Chance war, ihn an einer Stelle zu überraschen, an der noch nie jemand ein Überholmanöver versucht hatte. Ich habe den Angriff dann genau so durchführen können, wie ich es mir vorher ausgemalt hatte. Und ich hatte nur diese eine Chance. Es hat funktioniert - und ich habe das Rennen gewonnen."

Ludwig Kern fragt: "Verfolgst du die Geschehnisse in der IndyCar-Serie? Was hältst du von der 'Wiedervereiningung' und den Auswirkungen der Finanzkrise?"
Zanardi: "Ja, natürlich verfolge ich die Serie noch. Die Wiedervereinigung hat sicher einen positiven Effekt. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis die Erde wieder aufhört zu beben. Wir sind noch immer mitten in einem Erdbeben. Um IndyCar-Racing wieder dahin zu bringen, wo es einmal war, bedarf es sicher noch einiger Saisons. Dank der Vereinigung ist es wieder möglich, dieses Ziel zu erreichen. Das war es vorher nicht."

"Wir sind noch immer mitten in einem Erdbeben." Alessandro Zanardi

Daniel Frischknecht fragt: "Du hast während deiner Karriere viele Rennstrecken kennen gelernt. Welcher Kurs wäre deiner Meinung nach am interessantesten, um ihn in der Gegenrichtung zu befahren?"
Zanardi: "Die Nordschleife wäre natürlich interessant. Rennen eins in normaler Richtung, Rennen zwei dann entgegengesetzt. Im Ernst: Das ist nicht so einfach zu sagen. Ich denke aber, dass die Strecke in Istanbul in umgekehrter Fahrtrichtung viel Spaß machen könnte."


Fotos: Rennwochenende in Puebla


Zanardi fühlt sich wohl in der Tourenwagen-WM

Ein anonymer Leser fragt: "Würdest du gerne wieder in der Formel 1 fahren oder fühlst du dich in der WTCC wohler?"
Zanardi: "Glücklicherweise habe ich im Verlauf meiner Karriere die Chance gehabt, wunderbare Autos zu fahren. Für mich ist es das Natürlichste auf der Welt, Fahrzeuge mit hoher Leistung zu bewegen. Vor diesem Hintergrund ist die Tourenwagen-WM natürlich etwas anderes. Die Autos haben weniger Leistung, und manchmal muss man sich wirklich quälen, um das Maximum aus ihnen herauszuholen. Natürlicher wäre es klasse, einen stärkeren Rennwagen - wie etwa ein Formel-1-Auto - zu fahren. Aber ich bin nicht mehr in dem Alter, um von einer zweiten Formel-1-Karriere zu träumen."

Andy Schmid fragt: "Könntest du dir vorstellen, eine Rennserie ausschließlich für Behindertensportler ins Leben zu rufen?"
Zanardi: "Nein, nicht wirklich. Ich denke, dass sich Körperbehinderten dank unserer heutigen technischen Möglichkeiten Chancen bieten, um am Rennsport teilzuhaben. Wenn man als Rennfahrer der Beste sein möchte, dann muss man sich auch mit den Besten messen - ob mit oder ohne Handicap."

"Wenn man als Rennfahrer der Beste sein möchte, dann muss man sich auch mit den Besten messen." Alessandro Zanardi

"Es ist hart, das zu sagen, aber als Gewinner einer solchen Serie würde man sicher viele Schulterklopfer und Freudentränen ernten, allerdings keinen großen Ruhm. Man würde für den Respekt fahren, was eine gute Sache ist. Aber wenn jemand richtig gut wäre, fiele das in einer solchen Serie unter Umständen niemandem auf."

Das Zanardi-Motto: Lachen statt Trübsal

Matthias Götze fragt: "Warum spielst du deinen Freunden und Kollegen so gerne Streiche, wie du es beispielsweise mit Michael Schumacher bei Testfahrten für Benetton gemacht hast?"
Zanardi: "Es hat gar nicht so sehr mit Streichen zu tun. Mir macht es einfach Spaß, das Leben zu genießen. Dazu gehört eine gehörige Portion Ironie. Sich nicht zu wichtig zu nehmen, macht es nicht nur einfacher. Es hilft auch dabei, seine Ziele schneller zu erreichen. Eine Minute deines Lebens mit Lachen zu verbringen ist eine viel bessere Investition in die Zukunft als eine Minute Trübsal."

Jo Brunner fragt: "Ich habe mir einen Reynard Formel-3000-Rennwagen von 1989 mit der Chassis-Nummer 018 gekauft. Bist du mit diesem Fahrzeug tatsächlich am 22. Oktober 1989 in Dijon dein erstes Formel-3000-Rennen gefahren?"
Zanardi: "Das kann gut sein, wenngleich ich mich nicht mehr genau an die Nummer erinnern kann. Dijon war in der Tat mein erstes Formel-3000-Rennen. Das Auto war Blau-Grün - relativ hässlich, um ehrlich zu sein. Es ist also gut möglich, dass Sie diesen Wagen besitzen."

"Dijon war in der Tat mein erstes Formel-3000-Rennen." Alessandro Zanardi

"Schicken Sie doch einfach ein Foto an die Redaktion von 'Motorsport-Total.com'. Dann kann ich ihn mir genauer ansehen. Ich ging damals ohne jeden Test in das Rennwochenende. Im Freien Training gehörte ich zu den Schnellsten. Im Qualifying ging mein Motor kaputt und der Ersatzmotor war nicht besonders gut. Schließlich wurde ich 16., Erik Comas gewann."

Das nächste Leserinterview kommt bestimmt... im Mai!

Ihre Frage war nicht dabei? Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Alessandro Zanardi nicht alle uns zugesandten Fragen stellen konnten. Allerdings können wir Ihnen schon im Rahmen des kommenden Rennwochenendes der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) in Marrakesch (03.Mai 2009) eine weitere Gelegenheit bieten, Ihre Fragen loszuwerden. Also zögern Sie nicht und senden Sie uns schon jetzt Ihre Leserfragen an Alessandro Zanardi zu!