• 26.02.2009 17:30

  • von Stefan Ziegler

Nève im Interview: "Wollen um den Titel kämpfen"

Chevrolet-Teammanager Eric Nève im Interview über den Abschied vom Lacetti und die Erwartungen an die WTCC-Saison mit dem neuen Cruze

(Motorsport-Total.com) - Für Chevrolet beginnt 2009 eine neue Zeitrechnung in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC: Nach dem Ende der vergangenen Saison hat man den Lacetti in Rennrente geschickt und tritt in diesem Jahr mit einem neuen Fahrzeug an. Der Cruze soll der Chevrolet-Mannschaft um Teammanager Eric Nève dabei helfen, endlich ganz an die Spitze der WTCC vorzustoßen. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' sprach Nève über den neuen Renner und die Aussichten für 2009.

Titel-Bild zur News: Eric Nève

Eric Nève und Chevrolet wollen in dieser Saison zu den Titelanwärtern gehören

Frage: "Herr Nève, lassen sie uns zunächst über das vergangene Jahr sprechen. Chevrolet hat mit dem Lacetti einen tollen Saisonabschluss in Macao erzielt - bereuen sie, den Lacetti in Rente schicken zu müssen?"
Eric Nève: "Nein, denn wir eröffnen mit dem Cruze schließlich ein neues Kapitel. Es war schön zu sehen, dass der Lacetti bis zum Schluss sehr konkurrenzfähig war - aber wir freuen uns auch über neue Herausforderungen. Das Designen und das Entwickeln eines neuen Fahrzeugs üben immer einen ganz speziellen Reiz aus."#w1#

"Das Tolle beim Cruze war auch, dass wir schon sehr früh damit angefangen haben. Damals war das Modell ja noch nicht einmal auf dem Markt erhältlich. Es war schlicht und ergreifend sehr reizvoll, Daten und Informationen zu sammeln und darauf aufbauend ein Fahrzeug zu entwickeln, das in der Form noch gar nicht existierte."

Chevrolet verzeichnet stetig Fortschritte

Frage: "Wenn sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken: Wie zufrieden sind sie mit dem Lacetti?"
Nève: "Sehr. Wir haben uns mit dem Lacetti stetig gesteigert. Das hat dazu geführt, dass Nicola 2007 noch eine Chance auf den WM-Titel hatte und 2008 war das mit Rob genauso - letztendlich ist er Dritter geworden. Wir sind also äußerst zufrieden damit, was wir mit dem Lacetti erreicht haben."

"2007 haben wir mehr Siege eingefahren als 2008." Eric Nève

Frage: "Wie zufrieden waren sie mit dem Abschneiden Chevrolets in der vergangenen Saison?"
Nève: "2007 haben wir mehr Siege eingefahren als 2008, aber das war eigentlich auch beabsichtigt. 2007 haben wir zum Beispiel auf einzelne Resultate oder Punkte verzichtet, um beim nächsten Rennen leichter antreten zu können. Das haben wir beispielsweise in Valencia gemacht, weshalb Alain in Pau dann 15 Kilogramm weniger an Bord hatte. Dadurch hat er sich die Pole-Position holen und schließlich sogar das Rennen gewinnen können. Das haben wir 2008 absichtlich nicht mehr gemacht."

"Im vergangenen Jahr war unsere Vorgabe, alle Punkte mitzunehmen, die wir einfahren konnten, um dann eine realistische Chance auf den Gewinn der Meisterschaft zu haben. 2007 war eigentlich zufriedenstellender in Bezug auf die kurzfristigen Resultate, 2008 haben wir im Hinblick auf die Meisterschaft aber die insgesamt bessere Leistung erbracht. Dafür hatten wir allerdings kurzfristig weniger Freude an Siegen."

Kontinuität als Schlüssel zum Chevrolet-Erfolg

Frage: "Sie haben ihr Fahrertrio um Rob Huff, Nicola Larini und Alain Menu schon sehr früh für 2009 bestätigt. Wie zufrieden sind sie mit ihren Piloten?"
Nève: "Wenn wir nicht mit ihnen zufrieden wären, dann hätten wir die Verträge mit ihnen nicht verlängert. Für 2009 kommt allerdings ein wesentliches neues Element ins Spiel, und das ist das Auto. Daher wollten wir auf anderen Ebenen Kontinuität walten lassen. Ein wesentliches Element dabei sind natürlich die Fahrer. Ich denke, wir haben bereits beweisen können, dass Kontinuität eine Stärke ist. Dennoch ist das auch nicht einfach zu erreichen. Wir haben beispielsweise 2007 gesehen, dass Rob im Schnitt eine zu geringe Qualifikationsleistung erbracht hat. Daran haben wir gearbeitet."

Alain Menu, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Chevrolet möchte mit dem neuen Cruze in dieser Saison um den WM-Titel kämpfen Zoom

"Es ist ja nicht so, dass wir uns sagen: 'Schön, wir haben Kontinuität, also belassen wir es dabei.' Nein! Wir haben ein Paket, die Fahrer können dazulernen und versuchen, die Schwachpunkte zu verbessern. 2008 haben wir gesehen, dass die Leistung bei Nicola etwas geringer war als in der Vergangenheit. Daher haben wir mit Nicola im Winter genau den gleichen Kurs verfolgt, wie ein Jahr zuvor mit Rob. Schauen wir also einfach mal, ob bei Nicola in diesem Jahr genau das gleiche eintritt, wie schon 2008 bei Rob."

Frage: "Sprechen wir über die Wintertestfahrten: Wie lautet ihr Fazit nach den ersten Probefahrten mit dem Cruze?"
Nève: "Der Cruze ist die jüngste Generation aller Tourenwagen. Wir leiden damit eigentlich unter einem Höchstgeschwindigkeitsmanko. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass der Wagen die neue Fußgängerschutznorm erfüllt. Um dieser Norm gerecht zu werden, weisen die Autos eine größere Frontpartie auf. Das wiederum hat natürlich einen negativen Effekt auf den Luftwiderstand. Daraus resultiert eben unser Manko an Topspeed. Auf dieses Problem werden die anderen Teams allerdings auch stoßen, wenn sie ihrerseits eine neue Fahrzeuggeneration an den Start bringen."

Der Titelkampf ist das erklärte Ziel

Frage: "Was rechnen sie sich mit dem neuen Cruze für den Saisonstart aus?"
Nève: "Ich glaube, dass wir in Brasilien und Mexiko bei der Musik sein werden - aber nicht vorne. Das liegt einfach daran, dass der Wagen noch ziemlich neu ist. Wir müssen die Entwicklung noch weiter vorantreiben und die Höchstgeschwindigkeit ist nach wie vor ein Thema für uns. Um daran zu arbeiten, versuchen wir, unsere Kurvengeschwindigkeiten zu erhöhen. Dadurch können wir unser Topspeed-Manko etwas kompensieren. Aber das ist freilich leichter gesagt als getan!"

"Wir müssen die Entwicklung noch weiter vorantreiben." Eric Nève

Frage: "Wie lautet die Zielsetzung von Chevrolet für die Saison 2009?"
Nève: "Wir wollen, dass unsere Fahrer dazu in der Lage sein werden, um den Titel zu kämpfen. In der Herstellerwertung wird das wohl zu schwierig werden, weil wir nur mit drei Autos auftreten. Daher hegen wir dort keine großen Hoffnungen. Wir möchten aber, dass unsere Fahrer ein Wörtchen um die Titelvergabe mitreden können."

Frage: "Was wäre ihr Wunschergebnis für 2009?"
Nève: "Dass einer von unseren Fahrern Weltmeister wird."

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