powered by Motorsport.com
  • 23.02.2009 09:01

  • von Stefan Ziegler

Der Saison-Countdown 2009 (1): 24 Rennen, 5 Kontinente

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die fünfte Saison der WTCC - Lesen Sie in Teil 1, was die Fahrer und Teams in diesem Jahr erwartet

(Motorsport-Total.com) - Zum fünften Mal seit ihrer Wiedereinführung 2005 steht die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC an der Schwelle zu einer neuen Saison. Im brasilianischen Curitiba steigt in Kürze das lange herbeigesehnte erste Rennwochenende, an dem sich die Titelverteidiger von SEAT der geballten Konkurrenz von BMW, Chevrolet und dem neuen Lada-Werksteam gegenüber sehen werden. Lesen Sie im ersten Teil des Saison-Countdowns von 'Motorsport-Total.com', was 2009 alles geschieht.

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx und  Robert Huff, Macau, Circuitoo da Guia

Der Saisonstart der Tourenwagen-WM steht kurz bevor: Am 8. März geht's los...

Wie schon 2008, so stehen auch in dieser Saison insgesamt 24 Sprintrennen auf dem Programm der WTCC. Um ihrem Status als offizielle FIA-Weltmeisterschaft noch besser gerecht zu werden, erweitert die populäre Rennserie 2009 ihr Rennstrecken-Portfolio um eine weitere spektakuläre Veranstaltung: Vor der Kulisse des beeindruckenden Atlas-Gebirges absolviert die Tourenwagen-WM ein Stadtrennen in Marrakesch (Marokko).#w1#

Premiere in Marrakesch

Unmittelbar nach den beiden Auftaktrennen in Curitiba (Brasilien) und Puebla (Mexiko) treten die WTCC-Rennställe die Reise nach Nordafrika an, wo derzeit die Vorbereitungsarbeiten noch in vollem Gange sind. Noch ist dort einiges zu tun: "Von den insgesamt 2.600 Betonblöcken, die als Streckenbegrenzung eingesetzt werden, haben wir bereits die Hälfte fertig gestellt", berichtete Aly Horma vom Eventpromoter MGP.

"Wir sind in den letzten Zügen, die 4,6 Kilometer lange Straßenpassage zu erneuern, welche die Grundlage für die Rennstrecke bildet. Wir mussten dabei 1,2 Meter tief graben, um die Fundamente neu aufzubauen, denn die bisherigen hätten den Belastungen durch die Tourenwagen nicht standgehalten", so Horma weiter. Außerdem wird in Marrakesch ein 200 Meter langes Boxengebäude errichtet, das auch die Rennleitung beherbergen soll.

Yvan Muller; Macao 2007

Die Tourenwagen-WM gastiert 2009 erstmals in den Straßen von Marrakesch Zoom

"Die Materialien für das 3.000 Quadratmeter große Bauwerk sind schon auf Lager", meinte Horma - die Lieferliste umfasst Stahl aus Deutschland und Südafrika sowie Glas und Holz aus Australien. In 30 jeweils 60 Quadratmeter großen Garagen werden die Teams der Tourenwagen-WM im Mai Platz finden, für die Medienvertreter und das Medical Centre werden temporäre Konstruktionen aufgebaut - und unmittelbar nach dem Rennen wieder demontiert.

Chevrolet 2009 mit Neuwagen am Start

Den Zuschauern auf den rund 11.500 Sitzplätzen soll gleich bei der Premiere ein besonders Programm geboten werden, treten doch 2009 mit BMW, Chevrolet, Lada und SEAT gleich vier Hersteller zum Titelkampf an. Während die Münchener einmal mehr auf den inzwischen mehrfach bewährten 320si zurückgreifen, bringt Chevrolet in der anstehenden Saison eine Neuentwicklung an den Start: den Cruze.

Die Testfahrten mit dem neuen Einsatzwagen von Rob Huff, Nicola Larini und Alain Menu hatten schon begonnen, da waren die letzten Rennen des vergangenen Jahres noch nicht einmal absolviert. Inzwischen hat die Mannschaft um Teammanager Eric Nève den Cruze zur Rennreife gebracht und wird in Brasilien erstmals mit dem neuen Fahrzeug antreten. Passend dazu gab's auch eine fetzige Lackierung, womit Chevrolet absolut im Trend liegt.

Nicola Larini, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Der Cruze: Chevrolets neuer Rennwagen besticht durch einen prägnanten Look Zoom

Während BMW seinen Rennwagen nur ein leichtes Look-Lifting verpasste, warten auch die spanischen Titelverteidiger von SEAT mit einer neuen Kolorierung auf. Statt einem satten Blau sind die nach wie vor gelben Autos jetzt mehr in Rot und Schwarz gehalten. Doch auch unter der Motorhaube hat sich bei den Iberern einiges getan: Die FIA hat eingegriffen und den Dieselmotor in seiner Power beschnitten.

Lada legt nach und wird viertes Werksteam in der WTCC

Ob dieser Eingriff Auswirkungen auf den Wettbewerb auf der Strecke haben wird, bleibt vorerst abzuwarten. Bei SEAT spricht man von 18 PS, die man dadurch eingebüßt habe - etwas davon wollen die Ingenieure aber im Rahmen der Testfahrten schon wieder zurück gewonnen haben. Wie groß ist also das Handicap für die amtierenden Weltmeister? "Ich bin da immer etwas skeptisch", sagte Jörg Müller gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

"Die Frage ist: Wie stark werden sie tatsächlich eingebremst? Wie viel Leistung haben die wirklich? Kein anderer entwickelt einen Diesel und dementsprechend weiß auch niemand, wie viel die noch in Petto haben", erläuterte der BMW Team Germany Pilot. "Deshalb warte ich da lieber das erste Rennen ab, bevor ich einen Schluss daraus ziehe" - gleiches muss 2009 wohl auch für das neue Lada-Werksteam gelten.

Nachdem die Russen bereits in der vergangenen Saison mit Russian Bears in der Independents' Trophy unterwegs waren und erste Erfahrungen gesammelt haben, entschied sich Dachkonzern Avtovaz zum werksseitigen Einstieg in die WTCC und schickt neben Teamchef Viktor Shapovalov auch noch den ehemaligen Lada-Testfahrer Kirill Ladygin sowie den Niederländer Jaap van Lagen in die 24 Sprintrennen der Saison.

Kirill Ladygin

Kirill Ladygin und seine Teamkollegen starten 2009 zunächst mit dem 110-Modell Zoom

Genau wie die Konkurrenz von Chevrolet, so möchte auch Lada in diesem Jahr einen neuen Rennwagen an den Start schicken - dieser wird allerdings voraussichtlich erst im Sommer sein Renndebüt erleben. Bis dahin greift Russian Bears, das weiterhin die Einsätze für Lada koordinieren wird, noch auf das bewährte 110-Modell zurück, welches in der Winterpause an vielen Punkten entscheidend verbessert worden ist.

James Thompson noch immer ohne Drive

Verbessert hat sich auch das Standing von Privatier-Champion Sergio Hernández. Der junge Spanier wurde als Ersatz für Félix Porteiro zum Stammfahrer beim BMW Team Italy-Spain befördert und darf sich in dieser Saison an der Seite von Routinier Alessandro Zanardi beweisen. Dessen ehemaliger Teamkollege Porteiro wurde in der Winterpause mit einigen Teams in Verbindung gebracht - vor wenigen Tagen erhielt er einen Drive beim privaten Proteam.

James Thompson hat hingegen noch kein Cockpit. Nachdem N.Technology im Januar den WTCC-Rennbetrieb einstellen musste, stand der Brite plötzlich ohne Auto für die WM-Saison da. Seither ist Thompson auf der Suche nach einem konkurrenzfähigen Paket und hat Wechsel in andere Tourenwagenserien oder auch in die FIA-GT-Meisterschaft nicht ausgeschlossen. Aber außer Testfahrten hat der 34-Jährige noch nichts Konkretes aufzuweisen.

James Thompson

Nach dem N.Technology-Aus: James Thompson hat noch keinen neuen Vertrag Zoom

Unklar ist momentan auch noch die Nachfolge von N.Technology. Der spanische Campos-Rennstall hätte sich eigentlich dem Nachlass der Italiener annehmen sollen, doch soweit kam es offensichtlich nicht. Die vor allem aus der GP2-Meisterschaft bekannte Mannschaft um den ehemaligen Formel-1-Piloten Adrian Campos hat die beiden Honda Accord Euro R offenbar nicht übernommen, denn N.Technology bietet die Renner zum Verkauf an.

HD-TV und Biosprit - die WTCC expandiert

Feste Absichten haben hingegen die Serienpromoter der KSO sowie Fernsehpartner Eurosport: Die WTCC soll auch in ihrer fünften Meisterschaftssaison weiter an Popularität zulegen und den Verantwortlichen auch 2009 steigende Zuschauerzahlen vor Ort und an den TV-Bildschirmen bescheren. Damit dies gelingt, setzt Eurosport künftig auf Übertragungen in HD-Qualität und macht die Tourenwagen-WM somit zum Rennsport-Vorreiter.

Eine besondere Rolle nimmt die WTCC auch in Punkto Umweltfreundlichkeit ein. Getreu dem Motto der FIA-Kampagne "Make Cars Green" engagieren sich die Rennställe der Tourenwagen-WM schon seit geraumer Zeit für umweltfreundlicheren Rennsport, ist das Konzept der WTCC doch ohnehin auf geringe Umweltbelastung ausgelegt. 2009 kommt Biosprit der zweiten Generation zum Einsatz, was den Spritverbrauch weiter einschränken soll.

FIA-Kampagne Make Cars Green

"Make Cars Green" - 2009 fährt die WTCC auf Biosprit von Lieferant Panta ab Zoom

Dennoch, so Eurosport-Vizepräsident Jacques Raynaud, stehe nach wie vor die Show im Vordergrund. "Ökologie ist nun einmal kein Zuschauermagnet", erläuterte Raynaud am Rande des von 'Motorsport-Total.com' präsentierten Rennsport-Forums auf dem Sport Business Kongress (SpoBis) in München und gab sich abschließend hochzufrieden: "Wir sind stolz darauf, wie sich diese Serie zu einer solchen Weltmeisterschaft entwickelt hat."