• 17.01.2009 11:57

  • von Stefan Ziegler

Die Geschichte der WTCC (1)

2009 bestreitet die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC ihre fünfte Saison - 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf die Entwicklung dieser Rennserie

(Motorsport-Total.com) - Nur drei Rennserien weltweit dürfen sich mit dem FIA-WM-Siegel des Automobil-Weltverbandes schmücken. Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC komplettiert dabei das Trio um Formel 1 und Rallye-WM WRC. Seit 2005 engagieren sich bis zu 30 Piloten in den actionreichen Sprintrennen rund um den Globus - die WTCC erfreut sich seither stetig ansteigender Beliebtheit. In 50 Tagen beginnt im brasilianischen Curitiba die fünfte Saison dieser Rennserie - 'Motorsport-Total.com' zeigt auf, wie alles begann...

Titel-Bild zur News: Rennstart in Macao

Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC bestreitet 2009 ihre fünfte Saison

Im Jahr 1987 schrieb der Automobil-Weltverband FIA erstmals eine Weltmeisterschaft für Tourenwagen aus. Hervorgegangen war diese neue Rennserie aus der Europameisterschaft, welche zu einem weltweiten Wettbewerb aufgewertet wurde. Von März bis November 1987 wurden insgesamt elf Rennen ausgetragen, wobei die Teilnehmer in insgesamt drei Kategorien an den Start gingen, die sich an der Größe des Fahrzeug-Hubraums orientierten.#w1#

Die erste Tourenwagen-Weltmeisterschaft - 1987

Die meisten Wertungsläufe wurden über eine Distanz von 500 Kilometern ausgetragen, Ausnahmen bildeten die 24 Stunden von Spa-Francorchamps (Belgien) sowie das 1.000-Kilometer-Rennen in Bathurst (Australien). WM-Punkte wurden anhand des Schemas 20-15-12-10-8-6-4-3-2-1 verteilt, wobei nicht alle Teilnehmer punkteberechtigt waren. Weil sowohl das Gesamtergebnis eines Rennens wie auch die jeweiligen Platzierungen in den einzelnen Kategorien mit Punkten belohnt wurden, konnte ein Fahrer pro Rennwochenende maximal 40 WM-Zähler einfahren.

Ähnlich wie bei heutigen Langstreckenpokalen, so teilten sich bei der Tourenwagen-Weltmeisterschaft 1987 mehrere Fahrer ein Renncockpit. Am Start waren einige berühmte Namen wie Ivan Capelli, Johnny Cecotto, Jacques Lafitte, Ricardo Patrese, Emanuele Pirro und Roland Ratzenberger, die für namhafte Hersteller wie Alfa Romeo, BMW, Ford und Maserati fuhren. Die einzigen aktuellen WTCC-Piloten, die bereits bei der Erstausgabe einer Tourenwagen-WM dabei waren, sind Nicola Larini (Chevrolet) und Gabriele Tarquini (SEAT).

Auch aus deutscher Sicht gab es eine rege Beteiligung: Armin Hahne, Klaus Ludwig, Klaus Niedzwiedz, Markus Oestreich, Bernd Schneider und Winfrid Vogt waren allesamt in dieser neugeschaffenen Rennserie unterwegs - Ludwig und Niedzwiedz (beide Ford) teilten sich am Jahresende den zweiten Rang in der Gesamtwertung. Mit 269 gesammelten Punkten war der Italiener Roberto Ravaglia (BMW) nur um einen Hauch besser und wurde Weltmeister. Bereits nach einer Saison wurde die Rennserie wieder eingestellt.

Bernd Schneider und Klaus Ludwig

Bernd Schneider und Klaus Ludwig waren 1987 in der Tourenwagen-WM unterwegs Zoom

Bereits Mitte der 1990er-Jahre gab es erneute Bestrebungen, wieder eine Weltmeisterschaft für Tourenwagen ins Leben zu rufen. Zunächst allerdings kam es nicht zu einer Neuauflage - stattdessen wurden von 1993 bis 1995 Einzelevents unter dem Titel "World Touring Car Cup" veranstaltet. 1993 siegte Paul Radisch (Australien) in Monza auf Ford und ließ der Konkurrenz auch 1994 in Donington keine Chance. Frank Biela (Deutschland) holte sich auf Audi 1995 den Titel in Paul Ricard. Zu einem Cup-Rennen auf dem A1-Ring (Österreich), das für 1996 geplant war, kam es nie.

Das Comeback der Tourenwagen-Weltmeisterschaft - 2005

Im Hintergrund liefen schon die Vorbereitungen zu einer neuen Rennserie: Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft DTM erfreute sich nicht nur in Deutschland immer größerer Beliebtheit und wurde 1996 von der International Touring Car Championship (ITC) abgelöst, aus der später eine offizielle Weltmeisterschaft hervorgehen sollte. Allerdings explodierten bereits im Premierenjahr die Kosten derart, dass diese Pläne wieder ad acta gelegt werden mussten.

Am 30. Juni 2004 entschied sich der Automobil-Weltverband FIA schließlich dazu, einen Neuanfang zu wagen: Die äußerst populäre European Touring Car Championship ETCC erwies sich als hervorragende Basis, um die neue Rennserie entsprechend zu etablieren. Die ohnehin schon internationalen Veranstaltungsorte der ETCC wurden größtenteils übernommen, neu in den Kalender für 2005 traten dagegen Puebla (Mexiko), Istanbul (Türkei), Macao (China) und Oschersleben (Deutschland), das den Hockenheimring ersetzte.

Bis zu 32 Fahrer hatten sich für die inzwischen in ihrer vierten Saison befindliche ETCC eingeschrieben, als sie 2004 zum vorerst letzten Mal ausgetragen werden sollte. Die Palette an teilnehmenden Automobilherstellern war entsprechend groß: Mit Alfa Romeo, BMW, Ford, Honda, SEAT und Peugeot waren schon die meisten Protagonisten vorhanden, die sich wenig später auch im Rahmen der World Touring Car Championships WTCC auf den Rennstrecken messen sollten. Chevrolet entschied sich 2005 zum Einstieg.

Gabriele Tarquini vor Giuseppe Cirò

Alfa Romeo, BMW, Chevrolet - die WTCC bot schon 2005 spektakulären Motorsport Zoom

Der Wochenendablauf der ETCC wurde für die WTCC entsprechend adaptiert. So finden am Samstag erst zwei 30-minütige Freie Trainingssitzungen statt, ehe am Nachmittag die ebenfalls halbstündige Qualifikation folgt. Am Sonntag werden nach dem 15-minütigen Warmup zwei Sprintrennen über jeweils 50 Kilometer ausgetragen. Die Pause zwischen den WM-Läufen variiert je nach Austragungsort, beträgt aber mindestens 15 Minuten. Die ersten acht Fahrer des ersten Rennens starten im zweiten Lauf in umgekehrter Reihenfolge.

Das Punkteschema lautet 10-8-6-5-4-3-2-1 und wird auf beide Sprintrennen angewendet. Alle Starter sind grundsätzlich punkteberechtigt, wobei zwischen Werksfahrern und Privatiers unterschieden wird. Die Teilnehmer an der Independents' Trophy werden getrennt gewertet und erhalten entsprechend ihrer internen Reihenfolge ebenfalls Punkte nach dem Schlüssel 10-8-6-5-4-3-2-1. Einzig beim Saisonfinale in Macao werden die Punkte für die Privatfahrer verdoppelt. Zusätzlich verteilte der Automobil-Weltverband FIA bis 2008 "Success Ballast" - 2009 kommt ein neues System zum Einsatz.