• 25.01.2009 13:48

  • von Stefan Ziegler

N.Technology in der WTCC - ein Rückblick

Anlässlich des Ausstiegs von N.Technology aus der Tourenwagen-WM blickt 'Motorsport-Total.com' zurück auf die WTCC-Zeit des italienischen Teams

(Motorsport-Total.com) - Vier Jahre sind vergangen, seitdem die FIA wieder eine Weltmeisterschaft für Tourenwagen ins Leben gerufen hat. Schon bei der ersten Auflage der WTCC 2005 war N.Technology prominent im Starterfeld vertreten, zeichnete das Unternehmen doch für die Werkseinsätze von Alfa Romeo verantwortlich. Der Hersteller zog sich Ende 2005 aus der WM zurück - N.Technology blieb der Rennserie allerdings erhalten. 2008 riss der Erfolgsfaden aber ab, Anfang 2009 folgte schließlich das Aus.

Titel-Bild zur News: Zielflagge für James Thompson in Imola 2008

Finish: N.Technology wird vorerst keine Zielflagge in der WTCC mehr sehen...

'Motorsport-Total.com' nimmt den Ausstieg von N.Technology zum Anlass, auf die Karriere des Rennstalls in der WTCC zurückzublicken und die Leistungen der Truppe um Teammanager Andrea Muller Revue passieren zu lassen. Vom ersten Auftritt in Monza 2005 bis zum sinnbildlichen letzten Akt in Macao 2008 - N.Technology zählte stets zur ersten Garde der Tourenwagen-WM und wird eine große Lücke im Fahrerlager hinterlassen.#w1#

2005: Auf Augenhöhe mit BMW

Nachdem Alfa Romeo schon in der Europäischen Tourenwagen-Meisterschaft ETCC ständiger Titelkandidat war und von 2001 bis 2003 am Jahresende jeweils die Meister gestellt hatte, galten die Italiener auch bei der ersten Ausgabe der Tourenwagen-WM 2005 als Favoriten. N.Technology nahm sich der vier Alfa Romeo 156 an und schickte damit Augusto Farfus, Fabrizio Giovanardi, Gabriele Tarquini und James Thompson in die 20 Rennen der WM-Debütsaison.

Fabrizio Giovanardi

Wie in der ETCC: Alfa Romeo vorneweg und das Feld reiht sich dahinter ein... Zoom

Vor allem Giovanardi tat sich aus der Alfa-Riege hervor, fuhr insgesamt viermal zum Sieg und reiste als heißer Titelanwärter zum Finale nach Macao. Dort machte ein doppelter "Nuller" allerdings alle Hoffnungen zunichte, wodurch sich BMW durchsetzen und beide Meisterschaften einfahren konnte. Farfus beschloss das Jahr auf WM-Rang vier, Tarquini und Thompson kamen abschließend nicht über die Endpositionen sieben und acht hinaus.

2006: Werksseitiger Rückzug von Alfa Romeo

Schon vor der zweiten WM-Saison erfolgte ein großer Schnitt, denn Alfa Romeo zog sein werksseitiges Engagement zurück. Somit setzte N.Technology die 156er-Modelle fortan in Eigenregie in der WTCC ein und vertraute seine drei Wagen Farfus, Gianni Morbidelli und Salvatore Tavano an. Letztere enttäuschten im Vergleich zu Farfus, der nach seinem Debütjahr 2005 zum Teamleader avancierte und für die von Alfa Romeo finanzierte Truppe drei Rennen gewann.

Augusto Farfus

Satte 18 Punkte holte Farfus 2006 in Mexiko - und hatte reichlich Grund zum Jubeln... Zoom

Der Brasilianer fuhr gar als WM-Leader nach Macao, musste sich dort allerdings dem BMW Duo Andy Priaulx und Jörg Müller geschlagen geben, womit für N.Technology am Jahresende erneut nur ein dritter Platz zu Buche stand. Morbidelli und Tavano steuerten lediglich 37 Punkte zur Gesamtausbeute der Truppe bei, wodurch das ehemalige Alfa-Romeo-Werksteam noch hinter SEAT auf den dritten Rang der Herstellerwertung zurückfiel.

2007: Thompson kehrt zurück und wird Dritter

Auch im dritten Jahr der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC sollten sich die Alfas noch als konkurrenzfähig erweisen, wie Rückkehrer Thompson gleich mehrfach unter Beweis stellte. Zu Saisonbeginn gelang dem Briten ein Kunststück, was bislang sonst nur noch Müller vollbrachte: ein Doppelsieg an einem Rennwochenende. Müller gelang dies in Magny-Cours 2005, Thompson legte in Valencia 2007 nach und brachte sich damit auf WM-Kurs.

James Thompson

Abschied von Alfa: 2007 markierte die letzte Saison mit dem erfolgreichen 156er Zoom

Unterm Strich sollten aber auch solche herausragenden Leistungen nicht reichen, um sich am Jahresende noch ernsthafte Chancen auf den Titel ausrechnen zu dürfen. Als Außenseiter fuhren Thompson und N.Technology einmal mehr nach Macao, wo sich erneut BMW Pilot Priaulx die WM-Krone aufsetzte. Zwölf Punkte hinter dem Sieger schloss Thompson das Jahr auf dem dritten Gesamtrang ab - und Alfa Romeo verabschiedete sich endgültig.

2008: Mit Honda-Power zumeist auf verlorenem Posten

Alfas 156er-Modelle standen nicht mehr länger zur Verfügung, sodass N.Technology auf den Honda Accord Euro R umrüstete und eine Partnerschaft mit JAS Motorsport einging. Der Erfolg stellte sich aber erst spät ein, denn die italienische Truppe um Teamchef Mauro Szips und Teammanager Andrea Muller musste die ersten beiden Rennstationen in Übersee auslassen, ehe N.Technology in Valencia erstmals in den Rennbetrieb eingreifen konnte.

James Thompson siegt in Imola

Siegesjubel bei N.Technology: Es sollte der letzte Erfolg der Truppe bleiben... Zoom

Die Probleme wollten allerdings im Saisonverlauf nicht abreißen, bis in Imola schließlich der Knoten zu platzen schien: Routinier Thompson fuhr erst auf den dritten Rang und eroberte im zweiten Lauf den Sieg. Zu diesem Zeitpunkt waren die finanziellen Schwierigkeiten des Teams freilich schon bekannt, woran auch die weiteren guten Leistungen Thompsons nichts ändern konnten. Die Krönung: Beim letzten Rennen in Macao wurde der Honda in Führung liegend abgeschossen...

2009: Das Aus in der Winterpause

Nach dem für N.Technology äußerst enttäuschenden Saisonfinale in Macao wurde es erst einmal still um den italienischen Rennstall. Pilot Thompson schien auch schon zu ahnen, dass sein Dreijahresvertrag möglicherweise keinen Bestand haben könnte. Der 34-Jährige überraschte dagegen mit Gedanken über eine Rückkehr in die Britische Tourenwagen-Meisterschaft BTCC - was Thompson noch vor Jahresfrist kategorisch ausgeschlossen hatte.

James Thompson

Abflug: Das N.Technology-Team rutschte 2009 endgültig von der Rennstrecke... Zoom

Bei Gedanken blieb es freilich nicht, denn Mitte Dezember saß der Brite beim Dynamics-Team im Rennwagen und spulte in Donington fleißig Testrunden ab. Wiederum wurde es still um Thompson/N.Technology, ehe der ehemalige BTCC-Meister um den Jahreswechsel von der Aufkündigung seines Vertrages erfuhr. Am 18. Januar folgte schließlich die Gewissheit: N.Technology stellt den Rennbetrieb ein - und Thompson sucht noch immer ein Cockpit...

Statistik N.Technology 2005-2008:

Rennen: 82
Siege: 15
Podien: 38
Punkte: 575
Pole-Positions: 8
Schnellste Runden: 17
Führungsrunden: 187

Beste Platzierung Fahrer-WM: 3. (Giovanardi 2005; Farfus 2006; Thompson 2007)
Beste Platzierung Hersteller-WM: 2. (2005)

Eingesetzte Autos: Alfa Romeo 156 S2000 (2005-2007), Honda Accord Euro R (2008)