• 25.02.2009 18:33

  • von Stefan Ziegler

Müller im Interview: "Ich muss um die Meisterschaft fahren"

BMW Team Germany Pilot Jörg Müller im exklusiven Interview über seine Saison 2008, die Winterpause und das neue WTCC-Jahr

(Motorsport-Total.com) - Der Saisonauftakt der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC steht unmittelbar bevor. Jörg Müller wird auch 2009 wieder als einziger deutscher Werksfahrer das Starterfeld bereichern und geht einmal mehr für das BMW Team Germany an den Start. Der 39-Jährige möchte in dieser Saison wieder zu den Frontrunnern zählen und ein ernstes Wörtchen um die Titelvergabe mitsprechen. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickte Müller voraus auf die bevorstehende WTCC-Saison.

Titel-Bild zur News: Jörg Müller

Jörg Müller möchte sich 2009 seinen Traum erfüllen und Weltmeister werden

Frage: "Jörg, wie siehst du rückblickend deine Saison 2008?"
Jörg Müller: "Traurig. Meine Erwartungen sind nicht erfüllt worden. Ich bin in die Saison gegangen, um die Meisterschaft zu gewinnen. Die Saison schlussendlich als Siebter abzuschließen, ist sicherlich nichts, was einen Rennfahrer freut. Ich habe über den Winter geschaut und analysiert, was wir für die anstehende Saison verbessern können. Ich habe selber an mir festgestellt, dass ich im vergangenen Jahr zu vorsichtig war und wohl etwas zu zurückhaltend gefahren bin. Das ist aber eigentlich auch eine Sache, die ich so gewollt habe."#w1#

Müller einmal mehr für BMW in der WTCC

"Im Jahr davor hatte ich viele Ausfälle zu beklagen, weil ich immer wieder in Unfälle verwickelt worden bin. Daher habe ich mir im vergangenen Jahr gesagt: 'Halt dich mal lieber aus allem Unheil raus und schau dann, wie es läuft.' Dadurch war ich wahrscheinlich zu vorsichtig und bin zu oft auf einem neunten Platz gelandet. Dann bist du natürlich auch irgendwo im Dreck. Es ist schwierig - wie du es machst, machst du etwas falsch. Ich werde dieses Jahr einfach voll auf Angriff fahren."

"Du wirst natürlich immer an deinen Ergebnissen gemessen." Jörg Müller

Frage: "Beim BMW Team Germany gab es über den Winter keine großen Veränderungen. Dein Vertrag wurde verlängert - war das eine Routineangelegenheit oder hattest du auch Alternativen?"
Müller: "Im Motorsport ist das nie eine Routinegeschichte, weil wir immer nur Jahresverträge haben. Du wirst natürlich immer an deinen Ergebnissen gemessen und da meine Ergebnisse im vergangenen Jahr sicherlich auch für BMW nicht zufriedenstellend waren, war das für mich auch ein bisschen ein Bibbern. Außerdem stand dann auch lange Zeit noch im Raum, ob BMW weiterhin WTCC macht oder nicht. Von daher bin ich natürlich überglücklich, in diesem Jahr noch einmal die Chance zu bekommen und erneut in der WTCC an den Start gehen zu können."

Frage: "Du warst mit deinem Team zu Testfahrten in Portugal und Spanien unterwegs. Was für Eindrücke hast du dabei gesammelt? Hattet ihr Veränderungen am Auto?"
Müller: "Es kommt wahrscheinlich im nächsten Jahr ein Facelift. Der 3er hat ja ein Facelift bekommen und das wollen wir natürlich auf der Strecke umsetzen. Ich erhoffe mir schon, dass wir dadurch einen kleinen Vorteil bekommen, dass wir beispielsweise etwas mehr Abtrieb erhalten. Große Sprünge kannst du in dieser Meisterschaft aber ohnehin nicht machen. Daher wäre ich schon froh, wenn wir kleinere Fortschritte machen könnten."

Ist die Dieselfrage schon geklärt?

Frage: "Sergio Hernández erhält in diesem Jahr ein Werkscockpit beim BMW Team Italy-Spain. Dein Kommentar dazu?"
Müller: "Er hat im vergangenen Jahr einen sensationellen Job gemacht - überhaupt keine Frage! Ich finde es toll, dass man Leute aus der Privatfahrer-Wertung im Endeffekt aufwertet und ihnen dann ein Werksauto gibt. Das für ihn logischerweise eine ganz tolle Geschichte. Das ist natürlich traurig für unseren anderen Spanier, Félix Porteiro, der jetzt nicht mehr bei uns fährt. Aber so ist das Leben."

Jörg Müller, Valencia, Circuit Comunitat Ricardo Tormo

Diese Perspektive möchte Jörg Müller 2009 der Konkurrenz sehr häufig bieten... Zoom

Frage: "Wie siehst du die Eingriffe der FIA, um den Dieselmotor der SEAT-Fahrzeuge etwas zu beschränken?"
Müller: "Ich bin da immer etwas skeptisch. Die Frage ist natürlich: Wie stark werden sie tatsächlich eingebremst? Wie viel Leistung haben die wirklich? Kein anderer entwickelt einen Diesel und dementsprechend weiß auch niemand, wie viel die noch in Petto haben. Deshalb warte ich da lieber das erste Rennen ab, bevor ich einen endgültigen Schluss daraus ziehe."

Frage: "Hast du eine Vermutung, wie die Lage sein könnte?"
Müller: "Meine Vermutung ist, dass sie nicht wesentlich langsamer sein werden (lacht; Anm. d. Red.)."

Müller möchte ganz vorne mitfahren

Frage: "Aktuell ist die Wirtschaftskrise ein großes Thema. Hast du davon schon beim BMW Team Germany oder bei BMW allgemein etwas mitbekommen?"
Müller: "Das bekommt man ja überall mit - zum Beispiel, wenn die Tests etwas reduziert werden. Ich versuche mich davon aber nicht allzu sehr irritieren zu lassen. Im Endeffekt muss ich meinen Job machen - ob ich nun mehr oder weniger teste. Ich versuche daher, so effektiv wie möglich zu arbeiten. Ich versuche, mich möglichst wenig davon beeinflussen zu lassen."

"Hoffentlich stehe ich am Ende des Jahres ganz oben." Jörg Müller

Frage: "Was ist dein persönlicher Ausblick auf die neue Saison?"
Müller: "Im Endeffekt der gleiche wie schon im vergangenen Jahr: Das, was BMW im der vergangenen Saison von mir erwartet hat, das erwartet BMW auch in diesem Jahr von mir. Das heißt, ich muss um die Meisterschaft fahren und so viele Punkte wie möglich für die Herstellerwertung holen. Und hoffentlich stehe ich dann am Ende des Jahres ganz oben. Aber das wird nicht ganz so einfach werden, denn wir haben 15 Autos im Feld, die Rennen oder die Meisterschaft gewinnen können. Das sind alles keine Nasenbohrer. Das wird hart, aber ich gehe ganz klar mit dem Ziel an die Meisterschaft heran, am Ende auch Champion zu werden."

Frage: "Wer wird Tourenwagen-Weltmeister 2009?"
Müller: "Ich hoffe, dass ich Meister werde!"