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  • 21.12.2008 13:10

  • von Stefan Ziegler

Müller: "Das Auto ist quasi ausgereizt"

BMW Fahrer Jörg Müller im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die Saison 2008, die Dieselthematik und die Rennstrecke in Okayama

(Motorsport-Total.com) - Jörg Müller und die BMW Truppe hatten in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC 2008 mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen - erstmals in der Geschichte der noch jungen Rennserie gingen die Titel nicht nach München. Müller hatte sich nach seinem Saisonsieg in Brands Hatch noch Hoffnungen auf die Fahrerkrone gemacht, verlor in der letzten Saisonphase aber noch einmal deutlich an Boden auf die Führenden. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' sprach Müller über sein Jahr.

Titel-Bild zur News: Jörg Müller

Jörg Müller konnte der Konkurrenz nur bedingt Gegenwehr leisten

Frage: "Jörg, wie lautet dein Saisonfazit?"
Jörg Müller: "Wenn man bedenkt, dass alle BMW Fahrer innerhalb von nur wenigen Punkten liegen, dann kann man sich ausrechnen, was in diesem Jahr drin war. Ich hoffe sehr, dass für das kommende Jahr etwas passiert, sodass wir wieder konkurrenzfähiger sein können und dass BMW auch die Chance hat, die Meisterschaft zu gewinnen. In den vergangenen drei Jahren konnten in Macao stets drei Marken noch den WM-Titel holen, in diesem Jahr war SEAT Solo-Darsteller. Wir haben wohl allesamt einen guten Job gemacht - mehr war aber wohl in diesem Jahr nicht möglich."#w1#

Kein Dieselmotor bei BMW

Frage: "Woran lag das deiner Meinung nach?"
Müller: "An der überlegenen Konkurrenz."

Frage: "Was könnt ihr besser machen?"
Müller: "Es fällt ziemlich schwer, da noch etwas zu finden. Das Auto ist quasi ausgereizt. Wenn wir da noch etwas auftun, dann sind das wirklich nur noch Kleinigkeiten. Im Endeffekt muss da wohl eine Entscheidung von der FIA kommen, die den Turbodiesel richtig einstuft. Wenn man sich die Serienentwicklung der vergangenen drei Jahre ansieht, dann haben die Dieselmotoren kräftig an Power gewonnen. Die Entwicklung geht in diesem Bereich so rasant voran, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie die FIA das richtig einstufen soll. Man kann das Potential dieses Motors einfach nicht genau einschätzen."

"Die Dieselmotoren haben kräftig an Power gewonnen." Jörg Müller

Frage: "Wäre es denn eine Möglichkeit für BMW, ebenfalls einen Dieselmotor zu fahren?"
Müller: "BMW will den Diesel nicht einsetzen. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist, dass man damit nicht die Meisterschaft zerstören will. Würden wir auch einen Dieselmotor bringen, dann wäre das eine Dieselmeisterschaft. Die Konsequenzen wären, dass Chevrolet vielleicht aussteigen würde und andere Hersteller gar nicht erst an Bord kommen würden. Für die Meisterschaft wäre es wohl kaum förderlich, daher glaube ich auch kaum, dass BMW den Diesel bringen wird."

Okayama gefällt durchaus

Frage: "Wie hat dir die Rennstrecke in Okayama gefallen?"
Müller: "Die hat mir richtig gut gefallen, wie ich sagen muss. Ich bin richtig begeistert davon. Dort ist alles gepflegt, die Anlage ist prima und man hat einige Überholmöglichkeiten. Das ist also eine Strecke, von der man bedenkenlos sagen kann: 'Da kann die WTCC wieder hin.' Bei Mexiko kann ich das zum Beispiel nicht nachvollziehen. Ich weiß wirklich nicht, warum wir dort immer wieder hinfahren. Eigentlich ist es eine Zumutung, eine Weltmeisterschaft auf so einem Kurs fahren zu lassen."

Frage: "Wie sehen deine Urlaubspläne aus?"
Müller: "Erst einmal muss ich jetzt wissen, wie BMW im kommenden Jahr in der WTCC weitermacht. Ich muss also erst einmal diese Entscheidung abwarten. Mein Vertrag läuft auf alle Fälle bis zum Jahresende. Sollte es dann bei uns weitergehen, so stehen Mitte Januar weitere Testfahrten an. Da bleibt also nicht viel Zeit für Urlaub. Ich hatte in diesem Jahr ohnehin kaum Ferien. Klar, ich war öfters mal in Monaco und das ist schon wie Urlaub. Mehr war in diesem Jahr nicht drin - und nach allem, was ich bislang gehört habe, wird es 2009 nicht viel anders aussehen."