• 07.02.2011 14:02

  • von Stefan Ziegler

Michelisz: "Wir haben nicht mehr viel Zeit"

WTCC-Pilot Norbert Michelisz über die schwierige Autowahl vor der Saison 2011: BMW oder SEAT? "Noch ist die Entscheidung nicht gefallen"

(Motorsport-Total.com) - In wenigen Wochen beginnt im brasilianischen Curitiba eine neue WTCC-Saison, doch noch ist das Starterfeld erst zur Hälfte gefüllt. Auch Norbert Michelisz, der beste Neueinsteiger des vergangenen Rennjahres, ist noch nicht vollkommen sicher, was seine Rennpläne für 2011 anbelangt. Der Ungar hat vor der neuen Saison die Qual der Wahl zwischen einem BMW Auto und einem SEAT-Fahrzeug. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' schildert der 26-Jährige seine aktuelle WTCC-Situation.

Titel-Bild zur News: Norbert Michelisz

Norbert Michelisz möchte noch in dieser Woche eine Auto-Entscheidung treffen

Frage: "Norbert, wie lauten deine Pläne für die neue Rennsaison?"
Norbert Michelisz: "Ich möchte natürlich an meine Leistung aus der vergangenen Saison anknüpfen. Dabei spielen allerdings viele Faktoren eine Rolle. Ich will im konkurrenzfähigsten Auto sitzen, sofern unsere finanziellen Möglichkeiten das erlauben. Wir stehen in Verhandlungen mit SEAT und BMW."

"Das Wichtigste für mich wäre, von Anfang an um die Topplätze mitkämpfen zu können. Als Privatteam müssen wir uns aber erst einmal noch um die Finanzierung des Projekts kümmern. In Ungarn ist das nicht gar so einfach. Man kann den Leuten nur schwer vermitteln, dass man in Macao noch siegen konnte, aber jetzt nicht mehr über Rang zehn hinauskommt."

"Mit solchen Ergebnissen würde ich zwar diese Saison noch bestreiten können, doch spätestens für 2012 würde es dann sehr, sehr schwierig werden. Wir versuchen einfach, die bestmögliche Lösung zu finden. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Das ist uns klar. Die Situation ist aber recht knifflig."

Das BMW Angebot klingt verlockend...

Frage: "Gerüchten zufolge scheint bereits festzustehen, dass du 2011 BMW fahren wirst. Eine Entscheidung ist diesbezüglich aber noch nicht gefallen, oder?"
Michelisz: "Noch ist nichts entschieden. Wir befinden uns noch in Verhandlungen mit BMW Motorsport. Uns wurde ein Angebot unterbreitet, wonach wir die letztjährigen Werksautos kaufen könnten. Das wäre natürlich eine super Lösung."

"Noch dazu, wenn BMW uns die 1,6-Liter-Turbomotoren von Anfang an zur Verfügung stellen könnte. Dann stünde in meinen Augen außer Frage, dass wir ein konkurrenzfähiges und siegfähiges Auto hätten. Ich bin aber noch nie mit einem heckgetriebenen Fahrzeug unterwegs gewesen. Das müsste man dabei berücksichtigen. Die BMW Privatteams fahren schon in dieser Woche nach Vallelunga zum Testen, wenn ich richtig informiert bin."

"Ich bin noch nie mit einem heckgetriebenen Fahrzeug unterwegs gewesen." Norbert Michelisz

"Das würden wir nicht schaffen, weil die Entscheidung noch nicht gefallen ist. Wir haben auch noch nicht die entsprechenden Vorbereitungen getroffen. Sollten wir also auf BMW umsteigen, würde ich auf jeden Fall noch einige Testtage benötigen. Ich weiß nicht, ob es sich für zwei, drei, vier Testtage ausgehen würde."

Wie konkurrenzfähig ist SEAT in diesem Jahr?

"Das Budget aufzustellen ist nämlich nicht gerade einfach. In Sachen Fahrbarkeit wäre BMW in Bezug auf mich ein gewisses Risiko. Sicherlich kann man lernen, mit einem heckgetriebenen Rennwagen umzugehen. Wir haben aber leider nicht so viel Zeit wie im vergangenen Jahr und können nicht einige Wochenenden investieren, um konkurrenzfähig zu sein."

"Wir müssen nun einmal gewisse Ergebnisse erbringen, damit die Sponsoren zufrieden sind. Ein SEAT-Auto hätte den Vorteil, dass ich es schon kenne. Wir hatten ein solches Fahrzeug ja bereits 2010 im Einsatz. Zum Ende des vergangenen Jahres verstand ich das Auto und den Dieselmotor sehr gut. Dafür bräuchten wir nicht so viele Testtage, denke ich. Da könnten wir von Anfang an bei der Musik dabei sein."

"Ein SEAT-Auto hätte den Vorteil, dass ich es schon kenne." Norbert Michelisz

"Die Frage ist nur: Bringt SEAT den 1,6-Liter-Turbomotor noch vor Saisonmitte an den Start? Sollte dieser Motor nicht zur Verfügung stehen, dann wird es um die Konkurrenzfähigkeit von SEAT nicht sonderlich gut bestellt sein. Für uns ist das eine Zwickmühle, denn wir sollten nun eben dort weitermachen, wo wir im vergangenen Jahr aufgehört haben. Es ist schwierig, die beste Lösung zu finden."

Fährt Chevrolet 2011 allen anderen davon?

Frage: "Deine Situation ist nicht einfach. Liegt das nur an den neuen Motorenregeln?"
Michelisz: "Nein. Ich fuhr in den vergangenen drei Jahren nur Autos mit Turbolader. Die Charakteristik des Turbomotors wäre also vermutlich keine Schwierigkeit für mich. Falls wir zu BMW wechseln, wäre wohl der Heckantrieb das größte Problem für mich. Das ist aber schwer zu sagen, denn ein solches Rennauto habe ich eben noch nie pilotiert."

"Was die Motorenfrage anbelangt: Wir haben die Information von den Testfahrten, dass der 1,6-Liter-Turbomotor etwa zwei Sekunden schneller ist. Das variiert natürlich von Strecke zu Strecke, aber im Großen und Ganzen ist das etwa der Unterschied zwischen alten und neuen Aggregaten. Im vergangenen Jahr war Chevrolet das Maß aller Dinge und der Turbodiesel war der schärfste Gegner des Chevrolet-Benziners."

"Im vergangenen Jahr war Chevrolet das Maß aller Dinge." Norbert Michelisz

"Sollte Chevrolet - und so deutet es sich an - den neuen Motor an den Start bringen und zwei Sekunden schneller sein, dann wird es schwierig für die Konkurrenz. Eigentlich würde nur BMW eine Alternative bieten. Ob wir das Auto von Beginn an ans Limit bekommen würden, steht auf einem anderen Blatt. Für mich wäre Letzteres die große Herausforderung."

Die Entscheidung steht kurz bevor

Frage: "Die Pläne sehen vor, dass du mit deinem ungarischen Team weitermachst, oder?"
Michelisz: "Ja. Das kann ich mit Sicherheit sagen. Zengo ist zu einhundert Prozent wieder dabei. Die finanziellen Möglichkeiten sind zwar begrenzt, doch zu den Mechanikern und den Händlern pflege ich eine sehr gute Freundschaft."

"Die Erfolge von 2010 haben selbstverständlich ihren Teil zur Stimmung im Team beigetragen. Wenn nicht ein Werksteam daherkommt und sagt, sie wollen mich haben, dann bleibt für mich eigentlich nur Zengo. Sie sind die einzige Alternative."

Frage: "Bleibt Dension als Sponsor an Bord?"
Michelisz: "Ja, Dension bleibt dabei. Das ist die gute Nachricht. Noch steht aber nicht fest, ob sich das Engagement auf dem gleichen Niveau bewegt wie 2010. Wir verhandeln noch über die Höhe der finanziellen Unterstützung. Mit Sicherheit sind sie aber wieder am Start und helfen mir, weiterzumachen."

Frage: "Bis wann wirst du wissen, ob es klappt oder nicht?"
Michelisz: "Ich bin mir sicher, dass es mit unserer Teilnahme klappen wird. Die einzige Frage ist noch: mit welchem Auto. Ich bin jedenfalls zuversichtlich und freue mich sehr auf diese Saison. So wie es aussieht, sind wir mit dabei."

"Ich bin mir sicher, dass es mit unserer Teilnahme klappen wird." Norbert Michelisz

"Möglicherweise nicht unbedingt schon vom ersten Rennevent an, aber ab der zweiten Station zu einhundert Prozent. Ich lasse das alles auf mich zukommen. Eine definitive Entscheidung sollte bis zu dieser Woche getroffen sein. Dann müssten wir den Container für Brasilien beladen. Eigentlich bleibt nur noch wenig Zeit."

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