• 01.01.2010 13:13

  • von Stefan Ziegler

Die Saisonbilanz 2009 (5): Jörg Müller

Ein spannendes Rennjahr in der Tourenwagen-WM ist abgeschlossen: 'Motorsport-Total.com' nimmt die Protagonisten unter die Lupe - Heute: Jörg Müller

(Motorsport-Total.com) - Vor Saisonbeginn kennen Ehrgeiz und Motivation keine Grenzen, doch am Jahresende können freilich nur ein Rennfahrer und ein Team die begehrten Titel in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) abstauben. Aber welcher Rennstall hat sich in der abgelaufenen Saison besonders hervorgetan und wie war es um das Abschneiden der deutschen Teilnehmer bestellt? 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf das Rennjahr 2009 und nimmt die Protagonisten unter die Lupe. Heute: Jörg Müller.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor), Augusto Farfus, Jörg Müller

Teamwork: Jörg Müller stellte seine eigenen Ansprüche zurück - für Augusto Farfus

Es hätte das Jahr des Jörg Müller werden können. Mit viel Elan und Ehrgeiz kam der einzige deutsche Werkspilot der Tourenwagen-WM aus der Winterpause zurück und brannte schon beim Saisonauftakt in Curitiba schnelle Zeiten in den brasilianischen Asphalt. Doch an selber Stelle begann sich bereits abzuzeichnen, dass Müller eine überaus schwierige Rennsaison in der WTCC bevorstehen würde.#w1#

Der schmale Grat zwischen Sieg und Niederlage...

Kaum hatte das WM-Jahr begonnen, da musste Müller auch schon einen ersten Rückschlag hinnehmen: Beim Start zum ersten Rennen rodelte er gemeinsam mit einigen Kollegen vom Kurs und durch die Wiese - ein gutes Ergebnis war futsch, wie noch so oft im weiteren Saisonverlauf. Dass sich der 40-Jährige davon nicht unterkriegen ließ, spricht für sein großes Kämpferherz und für seine Fahrkünste.

Jörg Müller

Licht und Schatten: Jörg Müller war 2009 sehr schnell, aber kein WM-Titelkandidat Zoom

Denn auch Müllers Reaktion auf schwierige Situationen - die der Deutsche 2009 nicht nur in Curitiba zu bewältigen hatte - war aller Ehren wert, schließlich begeisterte der BMW Team Germany Fahrer im Jahresverlauf immer wieder mit starken Aufholjagden und schönen Überholmanövern. Ein Sieg war Müller trotz allem nicht vergönnt, denn schon frühzeitig musste er sich in den Dienst des Teams stellen.

Auch diese Aufgabe erfüllte Müller mit Bravour und ermöglichte seinem Teamkollegen Augusto Farfus auf diese Weise gleich mehrere Sternstunden, die den Brasilianer bis zuletzt im Titelrennen hielten. Sein persönliches Abschneiden hätte sich der deutsche Rennfahrer dennoch anders vorgestellt: "Ich hätte im vergangenen Jahr einfach viel mehr Punkte auf dem Konto haben müssen", gibt Müller zu Protokoll.

BMW konzentriert sich auf Augusto Farfus

"Ich war konstant und schnell. Das Auto hat ebenfalls sehr gut funktioniert. 2009 ist mir allerdings reichlich Mist widerfahren", erläutert der BMW Pilot, der die Saison mit 76 Punkten auf dem sechsten Gesamtrang beschloss - hinter seinen Markenkollegen Farfus und Andy Priaulx, die ihre Nase nicht immer vor Müller hatten, wie 'Eurosport'-Kommentator Uwe Winter bei 'Motorsport-Total.com' bestätigt.

Jörg Müller

Servus Publikum: Jörg Müller verlässt die WM und startet 2010 auf der Langstrecke Zoom

"Zu Beginn des Jahres war Jörg hochmotiviert und schien der Schnellste im Trio Farfus, Priaulx und Müller zu sein", meint Winter. Doch schon beim zweiten Event in Puebla wendete sich das Blatt: "Der Abschuss von Tarquini kam für Jörg zum falschen Zeitpunkt, da die fehlenden Punkte nur wenige Rennen später dafür sorgten, dass sich BMW auf Farfus konzentrierte", erläutert der WTCC-Experte.

"Daher musste Jörg seine eigenen Interessen hinten anstellen. In der zweiten Saisonhälfte wäre der ein oder andere Sieg möglich gewesen, aber als guter Teamplayer, der auch zukünftig auf der BMW Lohnliste stehen wird, hat er sich professionell untergeordnet und so seinem Teamkollegen 'Guschtl Farfus' einige Punkte geschenkt", hält Winter fest und sagt: "Jörg ist für mich mit Rydell vergleichbar."

Zur falschen Zeit am falschen Ort?

"Er gehört zu den Schnellsten und bringt viel Erfahrung mit ins Cockpit - aber auch für ihn gilt: Er ist häufig zum falschen Zeitpunkt an der falschen Stelle, wie beispielsweise in Oschersleben, Imola und Okayama", meint 'Eurosport'-Kommentator Winter und fügt an: "Da hebt sich Markenkollege Andy Priaulx häufig positiv von seinen Mitstreitern ab, weil er in bester Alain-Prost-Manier strategisch agiert."

Jörg Müller

Als einziger deutscher Werksfahrer fuhr Jörg Müller 2009 auf WM-Rang sechs Zoom

Doch auch diese Taktik sollte letztendlich nicht zum Erfolg führen - BMW musste sich in der abgelaufenen Rennsaison erneut der spanischen Konkurrenz von SEAT geschlagen geben und belegte sowohl in der Fahrerwertung als auch in der Herstellerklassifikation nur die Verfolgerpositionen. Müller: "Wir haben das Maximum herausgeholt, aber es war nicht genug."

Ärgert sich der einzige deutsche Werksfahrer der Tourenwagen-WM rückblickend darüber, dass er 2009 nicht seine eigenen Interessen verfolgen konnte? Müller verneint: "Motorsport ist ein Teamsport - und deshalb fällt es mir auch nicht schwer, mich voll und ganz in den Dienst des Teams zu stellen", so der BMW Fahrer abschließend. An Einsatz mangelte es Müller 2009 nicht - höchstens an Glück...

Das Rennjahr von Jörg Müller in Zahlen

Team:
BMW Team Germany

Fahrzeug:
BMW 320si WTCC

Siege: 0
Podien: 6
Pole-Positions: 0
Schnellste Runden: 4
Führungsrunden: 9

Platzierung in der Gesamtwertung:
6. Jörg Müller - 76 Punkte

Wie geht es 2010 weiter?

Nach fünf Jahren in der WTCC widmet sich Müller neuen Aufgaben: Der 40-Jährige soll ab der kommenden Saison für die Weiterentwicklung des neuen BMW M3 verantwortlich zeichnen und als Führungsfahrer auf der Langstrecke fungieren. Für den deutschen Rennfahrer schließt sich somit das Kapitel WTCC - nach zehn Siegen, drei Poles, 16 schnellsten Runden, 140 Führungsrunden und 333 WM-Punkten.

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