• 01.03.2009 10:40

  • von Stefan Ziegler

Der Saison-Countdown 2009 (7): Wer holt den Privatiertitel?

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die fünfte Saison der WTCC - Lesen Sie in Teil 7, wer sich Chancen auf den Privatiertitel ausrechnet

(Motorsport-Total.com) - Acht Fahrer und fünf Teams haben sich zum Ziel gesetzt, 2009 den Titel in der Independents' Trophy im Rahmen der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC zu sichern. Weil Titelverteidiger Sergio Hernández zum Werksfahrer bei BMW befördert wurde, dürfte der Fight um die Nachfolge des Spaniers an der WM-Spitze sicherlich für reichlich Spannung sorgen. Erfahren Sie im siebten Teil des Saison-Countdowns von 'Motorsport-Total.com', was die acht Privatfahrer in dieser Saison alles erwartet.

Titel-Bild zur News: Felix Porteiro, Imola, Autodromo Enzo e Dino Ferrari

Félix Porteiro mischt in dieser Saison in der Privatierwertung mit - beim Proteam

Viele große Tourenwagen-Namen werden sich 2009 an den zwölf WTCC-Rennstrecken versammeln, um die entscheidenden Punkte zum Gewinn der Privatfahrer-Meisterschaft zu machen. Mit dem Niederländer Tom Coronel (2006) und dem Italiener Stefano D'Aste (2007) sind zwei ehemalige Champions am Start, die in diesem Jahr sicherlich als Topfavoriten gehandelt werden müssen. Gleichwohl stehen ihre sechs Konkurrenten den beiden in nichts nach.#w1#

Porteiro als prominenter Privatier-Neuzugang

Neben Coronel debütiert 2009 der junge Brite Tom Boardman, der bereits im Rahmen des SEAT Eurocups überzeugen und bei einem Gaststart in Estoril erstmals WTCC-Luft schnuppern konnte. Der 25-Jährige kann es kaum erwarten, seine ersten Rennkilometer in dieser Saison unter die Räder zu nehmen: "Ich brenne förmlich auf das erste Rennen", sagte Boardman gegenüber 'Motorsport aktuell' und fügte an: "Damit wird ein Traum für mich wahr."

George Tanev

George Tanev geht 2009 an der Seite von Félix Porteiro beim Proteam ins Rennen Zoom

Prominent ist in diesem Jahr auch einmal mehr das italienische Proteam vertreten. Nachdem Champion Hernández ins BMW Team Italy-Spain befördert worden war und D'Aste für 2009 bei Wiechers andocken konnte, brauchte die Mannschaft um Teaminhaber Valmiro Presenzini gleich zwei neue Fahrer. Ende Januar vermeldete das Proteam einen Deal mit Nachwuchshoffnung George Tanev, der bereits im Vorjahr in Macao zum Einsatz gekommen war.

Die große Überraschung folgte allerdings erst Mitte Februar: Félix Porteiro hatte seinen Platz beim BMW Team Italy-Spain räumen müssen und war auf der Suche nach einem konkurrenzfähigen Drive. Diesen hat er schließlich beim Proteam gefunden - wodurch es zwischen Porteiro und Hernández zum Cockpittausch gekommen ist. Als zweifacher Rennsieger muss also auch der ehemalige BMW Werksfahrer zu den Frontrunnern der Privatier-Wertung gezählt werden.

Engstler nach Vizetitel ebenfalls ein Favorit auf den Titel

Genau wie das Proteam, so setzt auch der Engstler-Rennstall 2009 wieder auf den BMW 320si, welcher der Mannschaft um Teamchef und Fahrer Franz Engstler im Debütjahr 2008 so beeindruckende Erfolge ermöglich hat. Neben Engstler greift in dieser Saison der Däne Kristian Poulsen ins Lenkrad. Der 29-Jährige hatte sich im vergangenen Jahr bei einzelnen Gaststarts mit seiner couragierten Fahrweise und einigen starken Auftritten in den Fokus der Aufmerksamkeit gefahren.

Kristian Poulsen, Franz Engstler

Kristian Poulsen und Franz Engstler nehmen 2009 gemeinsam Anlauf auf den Titel Zoom

Weil das Engstler-Team mit der Vizeweltmeisterschaft beim ersten WTCC-Anlauf für eine große Überraschung gesorgt hatte, dürften der WM-Zweite Engstler sowie Neuzugang Poulsen in dieser Saison ebenfalls zu den Favoriten auf Rennsiege und die beiden Privatfahrer-Titel zählen. D'Aste kann bei Wiechers erneut einen Anlauf auf die Meisterschaft wagen, wohingegen Debütant Marin Colak mit seinem eigenen Team 2009 wohl erst einige Erfahrungen machen muss.

Unterm Strich dürften die Rennen der Independents' Trophy also äußerst spannende Angelegenheiten werden. Fast jedes Fahrer-Team-Gespann sollte dazu in der Lage sein, um die Spitze der Privatierriege mitzufahren, was dementsprechend zu vielen aufregenden Positionskämpfen führen dürfte. Eine besondere Brisanz wohnt allerdings auch der neuen zweigeteilten Qualifikation inne, bei der die Privatiers für die eine oder andere Überraschung sorgen könnten.

Die erste Hürde am Samstag: die neue Qualifikation

Nur die zehn schnellsten Fahrer erreichen den zweiten Durchgang und können sich für einen Startplatz in den Top 10 qualifizieren. "Das ist sicherlich eine Chance, wenn man einen Fahrer hat, der seine Leistung in kurzer Zeit auf den Punkt bringen kann", sagte Wiechers' Technischer Direktor Thomas Schiemann gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Mit Routinier D'Aste sieht man sich diesbezüglich bestens aufgestellt.

Sergio Hernandez, Okayama, Okayama International Circuit

In der neuen Qualifikation könnte es am Ende von Q1 zu Rudelbildung kommen... Zoom

Auch BMW Team Germany Teammanager Charly Lamm ist der Ansicht, dass die Privatiers 2009 im Qualifying durchaus für Furore sorgen könnten: "Neben der reinen Leistung werden sicherlich auch irrationale Faktoren eine Rolle spielen. Man muss sich nur einmal vorstellen, dass es gegen Ende der ersten Teilsession noch einmal einen kollektiven Anlauf geben wird. Gerade in dieser Situation könnte es einige Ausrutscher oder gelbe Flaggen geben", gab Lamm zu bedenken.

"Das könnte dazu führen, dass ein Privatfahrer durchaus in die Top 10 rutscht. Wenn ein Werkspilot sich seine schnellste Runde bis ganz zum Schluss aufspart und dann in eine gelbe Flagge fährt, kann es zu Überraschungen kommen", hielt Lamm fest und ergänzte: "Solche Situationen wird es geben. Man kann aber im Prinzip davon ausgehen, dass die schnellen Autos - wie sonst auch - nach den ersten 20 Minuten vorne stehen werden."

Finanzkrise macht vor Independents' Trophy nicht halt

Die Qualifikation ist allerdings nicht die einzige Neuerung, auf die sich die Privatfahrer 2009 einstellen müssen. Ab sofort wird die Privatier-Pole-Position mit einem Punkt belohnt und auch die schnellste Rennrunde wird künftig mit einem Zähler bedacht. Und sollte ein Pilot der Independents' Trophy in dieser Saison in die Top 8 fahren, so wird jeder eingefahrene WM-Punkt verdreifacht der Privatfahrer-Wertung zugerechnet - gute Ergebnisse lohnen sich 2009 also sehr.

Pierre-Yves Corthals

2009 zieht Pierre-Yves Corthals den Helm nicht über - er hat zu wenig Geldgeber Zoom

In dieser Saison werden zudem wieder Preisgelder in Höhe von 384.000 Euro ausgeschüttet - doch dem ehemaligen Privatier-Frontrunner Pierre-Yves Corthals hilft das nun auch nichts mehr: Der Belgier wird in diesem Jahr nicht an den Start gehen können, weil er in der Winterpause kein ausreichendes Sponsorenpaket schnüren konnte. Die schwierige Wirtschaftslage macht sich jetzt also auch in der Independents' Trophy bemerkbar.

"Es gibt eine Menge schneller Fahrer, die ein Teilbudget aufbringen könnten - aber für eine ganze Saison reicht es meist nicht", bestätigte Schiemann. "Es wäre wünschenswert, wenn die Hersteller die Privatteams bei der Sponsorensuche unterstützen würden. Die Privatteams arbeiten schließlich mit einem Bruchteil der Budgets der Werksmannschaften - schon kleine Beträge helfen Fahrern und Teams diesbezüglich ungemein weiter."

Independents' Trophy 2009

21 Tom Coronel (Niederlande), SEAT Leon 2.0 TFSI (Sunred)
22 Tom Boardman (Großbritannien), SEAT Leon 2.0 TFSI (Sunred)
23 Félix Porteiro (Spanien), BMW 320si (Proteam)
24 George Tanev (Bulgarien), BMW 320si (Proteam)
25 Franz Engstler (Deutschland), BMW 320si (Engstler)
26 Kristian Poulsen (Dänemark), BMW 320si (Engstler)
27 Stefano D'Aste (Italien), BMW 320si (Wiechers)
28 Marin Colak (Kroatien), SEAT Leon 2.0 TFSI (Colak)

Gesamtpreisgeld: 384.000 Euro
Preisgeld pro Event: 32.000 Euro

Verteilungsschlüssel pro Event (in Euro):
1. 12.000, 2. 8.000, 3. 5.000, 4. 3.000, 5. & 6. je 2.000

Punktesystem: 10-8-6-5-4-3-2-1
Punktesystem Macao: 20-16-12-10-8-6-4-2

Zusatzpunkte pro Event: Pole-Position (1) & schnellste Runde (1)
Extrapunkte für die Privatierwertung: 3 pro eingefahrenem WM-Punkt