WEC 6h Spa 2023: Toyota auf Pole und in der Mauer, schwerer GTE-Crash

Antonio Giovinazzi verliert Polezeit wegen Track Limits, Brendon Hartley mit bizarrem Toyota-Abflug - Erneut zerlegt es einen Project1-Porsche im Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Ungläubige Blicke richteten sich auf die Monitore: Brendon Hartleys Toyota GR010 Hybrid hing tatsächlich im Reifenstapel. Der Neuseeländer konnte es ebenfalls nicht fassen, fasste sich an den Kopf und musste an die Box melden: "Sorry, ich habe das Auto verloren. Ich habe nicht einmal gepusht." (Ergebnis Qualifying)

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Toyota kam in mehr Bedrängnis als gedacht, am Ende heißt es doch wieder: Pole Zoom

Auf kalten Reifen war er auf seiner Outlap ausgangs Raidillon weggerutscht. Nicht einmal ansatzweise in der Nähe des normalen Limits des Autos brach das Heck aus. Hartley korrigierte, flog aber mit dem Gegenpendler nach rechts ab.

Ob die Strecke mit Betriebsmitteln verunreinigt war, ist schwer zu sagen. Nach dem Restart hatte auch Earl Bamber im Cadillac #2 (Bamber/Lynn/Westbrook) einen ähnlichen Quersteher bei sehr niedriger Geschwindigkeit. Die Teams wiesen ihre Fahrer an, die Randsteine in Eau Rouge/Raidillon zu meiden.

Es war bereits das dritte Mal, dass die berüchtigte Barriere ausgangs Raidillon mitgenommen wurde. Nach dem schweren Doppelunfall am Freitag krachte es auch im GTE-Qualifying (siehe unten). Hartley hatte den bei weitem glimpflichsten Einschlag der drei Unfälle, aber der Toyota #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa) war aus dem Rennen um die Poleposition für die 6 Stunden von Spa 2023 raus.

Tracklimits torpedieren Tausendstelkrimi

Somit musste es Kamui Kobayashi im verbliebenen Toyota #7 (Conway/Kobayashi/Lopez) für Gazoo Racing Europe richten. Mit einer guten Runde von 2:00.812 Minuten schien die Pole schon sicher. Damit war er 24 Tausendstelsekunden schneller als Miguel Molina im Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen; 2.).

Mit dem Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 3.) hatte eigentlich niemand mehr gerechnet, denn Antonio Giovinazzi hatte sich in einer Runde zuvor ausgangs La Source gedreht. Auch seine ersten beiden Sektoren waren nicht überragend. Doch plötzlich leuchtete bei der Zieldurchfahrt die 1 auf - der Ex-Formel-1-Pilot hatte alles im letzten Sektor geholt!

Doch wenige Minuten nach dem Fallen der Zielflagge war der Spitzenplatz wieder weg - Track Limits verhinderten die zweite Ferrari-Pole der Saison. Somit wurde es die zweite Poleposition des Jahres für Toyota und die erste für die #7.

Für eine positive Überraschung sorgte Earl Bamber im Cadillac #2 (Bamber/Lynn/Westbrook; 4.). Ihm fehlten nur 0,266 Sekunden auf die Pole-Zeit. So nah war noch nie ein LMDh-Bolide an der Polezeit dran.

Für die zweite positive Überraschung sorgte Will Stevens, der beim ersten Privateinsatz eines Hypercars im Jota-Porsche #38 (Felix da Costa/Stevens/Ye; 7.) gleich fünf der zwölf verbliebenen Hypercars bügelte und beinahe sogar bester Porsche geworden wäre. Kevin Estre im Porsche #6 (Estre/Lotterer/Vanthoor) rettete sich noch auf den sechsten Platz, doch Frederic Makowiecki im Porsche #5 (Cameron/Christensen/Makowiecki; 10.) war geschlagen.

Eine Enttäuschung im Qualifying erlebte Peugeot, die nicht nur vom privat eingesetzten Jota-Porsche, sondern auch vom Glickenhaus #708 (Dumas/Briscoe/Pla; 8.) geschlagen wurden. Der Peugeot #93 (di Resta/Jensen/Vergne) startet als bester 9X8 von der neunten Position.

United wieder allen einen Schritt voraus

Wie schon in den ersten beiden Rennen war die LMP2-Klasse hart umkämpft, doch United Autosports war wieder einen Schritt voraus. In 2:05.979 Minuten sicherte sich Tom Blomqvist im United-Autosports-Oreca #23 (Pierson/Blomqvist/Jarvis) die Bestzeit. Auch seine zweitschnellste Runde hätte für die Pole gereicht.


Fotos: WEC 2023: 6 Stunden von Spa, Trainings & Qualifying


Einzig Louis Deletraz konnte im WRT-Oreca #41 (Andrade/Kubica/Deletraz) einigermaßen mithalten, hatte aber bereits 0,339 Sekunden Rückstand. Alle Fahrzeuge auf den folgenden Plätzen hatten bereits mehr als eine halbe Sekunde Rückstand auf Blomqvist.

Fünf weitere LMP2-Fahrzeuge lagen dahinter in einem Fenster von einer weiteren halben Sekunde, ein sechstes Fahrzeug nur drei Tausendstelsekunden außerhalb dieses Fensters. Enttäuscht vom Qualifying wird Filipe Albuquerque sein, für den es im United-Autosports-Oreca #22 (Lubin/Hanson/Albuquerque) nur zu P7 reichte - 0,705 Sekunden hinter dem Schwesterauto von Blomqvist.

Wilder Abflug von P.J. Hyett

Vor der Wahl einer langen Nachtschicht oder der Aufgabe steht die Mannschaft des Project-1-Porsches #56 (Hyett/Jeanette/Cairoli). P.J. Hyett kopierte den typischen Abflug, als er in der Bergaufpassage Eau Rouge/Raidillon die Kontrolle verlor.

Vor zwei Jahren gab es an dieser Stelle eine ganze Reihe von Unfällen, als der Porsche 911 RSR-19 in der GTE Am noch ganz neu war. Auch damals war Project1 betroffen.

Die gute Nachricht ist, dass Hyett frontal eingeschlagen ist. Dort sind die Autos in der Regel am stabilsten. Ob das Trio jedoch am Rennen teilnehmen kann, muss die Analyse des Wracks zeigen.

Das Qualifying dominierte Ahmad Al Harthy im TF-Sport-Aston-Martin #25 (Al Harthy/Dinan/Eastwood). Nachdem Aston Martin in Sebring und Portimao weit abgeschlagen war, wurde die Balance of Performance (BoP) vor dem Wochenende leicht angepasst.

Die Poleposition dürfte daran kaum festzumachen sein. Al Harthy fuhr in einer eigenen Liga und nahm dem Rest des Feldes fast zwei (!) Sekunden ab. Die "Iron Dames" im Iron-Lynx-Porsche #85 (Bovy/Gatting/Frey) starten von Platz 2, die bisher ungeschlagene Corvette #33 (Keating/Varrone/Catsburg) mit 45 Kilogramm Zusatzgewicht nur von P4.

Das Rennen wird am Samstag um 12.45 Uhr gestartet.

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