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WEC 6h Fuji 2024: Porsche siegt, Kubica kegelt, Mick-Knoten geplatzt!
Porsche führt die Vorentscheidung in der Weltmeisterschaft in Fuji herbei - Desaster für Toyota-Titelhoffnung, Mick auf dem Podium - Manthey holt LMGT3-Titel
(Motorsport-Total.com) - Genau zum richtigen Zeitpunkt haben Kevin Estre, Andre Lotterer und Laurens Vanthoor zurückgeschlagen: Mit einem Sieg bei den 6 Stunden von Fuji hat das Trio im Porsche #6 einen großen Schritt in Richtung Titelgewinn in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2024 gemacht, während sich Toyota quasi aus der WM-Entscheidung geschossen hat. (Ergebnis)
© Motorsport Images
Der Porsche #6 ist in der Weltmeisterschaft vor dem Finale fast durch Zoom
Mit dem Sieg hat Porsche nun eine Hand am WM-Titel, da der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries; DNF) bei einem Debakel für Gazoo Racing ausschied und der Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen; 9.) nur zwei WM-Punkte holte.
Die große Sensation in Fuji war jedoch der erste Podiumsplatz für Alpine in der WEC, herausgefahren von Mick Schumacher höchstpersönlich: Fünf Minuten vor Schluss kämpfte der Sohn von Formel-1-Legende Michael Schumacher Norman Natos Jota-Porsche #12 (Stevens/Ilott/Nato; 5.) nieder und verhalf dem Alpine #36 (Lapierre/Schumacher/Vaxiviere) zu Rang drei!
Dabei schien schon alles gelaufen, denn Schumacher hatte relativ früh im Rennen eine Durchfahrtsstrafe kassiert. Er fuhr nicht nur den letzten, sondern auch den ersten Stint, in dem er sich trotz eines Ausweichmanövers bei einem großen Unfall (siehe unten) von Startplatz 15 auf P8 verbesserte.
Allerdings hatte er im Zweikampf mit Jean-Eric Vergne im Peugeot #93 (Vergne/Jensen/Müller; 4.) das Nachsehen. Schumacher und Vergne erhielten eine Durchfahrtsstrafe, weil sie bei ihrem Zweikampf unter Gelber Flagge nicht ausreichend verlangsamt hatten. Eine solche Strafe war bereits in Austin gegen Kamui Kobayashi verhängt worden.
Dadurch fiel der Alpine #36 aus den Punkterängen und verlor den Anschluss an das Schwesterauto #35 (Gounon/Habsburg/Milesi; 7.), mit dem er lange Zeit gemeinsam unterwegs war. Doch in der Schlussphase machte Schumacher mit gutem Speed und Zweikampfstärke alles wieder wett - und profitierte davon, dass anscheinend niemand den letzten Podestplatz haben wollte.
Das Rennen wurde nach drei Safety-Car-Phasen und zwei Full-Course-Yellows in einem 90-minütigen Sprint entschieden, der in die Geschichtsbücher der WEC eingehen dürfte. Während auf den ersten beiden Plätzen alles klar war, fielen die jeweils drittplatzierten Fahrzeuge reihenweise vom Podium wieder runter.
Dem vorausgegangen war ein sechsstündiges Rennen, das ganze Bücher füllen könnte, in dem sich ein Fahrzeug nach dem anderen aus dem Rennen um die Podiumsplätze verabschiedete und in dem BMW und Alpine die besten Ergebnisse ihrer noch jungen WEC-Programme und Peugeot mit Platz vier das bisher beste Ergebnis mit dem überarbeiteten 9X8 2024 einfuhr.
Keiner will aufs Podium, Mick ergreift Chance
Also der Reihe nach: Zunächst schien alles auf eine Dominanz des Cadillac #2 (Bamber/Lynn; DNF) hinauszulaufen, der von der Poleposition aus das Geschehen in der ersten Stunde fest im Griff hatte. In den Longruns zeichnete sich bereits ab, dass Ganassi eine reelle Chance auf den Sieg hatte. Doch der Caddy fiel bei den Boxenstopps immer wieder zurück, was sich rächen sollte.
Denn an der Spitze ging auch der BMW #15 (D. Vanthoor/Marciello/Wittmann; 2.) das Tempo mit. Dessen Wege kreuzten sich kurz vor Rennhalbzeit mit dem Cadillac, im Kampf zwischen Raffaele Marciello und Earl Bamber wollte keiner nachgeben. Der Cadillac bezahlte die Berührung ausgangs der ersten Kurve mit einem Reifenschaden.
Die letzte SC-Phase mit dem Restart 90 Minuten vor Rennende brachte dem Caddy noch die Chance auf einen Podiumsplatz. Doch wieder einmal verspielte Earl Bamber ein mögliches Top-Ergebnis für Cadillac, als er eine halbe Stunde vor Schluss im Kampf mit Mick Schumacher einen Unfall baute und anschließend auf dem Weg zurück an die Box noch eine Schikane abräumte.
Zweikampf Mick Schumacher vs. Edoardo Mortara in der 1. Stunde
Realistisch betrachtet war der Cadillac das einzige Fahrzeug, das dem Porsche #6 im Kampf um den Sieg wirklich hätte gefährlich werden können. So wurde es zwar keine Spazierfahrt für Estre/Lotterer/L. Vanthoor, aber zu keinem Zeitpunkt schien der Porsche die Kontrolle über das Rennen zu verlieren.
Am Ende standen 16,601 Sekunden Vorsprung auf den BMW zu Buche. Damit durften Laurens und Dries Vanthoor gemeinsam auf dem Podium jubeln - ein Novum in der WEC.
Zwischenzeitlich mischte auch der Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen) in der Spitzengruppe mit und lag zwischenzeitlich auf Platz zwei. Dies war jedoch vor allem einer antizyklischen Reifenstrategie in Kombination mit etwas SC-Glück zu verdanken. Am Ende des Rennens musste AF Corse dafür bezahlen und die #50 fiel auf alten Reifen hoffnungslos zurück.
Eigentlich wäre der Alpine #35 nach dem letzten Restart für das Podium prädestiniert gewesen, doch eine Durchfahrtsstrafe 25 Minuten vor Schluss wegen eines Vorfalls beim Überrunden kostete ein besseres Ergebnis.
Nächster Podiumskandidat wäre der Toyota #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa; 10.) gewesen, doch auch dieser musste eine Durchfahrtsstrafe antreten, weil er sich nach einem Boxenstopp mit Rundenrückstand auf ein hartes Duell mit dem führenden Porsche einließ, der seinen Stopp noch vor sich hatte. Dabei missachtete der Toyota blaue Flaggen.
Nun lag der Jota-Porsche #12 auf Podiumskurs, doch Schumacher servierte Nato kurz vor Schluss ab. Der Jota-Porsche verlor auch noch Platz vier an den sensationell auftrumpfenden Peugeot #93.
Berührung Raffaele Marciello vs. Earl Bamber
Das dürfte Jota Sport aber egal gewesen sein, denn mit den Plätzen fünf und sechs belegten die privaten Porsche 963 die ersten beiden Plätze in der Subwertung für Privatteams. Damit sicherten Will Stevens, Callum Ilott und Norman Nato bereits ein Rennen vor Schluss Jota den Titel im FIA-Weltcup für private Hypercar-Teams.
Kobayashi wirft WM-Chancen weg
Der große Verlierer ist dagegen Toyota. Beim Heimspiel lief nicht viel zusammen. In der BoP-Einstufung endgültig zur Chancenlosigkeit verdammt, versuchte es Gazoo Racing mit dem Mut der Verzweiflung. Das Ergebnis war eine Mischung aus Pech und eigenen Fehlern.
Zunächst noch in der erweiterten Spitzengruppe, begann das Drama zwei Stunden vor Schluss, als man es mit einem Strategiekniff versuchte und den noch mit WM-Chancen ausgestatteten Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries; DNF) 120 Minuten vor Schluss regulär in die Box holte. Zwei saubere 60-Minuten-Stints sollten folgen, um das Reifenkontingent optimal auszunutzen.
Doch die Strategie ging völlig in die Hose, als nur zehn Minuten später die letzte Safety-Car-Phase ausgerufen wurde. Dieser ging ein virtuelles Safety-Car voraus, das einem FCY entspricht. Nun konnten alle anderen Fahrzeuge ihre Boxenstopps unter Gelb absolvieren und verloren deutlich weniger Zeit. Dadurch fiel die #7 auf den achten Platz zurück.
Unfall Kamui Kobayashi und Matt Campbell
Nach dem Restart geriet Kobayashi sofort unter Druck von Matt Campbells Porsche #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki; DNF), der schnell vorbeizog. Eigentlich war das Manöver schon abgeschlossen, doch dann hielt Kobayashi in Kurve 3 voll drauf und drehte Campbell um.
Beide Fahrzeuge kollidierten in der Auslaufzone erneut. Die Radaufhängung des Toyota GR010 Hybrid wurde dabei ebenso irreparabel beschädigt wie die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Auch die #5 war nach diesem Unfall draußen.
Ebenso chancenlos wie Toyota war in diesem Rennen Ferrari. Die #50 war in der Schlussphase auf alten Reifen völlig hoffnungslos. Die #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; DNF) schied mit einem Hybridproblem aus. Und der privat eingesetzte AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Schwarzman/Ye; 12.) sorgte für den Aufreger des Rennens schlechthin.
Kubica räumt komplett auf
Eine der wohl kontroversesten Szenen der gesamten WEC-Saison 2024 ereignete sich gleich zu Beginn der zweiten Runde, als sich Robert Kubica verbremste und damit eine Kettenreaktion auslöste.
Kubica traf das Heck des Porsche #5 von Frederic Makowiecki, der wiederum das Heck des Ferraris #51 von Antonio Giovinazzi touchierte. Der Italiener war seinerseits bereits im Begriff, das Heck des Alpine #35 von Ferdinand Habsburg zu touchieren und wurde schließlich vom Porsche in den Alpine geschoben, der sich ebenfalls drehte.
Mehrere Fahrzeuge mussten durch die Auslaufzone ausweichen, darunter beide Jota-Porsche und Mick Schumacher. Am schlimmsten erwischte es jedoch Rene Rasts BMW #20 (S. van der Linde/Frijns/Rast; DNF), der ebenfalls ausweichen musste.
Rast umkurvte alle drehenden Fahrzeuge, erwischte aber Trümmerteile und riss sich dabei die Flaps an der Frontpartie ab. Nach etwas mehr als einer Stunde steuerte er die Box an, um die Nase wechseln zu lassen, doch der Wechsel dauerte länger als geplant und kostete den BMW zwei Runden. Später schied der M Hybrid V8 #20 aus.
Auch der Porsche #5 und beide beteiligten Ferrari mussten die Box ansteuern, um Karosserieteile wechseln zu lassen. Kubica erhielt zudem eine 30-Sekunden Stop-and-Go-Strafe und fiel aus der Führungsrunde zurück. Später kam noch eine Reihe weiterer Strafen wegen kleinerer Vergehen hinzu, die in diesem Fall aber keinen Einfluss mehr auf das Ergebnis hatten, da nur zwölf Hypercars ins Ziel kamen.
In die lange Liste der Ausfälle reihte sich auch der Lamborghini #63 (Bortolotti/Mortara/Kwjat; DNF) ein, der nach einem bärenstarken Qualifying nach etwas mehr als vier Stunden mit einem Defekt im Antriebsstrang ausrollte, nachdem er über Randsteine gefahren war. Dies war der Auslöser für die finale SC-Phase.
LMGT3-Titel für Bachler/Sturm/Malichin fixiert
Klaus Bachler, Joel Sturm und Alexander Malichin ließen sich vom schwachen Qualifying nicht aus der Ruhe bringen. Bereits im Eröffnungsstint fuhr Malichin weit in die Top 10 vor und legte damit den Grundstein für den vorzeitigen Titelgewinn.
Da das Feld immer wieder durch SC-Phasen zusammengeführt wurde, dauerte es nicht lange, bis der weiß-gelbe Porsche in der Spitzengruppe auftauchte. Diese wurde im Verlauf des Rennens vom United-Autosports-McLaren #59 (Cottingham/Costa/Saucy; 8. LMGT3) und dem AF-Corse-Ferrari #54 (Flohr/Castellacci/Rigon; 1. LMGT3) gebildet.
Während Davide Rigon im Ferrari den zweiten Sieg in Folge nach Hause fuhr und Klaus Bachler im Porsche #92 mit Platz zwei den Titelgewinn sicherte, brach Saucy im Endspurt ein und wurde bis auf Platz acht durchgereicht.
Das ermöglichte dem WRT-BMW #46 (Al Harthy/Rossi/Martin; 3. LMGT3) den Sprung aufs Podium, auf dem ein sensationell aufgelegter Valentino Rossi für Furore sorgte. Er machte in seinem Stint fünf Plätze gut, inklusive eines sehenswerten Doppel-Überholmanövers, dem unter anderem der Manthey-Porsche #91 (Shahin/Schuring/Lietz; 14. LMGT3) zum Opfer fiel.
Viel schlimmer traf die #91 jedoch ein Reifenschaden, der das Fahrzeug komplett aus den Punkterängen warf und damit zum vorzeitigen Titelgewinn des Schwesterautos beitrug.
Platz vier ging an die lange Zeit führende TF-Sport-Corvette #81 (van Rompuy/Andrade/Eastwood), die aufgrund der Safety-Car-Phasen nicht vom starken Rennbeginn von Tom van Rompuy profitieren konnte. Dahinter kamen die "Iron Dames" im Iron-Lynx-Lamborghini #85 (Bovy/Frey/Gatting; 5. LMGT3) ins Ziel.
Valentino Rossi überholt zwei Autos auf einmal
Früh erledigt war das Rennen für den Polesetter, den AF-Corse-Ferrari #55 (Heriau/Mann/Rovera; 6. LMGT3). Francois Heriau musste nach einer Berührung in der Startphase zur Reparatur an die Box. Platz sechs war am Ende Schadensbegrenzung.
Das Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft findet am 2. November traditionell in Bahrain statt.
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