• 17.09.2016 18:50

  • von Heiko Stritzke & Roman Wittemeier

Jani verblüfft: "Wie zu meiner Formel-Renault-Zeit!"

Neel Jani glaubt, dass wieder ein enges Rennen in Austin ins Haus steht und erklärt, warum das Qualifying in der WEC mittlerweile so wichtig geworden ist

(Motorsport-Total.com) - Ein Qualifying für ein Langstreckenrennen war bislang in der Regel eher ein Vorgeplänkel, die Pole-Position ein "nice to have", beziehungsweise ein enormer Prestigeerfolg für Fahrer und Marke. In der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) geht es jedoch mittlerweile so eng zur Sache, dass schon die Qualifikation entscheidenden Charakter haben kann. Das behauptet jedenfalls Neel Jani. Dieser zieht mittlerweile sogar Parallelen zu seiner Zeit in Nachwuchsklassen. Er erwartet wieder ein enges Rennen.

Titel-Bild zur News: Neel Jani

Neel Jani erklärt, warum das Qualifying in der WEC wichtiger geworden ist Zoom

"Die ersten vier liegen innerhalb von zwei Zehntelsekunden, das ist ja wie zu meiner Formel-Renault-Zeit!", sagt der Porsche-Werksfahrer erstaunt. Von 2001 bis 2004 war er in diversen Formel-Renault-Kategorien aktiv, wo er mehrere Siege erzielen konnte. Zurück zur WEC: "Wenn man als Fahrer einen Fehler macht und eine oder zwei Zehntel verliert, ist das mittlerweile entscheidend. So eng ist es. Deshalb ist es mittlerweile wichtig, im Qualifying vorn zu stehen." (So lief das Austin-Quali)

Diese ungeheuerliche Aussage untermauert der Schweizer mit seinen Erfahrungen im Fahren im Verkehr: "Ich weiß, das klingt unglaublich, aber es hat für uns verglichen mit den vergangenen Jahren sehr viel an Bedeutung gewonnen. Die Pole-Position gibt einem wie in der Formel 1 diesen Vorteil: Wenn man vorne liegt, kann man die Pace im Verkehr diktieren. Wer zurückliegt, muss immer ein kleines Bisschen mehr Risiko gehen, um in derselben (Überrundungs-) Sequenz zu bleiben. Wenn man Pech hat, kann man viel Zeit verlieren."


Fotos: WEC in Austin, Freitag


Ihm selbst erging es vergangenes Jahr in Austin so im Duell mit Mark Webber, als er hinter einem GT-Fahrzeug stecken blieb. "Er kam durch und ich verlor sechs Sekunden. Sechs Sekunden! Da braucht man wirklich Glück, um ihn wieder einzufangen. Deshalb ist das Qualifying mittlerweile recht wichtig." Auch auf dem engen Kurs von Mexiko City konnte eine Überrundung große Lücken ins Feld reißen, wenn zwei LMP1-Boliden dicht hintereinander klebten und nur einer am GT-Fahrzeug vorbeikam.

Das Rennen hängt für Jani von einem Faktor ab, der Hitze: "Wir wissen, dass Audi in der Hitze stark ist. Das hat sich in der Vergangenheit gezeigt. Am Nürburgring haben sie stark begonnen, bevor sie nachgelassen haben. Hier wird es selbst bei Nacht für uns nicht kühl genug." Allerdings verweist er auch darauf, dass Audi bei heißen Temperaturen nicht selten Zuverlässigkeitsprobleme bekommt.

Sollten solche Probleme ausbleiben, wird Porsche in der Dunkelheit mit reinem Speed den Audi etwas entgegensetzen müssen. Die Krux ist aber, dass nur das halbe Rennen bei Nacht stattfindet. "Alles hängt davon ab, wie weit die Strecke dann abkühlen wird", befindet Jani. "Was auch entscheidend sein wird, ist, wie viel Vorsprung sie bei Tageslicht rausholen können. Das wird wieder ein enges Rennen, wie schon in Mexiko!"