Ferrari in Fuji: Laut Toyota durch "Niveau der Fahrer" gebremst
Dass Toyota bei den 6h Fuji letztlich klar vor Ferrari abschnitt, das liegt laut Pascal Vasselon und Kamui Kobayashi nicht zuletzt an Streckenkenntnis und Erfahrung
(Motorsport-Total.com) - Während Toyota am vergangenen Wochenende bei den 6 Stunden von Fuji mit einem Doppelerfolg den vorzeitigen Gewinn des Herstellertitels in der Saison 2023 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) feierte, wurde es für Ferrari der schwächste Auftritt, seit man in der Hypercar-Klasse mitmischt.

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Ferrari hatte in Fuji letztlich keine Chance gegen Toyota Zoom
In Fuji kamen die beiden Ferrari 499P, gefahren von Fuoco/Molina/Nielsen und von Pier Guidi/Calado/Giovinazzi, mit jeweils einer Runde Rückstand auf den Plätzen vier und fünf ins Ziel. Den letzten Podestplatz hinter den beiden Toyota GR010 Hybrid belegte Porsche mit Estre/Lotterer/Vanthoor.
Im Lager von Toyota ist man der Meinung, dass Ferrari in Fuji von der Inkonstanz der Fahrer gebremst wurde. Die wiederum sei Resultat der vergleichsweise geringen Streckenkenntnis gewesen. "Wenn man sich die Rundenzeiten anschaut, dann reden wir über ein oder zwei Zehntelsekunden [zwischen den Herstellern]", analysiert Toyota-Technikchef Pascal Vasselon.
"Auf den besten 60 Prozent der Runden liegen wir innerhalb von zwei Zehntelsekunden zu Porsche. Und wenn man sich Ferrari anschaut, dort war Fuoco insbesondere im ersten Stint wirklich konkurrenzfähig", so Vasselon, der daraus schlussfolgert: "Ich glaube, bei Ferrari haben sie wohl ein kleines Problem mit dem Niveau der Fahrer, denn Fuoco war ja eindeutig konkurrenzfähig. Ich glaube, dass wir die konstanteren Fahrer haben."
"Kamui-Effekt" und mehr spielen Toyota in die Karten
Laut Vasselon hat Toyota aber nicht nur die konstanteren Fahrer im Aufgebot als Ferrari. Gerade beim Heimspiel in Fuji kam der "Kamui-Effekt" zum Tragen, wie der Technikchef mit Verweis auf Kamui Kobayashi darlegt.
Im Qualifying am Samstag eroberte Kobayashi mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung die Pole. Im Rennen am Sonntag überholte er im letzten Stint das Schwesterauto (Buemi/Hartley/Hirakawa) und stellte mit 39 Sekunden Vorsprung den Sieg für den #7 Toyota (Conway/Kobayashi/Lopez) sicher.
"Ich glaube, es ist der spezielle 'Kamui-Effekt'", so Vasselon. "Es ist offensichtlich, dass er hier einen Schritt weiter ist als die anderen Fahrer. Das liegt einfach daran, dass er hier so viele Rennen fährt." Damit spricht der Toyota-Technikchef auf Kobayashis Doppelprogramm aus WEC und Super Formula an.

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Toyota-Technikchef Pascal Vasselon Zoom
Auch Ryo Hirakawa, einer der drei Fahrer im #8 Toyota, bestreitet neben der WEC noch die Super Formula in Japan. Aus diesem Grund erkennt Vasselon auch bei ihm einen Vorteil, der am Fuji-Wochenende besonders zum Tragen kam.
"Schau dir Ryo an, wie er nur zwei Runden gebraucht hat, um Estre zu überholen. Nachdem Jose, der ein absoluter Spitzenfahrer ist, nicht vorbeigekommen war, ist Ryo das in zwei Runden gelungen. Die Jungs, die es gewohnt sind, hier zu fahren, haben den anderen einfach etwas voraus", so Vasselon.
Mit dem vom Toyota-Technikchef beschriebenen Manöver von Ryo Hirakawa gegen Porsche-Pilot Kevin Estre ging Toyota in der vierten Rennstunde in Führung. Jose Maria Lopez im letztlich siegreichen #7 Toyota ließ Hirakawa im Schwesterauto in diesem Moment vorbei, um Toyota in Führung zu bringen. Im letzten Stint war es dann Kobayashi, der das Rennen zu Gunsten des #7 Toyota entschied.

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1. Mike Conway, Kamui Kobayashi, Jose Maria Lopez, 2. Sebastien Buemi, Brendon Hartley, Ryo Hirakawa Zoom
Kobayashi teilt übrigens die Ansicht von Vasselon, wonach die Streckenkenntnis in Fuji eine entscheidende Rolle gespielt hat. "Das war ein Rennen, in dem die Fahrer immer wieder die Fahrzeugbalance und die Bremsbalance verändern mussten, um ihren Fahrstil dahingehend anzupassen, dass die Reifen geschont werden", erklärt der Japaner.
"So gesehen", so Kobayashi weiter, "lag der Schlüssel zum Ergebnis darin, sich schnell anzupassen. Da haben wir mit unserer Erfahrung einen Vorteil, weil unsere Fahrer genau dazu in der Lage sind. Es war ja nicht so, dass Ferrari die ganze Zeit langsam gewesen wäre."
"Sie hatten einige starke Stints. Warum? Weil sich die Fahrer, die sich anpassen konnten, schnell waren. Bei Toyota kann das jeder Fahrer. Ich glaube einfach, das ist ein Produkt all unserer jahrelangen Erfahrung", so Kobayashi, der bei Toyota neben seiner Rolle als Fahrer auch den Posten des Teampräsidenten bekleidet.
Toyota auch in der Fahrer-WM so gut wie durch
Und Ferrari? Was die Italiener betrifft, so hat das Rennergebnis der 6h Fuji zur Folge, dass die Chancen auf den Gewinn des Fahrertitels in der WEC-Saison 2023 nur noch theoretischer Natur sind. Der Rückstand der Le-Mans-Sieger Pier Guidi/Calado/Giovinazzi auf die Tabellenführer Buemi/Hartley/Hirakawa beträgt nun 31 Punkte.
Beim Saisonfinale, den 8h Bahrain am 4. November, werden noch 39 Punkte vergeben. Rein rechnerisch haben auch Fuoco/Molina/Nielsen im anderen Ferrari noch Titelchancen. Ihr Rückstand beläuft sich aber schon auf 36 Punkte.


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