• 22.08.2013 12:52

Bouchut: "Amerika ist meine zweite Heimat"

Lotus-Praga-Pilot Christophe Bouchut über den Reisetress im Motorsport, Medizin im Gepäck und die Parklandschaft zu Hause

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Praga möchte bei den noch ausstehenden fünf Rennen der WEC-Saison endlich das große Potenzial des neuen T128 ausschöpfen. Bereits beim kommenden Lauf in Interlagos peilt man das LMP2-Podest an. Im Fahrzeug mit der Startnummer 31 soll der Franzose Christophe Bouchut seine ganz Routine einbringen. Der Langstrecken-Spezialist bringt die Erfahrung von 20 Le-Mans-Einsätzen mit. Im Interview berichtet er von Rennvorbereitungen und Träumen als Kind.

Titel-Bild zur News: Christophe Bouchut

Christophe Bouchut ist der erfahrenste Pilot im Kader von Lotus-Praga LMP2 Zoom

Frage: "Christophe, wie hast du das Rennen in Le Mans erlebt?"
Christophe Bouchut: "In Le Mans zu fahren ist etwas ganz Besonderes, da es die größte Veranstaltung im Kalender ist. Jedes Mal wenn ich dort bin fühle ich mich sehr privilegiert, ein Teil dieses Spektakels zu sein. In diesem Jahr habe ich zum 20. Mal teilgenommen und es war eine große Ehre für mich mit einer solch legendären Marke wie Lotus anzutreten und mein Jubiläum zu feiern."

Frage: "Wie hast du die Pause nach Le Mans verbracht? Warst du im Urlaub? Wenn ja, wo?"
Bouchut: "Ich habe Urlaub in Lugano gemacht. Gemeinsam mit meinem Teamkollegen Kevin Weeda und unseren Familien wir sind Wasserski auf dem See gefahren. Ich habe aber auch viel Zeit zu Hause und mit guten Freunden verbracht. Wir haben gemeinsam den 14. Juli, den französischen Nationalfeiertag, mit einem großen Feuerwerk gefeiert."

Frage: "Es stehen fünf Rennen auf drei Kontinenten an. Bereiten dir das Fliegen oder die verschiedenen Zeitzonen Probleme? Hast du Probleme mit Jetlag?"
Bouchut: "Ich bin in den letzten fünf Jahren sehr oft von Frankreich nach Amerika geflogen und habe dabei einige Erfahrungen mit dem Jetlag gemacht. Es ist nicht einfach aber man sollte am ersten Tag nach der langen Reise etwas Sport treiben. Dies hilft ganz gut bei der Akklimatisierung. Wenn ich nicht schlafen kann, besonders wenn ich zurück nach Hause komme von einer Reise, dann nehme ich etwas Melatonin. Melatonin ist ein natürliches Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuert."

Frage: "Auf welches der kommenden Rennen freust du dich am meisten?"
Bouchut: "Die WEC ist eine unglaubliche Erfahrung für mich mit so vielen tollen Rennstrecken, sodass ich nicht sagen kann, mir gefällt diese oder jene am besten. Das nächste Rennen in Interlagos wird großartig sein, weil ich diesen Ort liebe und ich 2006 die Mil Milhas Brasil, eines der bedeutendsten Rennen in Brasilien, gewonnen habe."

Kevin Weeda, Vitantonio Liuzzi, Christophe Bouchut

Der Lotus mit der Startnummer 31 greift beim kommenden WEC-Rennen an Zoom

"Amerika ist sozusagen meine zweite Heimat, und ich kenne dort viele Leute, die ich hoffentlich in Austin wiedersehen werde. Vor vielen Jahren bin ich mit der Formel 3 in Fuji gefahren und dieser Teil von Japan ist wunderschön. Schanghai ist eine unglaubliche Stadt und hat eine tolle Strecke. 2005 habe ich das allererste Rennen in der noch jungen Geschichte des Bahrain International Circuit gewonnen, und ich liebe diese Strecke."

Frage: "Was ist das Besondere an Rennstrecken, auf denen gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird, wie beispielsweise in Interlagos. Ist es schwieriger oder bereitest du dich anders auf solche Rennen vor?"
Bouchut: "Ehrlich gesagt achte ich da nicht sonderlich darauf, in welche Richtung gefahren wird. Interlagos ist eine anspruchsvolle Strecke und es gibt nicht viele Bremszonen. Du musst immer und überall schnell unterwegs sein und es gibt auch viele Überholmöglichkeiten. Aber ich bereite mich nicht anders auf einen Kurs vor, auf dem gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird."

Frage: "Wie hältst du dich fit für die Rennen? Welche Sportart betreibst du?"
Bouchut: "Ich mache zweimal in der Woche Sport in meinem Fitnessraum zu Hause plus einiger anderer Aktivitäten und der Pflege meiner drei Hektar großen Parklandschaft. Abgesehen vom Motorsport bin ich seit langer Zeit Sportschütze. Diese Sportart erfordert ähnliche Eigenschaften, die auch im Motorsport wichtig sind."

Frage: "Welche Musik hörst du gerne? Welche Musik hörst du vor einem Rennen?"
Bouchut: "Ich liebe Musik und ich liebe viele verschiedene Musikrichtungen. Es hängt von meiner Stimmung ab, aber zu Hause bevorzuge ich klassische Musik. Vor einem Rennen höre ich Foo Fighters oder Linkin Park, also das genaue Gegenteil von dem, was ich zu Hause höre."

Frage: "Hast du besondere Rituale vor einem Rennen?"
Bouchut: "Nicht wirklich ein Ritual, aber ich habe immer eine besondere Medaille von meiner Familie bei mir."

Frage: "Ist deine Ehefrau bei allen Rennen an der Strecke dabei?"
Bouchut: "Meine Ehefrau kommt jedes Jahr nach Le Mans. Aber das ist das einzige Rennen. Ich möchte nicht, dass sie bei den anderen Veranstaltungen dabei ist, weil ich arbeiten muss und am Rennwochenende nicht viel Zeit für sie habe. Es ist mein Beruf, der außerdem gefährlich ist."

Frage: "Was ist dein Lieblingsessen?"
Bouchut: "Ich habe italienische Wurzeln, weshalb ich italienisches Essen liebe, speziell Pasta Bolognese."

Frage: "Welchen Beruf hättest du erlernt, wenn du kein Rennfahrer geworden wärst?"
Bouchut: "Als ich noch klein war, hatte ich eine große Leidenschaft für klassische Musik. Mein Wunsch war es, Dirigent zu werden. Aber aus irgendeinem Grund habe ich mich entschieden, Rennfahrer zu werden."

Frage: "Welche Schlagzeile möchtest du gerne über dich und Lotus Praga LMP2 lesen?"
Bouchut: "Eine großartige Kombination mit großartigem Erfolg."

Frage: "Welche Ziele oder Wünsche hast du für die nächsten Rennen?"
Bouchut: "Die Rennen zu beenden und das beste Saisonergebnis zu erzielen."