Eine komplexe Konstallation verschiedener Beteiligter ist in einen Machtkampf um den Langstreckensport auf dem Nürburgring involviert - Was ist da los?
Machtkampf am Nürburgring! Die Zukunft des Motorsports auf der Nürburgring-Nordschleife ist völlig unklar. Die Situation einfach mit Tabellen und Diagrammen erklärt
Zunächst zu den Beteiligten: Auf der einen Seite steht eine Dreierallianz. Als erster Spieler wäre da die NR Holding um den russischen Pharmaunternehmer Wiktor Charitonin.
Zweiter Teil der Allianz ist der Automobilclub von Deutschland (AvD) rund um Lutz-Leif Linden
Und als dritter Teil der Allianz fungieren Ex-NLS-Chef Ralph-Gerald Schlüter und sein Mitstreiter Peter Bonk.
Auf der anderen Seite stehen die neun Vereine (zwischenzeitlich waren zwei Vereine ausgeschert, die sich aber der VLN-Position wieder anschlossen), die bisher die Nürburgring-Langstrecken-Serie veranstaltet haben.
Die VLN Sport GmbH und Co. KG, die für die sportliche Durchführung der NLS zuständig ist: Alle neun Vereine halten jeweils 11,111... Prozent.
Die VLN Sport mit ihren neun Gesellschaftern hält wiederum 40 Prozent an der Vermarktungsgesellschaft VLN VV. Die anderen 60 Prozent hält die NR Holding.
Der Vorschlag der Achse Nürburgring-AvD-Schlüter: Die NR Holding hält 51 Prozent, der AvD 25 Prozent, die neun Vereine wären in der neuen Gesellschaft mit 24 Prozent (2,67 Prozent für jeden Verein) marginalisiert. Die ADAC-Ortsclubs und ein DMV-Verein lehnen ab.
Gegenvorschlag der sieben "Rebellen": Die VLN übernimmt wieder die volle Hoheit über die Serie und führt die Rennen wieder alleine durch, die NR Holding zieht sich auf ihre Rolle als Rennstreckenvermieterin zurück. Tatsächlich kommt es dazu, aber auf andere Weise: Die NR Holding kündigt den Vertrag zum Ende 2023.
Die NR Holding lässt jetzt ihre Muskeln spielen und kündigt an, der VLN keine Termine mehr auf dem Nürburgring zu geben. Stattdessen wird es eine neue Rennserie NES unter AvD-Führung mit mindestens acht Rennen geben.
In der neuen Gesellschaft kommt die NR Holding nicht vor. Stattdessen gehen 76 Prozent an den AvD und 24 Prozent an die neue Gesellschaft von Peter Bonk und Ralph-Gerald Schlüter.
Die VLN verklagt den Nürburgring und gewinnt im September 2023 in erster Instanz klar. Der Nürburgring muss ihr 2024 acht Termine zu marktüblichen Konditionen anbieten. Die NR Holding geht in Berufung. Derweil droht der Langstreckenszene am Nürburgring 2024 ein Split wie einst den IndyCars.
Am 4. Januar 2024 wird das Berufungsurteil verkündet: Die VLN erhält fünf Termine für sechs Rennen 2024 zugesprochen. Für die NES blieben drei Termine, sofern der Nürburgring nicht weitere Rennwochenenden freischaufelt.
Am 19. Januar 2024 verkündet der ADAC Nordrhein, dass die 24h-Qualifiers 2024 zur NLS zählen werden. Damit hat die NLS bereits acht Läufe sicher. Die NES startet am selben Tag ein Kickoff-Meeting mit mehreren Stakeholdern auch aus der Industrie, bleibt in ihren Ausführungen aber vage.
Anfang 2024 steigt die NR Holding in die NES ein und schafft damit wieder die Verhältnisse, die sie ursprünglich im Frühjahr 2023 der NLS als Vorschlag gemacht hat.
Am 15. März 2024 verkünden VLN und ADAC den Einstieg von ADAC Nordrhein, Mittelrhein und Westfalen als Sponsor in die NLS. Die NLS wird daher zur "ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie".
17. Mai 2024: Nachdem sie die ersten beiden Rennen wegen mangelnder Helfer absagen musste, wird die Nürburgring-Endurance-Serie für den Rest des Jahres 2024 auf Eis gelegt. Der Versuch, eine neue Serie schon für 2024 zu etablieren, ist gescheitert. Die Organisatoren versprechen einen neuen Versuch im Jahr 2025.
30. August 2024: Nach einem neuerlichen Showdown um eine weitere Bürgschaft für die Saison 2025 verkündet der Nürburgring, dass eine Einigung mit der VLN erzielt werden konnte. Die Bürgschaft über in Höhe von 1,1 bis 1,2 Millionen Euro konnte beigebracht werden. Gleichzeitig wird das Aus für die NES auch für 2025 verkündet.
Am 11. März 2025 fällt das Urteil beim Landesgericht Mainz im Hauptverfahren. Es bestätigt fast genau das Urteil im Eilverfahren vom September 2023. Der Nürburgring muss der NLS Zugang zu seinen Anlagen gewähren, die als "Essential Facility" eingestuft werden. Und das zu einem "angemessenen Preis". Berufung wird natürlich eingelegt.
Am 23. März 2025 verstirbt völlig unerwartet Ralph-Gerald Schlüter. Die NES steht ohne Geschäftsführer da und braucht gleichzeitig einen neuen Namen. Der DMV hat sich vor Gericht seinerseits durchgesetzt hat, da er die "National Endurance Series" (NES 500) namentlich hat schützen lassen.
Eine komplexe Konstallation verschiedener Beteiligter ist in einen Machtkampf um den Langstreckensport auf dem Nürburgring involviert - Was ist da los?