Neue Kurbelwelle am Porsche 963 nicht mehr sicher

Porsche wird den V8-Motor seines LMDh-Boliden womöglich doch nicht mehr upgraden - Budget könnte an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden

(Motorsport-Total.com) - Zunächst schien es nur eine Frage vor Le Mans oder nach Le Mans zu sein, doch mittlerweile ist alles andere als sicher, ob die 90-Grad-Crossplane-Kurbelwelle für den Porsche 963 überhaupt noch kommt.

Titel-Bild zur News: Der Porsche 963 wird womöglich doch nicht auf "Crossplane" umgerüstet

Der Porsche 963 wird womöglich doch nicht auf "Crossplane" umgerüstet Zoom

"Wir hatten einmal beschlossen, diesen Weg mit der Kurbelwelle auszuprobieren", sagt Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh, gegenüber Motorsport-Total.com. "Wenn das so rübergekommen ist, dass das schon sicher ist, dann ist das sicher falsch."

Der Austausch der Kurbelwelle bringt eine komplett veränderte Zündfolge und auch einen völlig anderen Sound mit sich. Ein um 180 Grad gekröpfter "Flatplane", wie er derzeit bei Porsche, aber auch bei BMW oder der Corvette C8 zum Einsatz kommt, ist theoretisch leistungsfähiger. Dabei handelt es sich mehr oder weniger um zwei zusammengesetzte Vierzylinder.

Eine um 90 Grad gekröpfte "Crossplane"-Kurbelwelle sorgt für den typischen amerikanischen V8-Sound wie im Cadillac V-Series.R oder im Ford Mustang GT3. Sie ist schwingungstechnisch günstiger und macht beim Hypercar-Konzept Sinn, weil die Leistung ohnehin gedeckelt ist.

Den gleichen Motorblock mit unterschiedlichen Kurbelwellen zu versehen, gab es bereits beim Audi V8 in der DTM (große Diskussion 1992) und beim Mercedes CLK-LM 1998, der bei den 24 Stunden von Le Mans einen völlig anderen Sound hatte als in der FIA-GT-Serie.

Porsche erlebte ein katastrophales Le Mans 2023, als alle vier 963 vor Mitternacht ausfielen. Doch wie es aussieht, könnte der Hersteller das Vibrationsproblem auch ohne Komplettumbau lösen.

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Knackpunkt soll vor allem das Zusammenspiel mit dem standardisierten Hybridsystem von Bosch gewesen sein. Das hatte Porsche vor allem bei der Entwicklung des 963 Kopfzerbrechen bereitet. Inzwischen hat Bosch aber eine verbesserte Motor-Generator-Einheit (MGU) bereitgestellt. Sollte Porsche die 24 Stunden von Le Mans ohne Zuverlässigkeitsprobleme überstehen, wäre die Kurbelwelle wohl vom Tisch.

30 Motoren auf einmal umrüsten

"Wir haben bei den 24 Stunden von Daytona bewiesen, dass es auch ohne [Crossplane] geht und dass wir die Zuverlässigkeit auch anders in den Griff bekommen können. Es ist nie billig, eine neue Kurbelwelle zu entwickeln. Wir werden uns überlegen, ob wir das Geld, die Ressourcen und den Aufwand nicht anderswo einsetzen. Das könnten wir sogar sehr gut."

Denn mit dem Austausch der Kurbelwelle ist es natürlich nicht getan. Der Motor müsste neu abgestimmt werden, inklusive der Elektronik. Und das nicht nur an einem Aggregat: "Das Reglement ist da ganz klar. Wenn, dann müssen wir die Kurbelwelle auf einen Schlag in der IMSA und der WEC einführen, weil eine [einzige] Homologation für beide Serien gilt."

"Das heißt, wenn wir ein Teil homologieren, müssen alle Fahrzeuge in beiden Serien auf einen Schlag umgebaut werden. Das wäre ein enormer Aufwand für uns." Derzeit sind neun Fahrzeuge im Renneinsatz (vier bei Penske, zwei bei Jota, zwei bei Proton und eines bei JDC-Miller).

Der Mercedes CLK-LM fuhr 1998 mit unterschiedlichen Kurbelwellen (in Blau der Vorgänger CLK-GTR)

Der Mercedes CLK-LM fuhr 1998 mit unterschiedlichen Kurbelwellen (in Blau der Vorgänger CLK-GTR) Zoom

Dazu kommen Ersatz-, Test- und Prüfstandmotoren, die alle umgebaut werden müssten (letztere zuerst). Kuratle spricht von einem Umbau von ungefähr 30 Motoren, und das in einem extrem kleinen Zeitfenster. Da die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) ihr Finale im November austrägt, bleiben nur zwei Monate bis zum IMSA-Auftakt, den 24 Stunden von Daytona.

Gerade für die US-Fans wäre das bedauerlich, denn wie man hört, soll der Sound der Testwagen auf dem Prüfstand in Richtung Cadillac V-Series.R gehen. Wo Porsche die Ressourcen anderweitig einsetzen würde, will Kuratle nicht verraten. Nur so viel: "Es gibt endlos viele Möglichkeiten. Es scheitert nicht an Ideen, sondern an Umsetzungszeit und Geld. Das ist überall so. Es wäre schlecht, wenn es nicht so wäre."

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