Porsches Traum-Wochenende: Privatier-Sieg, Jubiläumssieg, Märchensieg

Penske feiert in der IMSA ein Jubiläum, in der WEC gelingt der erste Kundensieg seit 1989, Manthey vollbringt das Wunder von Spa, Formel-E-Triumph: Porsche rockt

(Motorsport-Total.com) - Es gibt Wochenenden, die vergisst man nicht. Erst recht nicht, wenn die Messlatte so hoch liegt wie bei Porsche, die schon so ziemlich alles gewonnen haben, was es zu gewinnen gibt. Doch das Wochenende vom 10. bis 12. Mai wird in Weissach noch lange in Erinnerung bleiben. Inklusive der Formel E gab es fünf Siege an zwei Tagen.

Titel-Bild zur News: Nick Tandy feiert den 100. Penske-Sportwagensieg auf dem Laguna Seca Raceway

Nick Tandy feiert den 100. Penske-Sportwagensieg auf dem Laguna Seca Raceway Zoom

Da muss auch Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach einmal schlucken: "Was für ein unglaubliches Wochenende für Porsche! Vielen Dank an alle, die in den Werks- und Kundenteams an den Rennstrecken sowie im Entwicklungszentrum in Weissach diese großartigen Erfolge möglich gemacht haben. Die Ergebnisse der vergangenen beiden Tage machen mich enorm stolz!"

Das große Jubiläum fand in der IMSA SportsCar Championship statt. Auf dem Laguna Seca Raceway gelang dem Werksteam Penske am Sonntagabend der 100. Sportwagensieg für die Mannschaft des "Captains". Gleichzeitig war es der insgesamt 600. Triumph für Porsche in der IMSA und verwandten Serien.

Nick Tandy und Mathieu Jaminet siegten beim Motul Course de Monterey. Passenderweise hatte Matt Campbell am Freitag in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) die 100. Sportwagen-Pole für Penske geholt.

Den Sieg sicherte sich das Team nach einem harten Kampf mit den beiden Cadillac V-Series.R von Ganassi und Action Express. Der Ganassi-Cadillac #01 (Bourdais/van der Zande) fiel beim letzten Boxenstopp aus der Entscheidung raus, als er aufgrund einer anderen Strategie länger tanken musste.

So kam es zum Endspurt zwischen dem Action-Express-Cadillac #31 (Derani/Aitken) von Jack Aitken und dem Penske-Porsche #7 (Tandy/Jaminet) von Nick Tandy. Tandy hatte zuvor Zeit verloren, als er in der Corkscrew einem Lamborghini ausweichen musste. Zwölf Minuten vor Schluss kam Aitken beim Überrunden von der Strecke ab und Tandy zog vorbei - der Sieg war in trockenen Tüchern.

Penske und Porsche: Siege seit 1970

"Den Porsche 963 heute in Laguna Seca, also auf einer meiner Lieblingsstrecken siegen zu sehen, war fantastisch", erklärt Roger Penske, Vorstandsvorsitzender und Gründer der Penske Corporation. "Ich war bis gestern Abend in Spa, um das WEC-Team zu sehen, nun war ich beim Erfolg hier in Kalifornien dabei - und später werde ich noch unsere Mannschaft in der Indycar-Serie verfolgen."

"Viele Leute wissen, dass wir Siegertypen sind. Wir haben das nun auch mehrfach mit Porsche Penske Motorsport dargestellt. Jetzt haben wir Le Mans fest im Blick."

Das Team Penske und Porsche haben in den USA eine lange gemeinsame Tradition, die bis in das Jahr 1970 mit dem Porsche 917 zurückreicht. Unvergessen sind die unzähligen Duelle mit dem Porsche RS Spyder gegen die werksseitig eingesetzten Audi R10 TDI in den Jahren 2006 bis 2008. Seit 2023 arbeiten die beiden Parteien im LMDh-Projekt 963 wieder zusammen.


IMSA Laguna Seca 2024: Rennhighlights Motul Course de Monterey

Den Sieg in der GTD Pro sicherten sich Laurin Heinrich und Sebastian "Seb" Priaulx im Porsche 911 GT3 R von AO Racing. Porsche-Junior Heinrich fuhr im Dino-Porsche "Rexy" nach der Übernahme des Fahrzeugs eine überragende Runde und überholte kurz nach Rennhalbzeit den Pfaff-McLaren #9 (Kirchhöer/Jarvis). Danach war "Rexy" nicht mehr zu stoppen.

"Ich bin hin und weg!", so der Ex-DTM-Pilot. Es ist nicht nur für mich persönlich der erste Sieg in der IMSA-Serie, sondern auch für unser Team AO Racing und den beliebten 'Rexy‘. Wir sind in Laguna Seca erst unser drittes Rennen in dieser Konstellation gefahren - und das gegen viele werksunterstützte Teams in der hart umkämpften GTD-Pro-Klasse. Ich bin so dankbar und glücklich."

Emotionaler Jota-Sieg in Spa

Auf dem Circuit de Spa-Francorchamps gelang Jota Sport das Unglaubliche: der erste Sieg eines Privatteams seit Rebellion Racing in Austin 2020 - und der erste Gesamtsieg eines Porsche-Kundenteams in einem WM-Lauf seit Frank Jelinski und Bob Wollek im Joest-Porsche 962C in Dijon 1989.

Für Callum Ilott war es ein sehr emotionaler Sieg auf der Strecke, auf der er 2019 seinen guten Freund Anthoine Hubert verloren hat. Mit der Strategie und der Unterbrechung hatte Jota Glück. Dennoch war es bemerkenswert, wie sich Jota Sport vor dem Werks-Porsche #6 (Estre/Lotterer/L. Vanthoor) mit Vollgastier Kevin Estre am Steuer behaupten konnte.

Auch ein strategischer Kniff beim letzten Boxenstopp half nicht: Penske nahm vier frische Reifen, in der Hoffnung auf einen Offset in der Pace, der aber nicht eintrat. Die tiefstehende Sonne erleichterte das Reifenmanagement und Jota fuhr den Sieg souverän nach Hause.


Fotos: WEC 2024: 6 Stunden von Spa


"Es ist verrückt, wenn man bedenkt, wo wir vor einem Jahr standen", sagt Stevens. Jota Sport hatte bei den 6 Stunden von Spa 2023 sein Debüt in der Hypercar-Klasse mit dem ersten Kunden-Porsche 963 gegeben.

"Zu sehen, wie weit wir als Team gekommen sind, wie sehr wir gewachsen sind, wie viel wir gelernt haben und natürlich das Ergebnis zu erzielen, das wir heute nach nur einem Jahr erreicht haben, ist meiner Meinung nach ein Kompliment für jeden Einzelnen im Team. Die Arbeit, die jedes einzelne Teammitglied leistet, ist unglaublich, und kein Team hat das mehr verdient als sie."

"Dieses Ergebnis hat sich abgezeichnet. Ich habe immer gesagt, wenn wir ein perfektes Rennen abliefern, sollten wir ganz oben stehen, und ich denke, das haben wir heute geschafft. Ein bisschen Glück war dabei, aber ich glaube fest daran, dass man sich sein Glück auf dieser Bühne erarbeiten muss, und das haben wir heute getan. Wenn man das Glück hat, muss man da sein, um es zu nutzen."


Rennhighlights 6h Spa 2024

Ilott berichtet: "Als ich [während des Abbruchs zum Auto] zurückkam, war die Stimmung gut, denn wir wussten, dass wir in einer guten Position waren. Uns ging es gut, aber unser Renningenieur war sehr aufgeregt. Er ist ein sehr leidenschaftlicher Franzose."

Porsche: Kundenstrategie zahlt sich aus

Kurz vor 19 Uhr wurde bekannt gegeben, dass das Rennen neu gestartet wird. "Das Gefühl war: 'Okay, wir haben noch eine Stunde und 40 [Minuten]. Nichts hat sich geändert, außer dass wir in einer besseren Position sind.' Dann haben wir einfach attackiert."

Im Schlussspurt ließ sich Ilott nicht aus der Ruhe bringen: "Wir waren im letzten Sektor und in Eau Rouge angreifbar. Ich habe versucht, an diesen Stellen den Abstand zu den GT-Fahrzeugen zu halten. Das war nicht einfach, aber ich wusste, wo ich einen Vorteil hatte. Es war wichtig, dort die Reifen zu schonen, um an anderen Stellen der Strecke einen kleinen Vorsprung zu haben."

Schließlich gelang es ihm, Estre abzuschütteln, und von da an wuchs der Vorsprung. Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh bei Porsche, sagt zum Jota-Sieg gegenüber Motorsport.com Global: "Das zeigt, dass unsere Entscheidung, Kundenfahrzeuge zu bauen, richtig war. Es war schön zu sehen, wie sich unsere Kunden hier in Spa geschlagen haben. Das gibt auch dem Werksteam Auftrieb."

Das gilt nicht nur für das siegreiche Jota-Team, sondern vor allem auch für Proton Competition, die den schnellsten Porsche 963 im Rennen hatten. Doch wo Jota Glück mit der Strategie hatte, hatte Proton Pech. Kuratle gibt offen zu: "Ferrari war die Nummer eins in Sachen Performance, dann wahrscheinlich Cadillac, dann unsere Kunden und dann das Porsche-Werksteam. Proton war unglaublich, hatte aber Pech."

Manthey-Racing gelang derweil das Wunder von Spa. Nach einer Nachtschicht und dem Wiederaufbau des Porsche #92 holte das Team aus der Eifel am Samstag ein Doppelsieg.

Auch in der Formel E siegreich

Auch beim dritten Einsatz an diesem Wochenende war Porsche siegreich. Bei der Formel E in Berlin gewann Antonio Felix da Costa das Sonntagsrennen. Es wäre sein zweiter Saisonsieg in der Elektro-Formelserie gewesen, hätte er nicht das Rennen in Misano am Grünen Tisch verloren.

"Das ist ein großer Tag für Porsche und natürlich auch für mich. Das Heimrennen in Berlin zu gewinnen, ist großartig - allein schon wegen der vielen Porsche-Mitarbeiter, die uns hier als Zuschauer unterstützt haben", sagt da Costa.

Florian Modlinger, Gesamtprojektleiter Formel E, ergänzt: "Das war ein spektakuläres Rennen vor heimischen Fans mit einem super Ergebnis für Porsche. António hat seinen ersten Saisonsieg zum zweiten Mal stark herausgefahren."

"Die Unterstützung durch Teile der Entwicklungsmannschaft aus Weissach und von zahlreichen Porsche-Mitarbeitenden war großartig. Dieser Sieg gibt uns den finalen Push für die letzten sechs Saisonrennen." Felix da Costa hat keine wirklichen WM-Chancen mehr, sein Teamkollege Pascal Wehrlein, der in Berlin Fünfter und Vierter wurde, aber schon.

Das einzige Rennen, in dem Porsche an diesem Wochenende ohne Sieg blieb, war das Samstagsrennen der Formel E, das Nick Cassidy gewann. Aber wie hieß es schon auf einem berühmten Werbeplakat nach den 24 Stunden von Le Mans 1983, als Porsche neun von zehn Top-10-Plätzen belegte und sich ein Sauber-BMW auf P9 einschlich: "Nobody's perfect".

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