Estre nach Strafe bedient wie selten: Drei blaue Flaggen!
Manthey verliert den 24h-Sieg durch 100-Sekunden-Strafe - Kevin Estre kritisiert GT4-Fahrer - Kritik an Rowe-BMW und Hoffnung auf Scrutineering
(Motorsport-Total.com) - Er der achte Manthey-Sieg bei den 24 Stunden vom Nürburgring werden können, doch am Ende herrschte beim "Grello"-Team nichts als Frust. Kevin Estre stand am Ende des dramatischen Finales der 53. Auflage fassungslos im Parc Ferme. Denn er hat nicht das Gefühl dass die Kollision, die zur 100-Sekunden-Strafe gegen ihn, Ayhancan Güven und Thomas Preining führte, wirklich sein Fehler war.

© Gruppe C Photography
Die Mienen von Thomas Preining, Kevin Estre und Ayhancan Güven sprachen Bände Zoom
"Es gab drei blaue Flaggen in Folge", schildert Estre. "Er fährt die Ideallinie, dann geht er nach links. Ich ziehe innen rein, wie man es tausendmal während eines solchen Rennens macht, und plötzlich macht er zu. Ich bin voll auf dem Randstein, komme mit zwei Rädern ins Gras - aber ich hatte keinen Platz. Und er hatte links zwei, drei, vier Meter. Ich konnte nirgends hin."
Die Folge: Kontakt zwischen dem linken Vorderrad des GT3-Porsche und der rechten Tür des Aston Martin. Der GT4-Bolide überschlug sich. Estre konnte weiterfahren, doch die Konsequenz kam später: 100 Sekunden Strafe wegen Verursachens einer Kollision.
"Er macht zu, das ist doch nicht meine Schuld"
Estre sieht sich zu Unrecht bestraft. "Für mich ist das ein Rennunfall. Ich war neben ihm, schon weit genug. Wenn ein Auto innen ist, dann musst du ihm Platz lassen - das steht auch so im Regelbuch. Er hat zugemacht. Ganz einfach. Ich bin froh, dass es dem Fahrer gut geht. Aber ich finde, das war nicht meine Schuld."
Nach dem Rennen suchte Estre das Gespräch mit der Rennleitung - ohne Erfolg. "Ich wollte mich erklären. Ich bin zum Renndirektor gegangen, wir haben unsere Sicht geschildert. Wir haben sogar Protest eingelegt - der wurde abgewiesen. Damit war klar: Wir haben das Rennen auf der Strecke gewonnen, aber verloren durch diese Entscheidung."
Estres Frustration rührt auch daher, dass das Rennen ansonsten nahezu perfekt für Manthey gelaufen war. "Wir haben ein fehlerfreies Rennen gezeigt. Ein Kontakt in 24 Stunden - und der entscheidet am Ende alles. Ich kann niemandem im Team einen Vorwurf machen. Das war ein tolles Wochenende: starkes Auto, starke Strategie, starke Leistung aller drei Fahrer."
Die rennentscheidende Kollision
Estre betonte mehrfach, dass er das Überholmanöver in identischer Weise wieder ausführen würde: "Wenn ich nochmal in derselben Situation wäre, würde ich es genauso machen. Es war die Tür offen. Und als ich reinfuhr, war ich deutlich daneben. Dann macht er zu - und wir haben Kontakt. Für mich ist das nicht vermeidbar gewesen."
Vorwurf auch in Richtung Rowe - auch von Preining
Doch Estre beließ es nicht bei der Kritik an der Entscheidung der Rennleitung. In Richtung des siegreichen Rowe-BMW #98, der das Rennen durch die Strafe gegen Manthey erbte, äußerte er Zweifel an der Performanceentwicklung des M4 GT3 Evo. Wie ein Rückstand von 2:30 Minuten aufgeholt werden konnte, aber dann beide Fahrzeuge am Ende wieder gleichauf lagen, findet er suspekt.
"Wir haben auf den Daten sehr merkwürdige Dinge gesehen - zum Beispiel bei der Beschleunigung, bei den Topspeed-Werten. Plötzlich war da sehr, sehr viel Power. Am Ende des Rennens dann wieder nicht mehr", sagt der Franzose. Kurz: BMW habe geschummelt.
Er legt die Hoffnung auf die Technische Nachkontrolle: "Ich hoffe, dass das Scrutineering seinen Job macht. Dass sie in die Daten reinschauen - und zwar richtig. Es gibt Dinge, die ich mir nicht erklären kann. Ich will niemandem etwas unterstellen, aber wenn man sich die Zahlen ansieht, dann sollte man sich das sehr genau anschauen."
Teamkollege Thomas Preining ließ sich nach dem Rennen ebenfalls eine kurze, aber eindeutige Bemerkung entlocken: "Ich will nicht zu viel sagen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Aber ich denke, das Bild ist ziemlich klar."
"Wir haben unsere Karten offen auf den Tisch gelegt - das ganze Jahr über. Und dann kommt der Tag X - und wir haben nichts mehr in der Hinterhand. Ich bin nicht voreingenommen, aber es ist schade, dass es manchmal so läuft. Aber das ist GT-Racing", so der Österreicher.
Die Äußerungen der sonst sehr beherrschten Porsche-Piloten unterstreichen den Frust, der sich nach dem Rennverlauf angestaut hat. Denn "Grello" war der haushohe Favorit und führte weite Strecken des Rennens an. Noch bei Rennhalbzeit sah alles nach einer klaren Angelegenheit aus. Doch die Eifel hat wieder einmal gezeigt: Selbst bei gutem Wetter ist das 24-Stunden-Rennen unberechenbar.


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