• 31.08.2012 14:00

  • von Roman Wittemeier

Albers: LMP-Rückkehr aus heiterem Himmel

Christijan Albers kam am Silverstone-Wochenende der WEC zu einem überraschenden Comeback auf der Langstrecken: "Eigentlich hatte ich die Nase voll"

(Motorsport-Total.com) - Die Langstrecken-Weltmeisterschaft ist für viele Rennfahrer, die den Kampf um ein Cockpit in der Formel 1 verloren haben, eine echte Alternative zur Königsklasse geworden. Piloten wie Alexander Wurz, Anthony Davidson (beide früher Peugeot, nun Toyota), Karun Chandhok (JRM) oder Giancarlo Fisichella (AF Corse) haben schon lange Gefallen an der Langstrecke gefunden, nun folgen immer mehr der Ex-Kollegen dem Ruf der WEC. Allein bei Lotus-LMP2 waren am vergangenen Wochenende zwei Ex-Formel-1-Stars am Start.

Titel-Bild zur News:

Christijan Albers kam in Silverstone kurzfristig bei Lotus-LMP2 zum Einsatz Zoom

Der erste Einsatz von Vitantonio Liuzzi war lange zuvor geplant gewesen, jener von Christijan Albers nicht. Viele Beobachter wunderten sich am Freitag in Silverstone über die Anwesenheit des Niederländers. "Ich war auch überrascht. Sehr sogar", lacht Albers im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Der frühere Formel-1-Pilot und ehemalige DTM-Vizechampion hatte 2010 in Le Mans sein letztes Rennen bestritten. In den zwei Folgejahren war er an seinem Wohnsitz Monaco seinen Geschäften nachgegangen.

Vom Bürostuhl in den Rennsitz

"Ich habe nicht zwei Jahre lang nur herumgesessen. Ich bin Geschäftsmann und habe gut zu tun. Ich kann nicht klagen. Ich arbeite hart, aber eben auf einem anderen Weg", erklärt der 33-Jährige. Aus dem Geschäftsleben hinaus ging es am Wochenende zu einem unverhofften Motorsport-Comeback. "Das Team hat mich am Donnerstagmorgen vor dem Rennen angerufen und mir gesagt, dass ich vielleicht die Möglichkeit hätte, in Silverstone zu fahren."

Bei Lotus-LMP2 musste man kurzfristig Ersatz für Luca Moro finden, der aus privaten Gründen verhindert war. Albers ließ sich das Angebot kurz durch den Kopf gehen. "Eigentlich hatte ich die Nase voll", meint er, "aber meine Frau hat gesagt, ich solle das ruhig mal machen. Mir ging es dann letztlich darum, mal wieder in der Szene zu sein und Spaß zu haben." Bevor der Spaß beginnen konnte, war allerdings erst einmal Hektik und Stress angesagt.


Fotos: WEC in Silverstone


"Meine Lizenz war abgelaufen. Ich musste also ganz schnell von Monaco nach Holland fliegen, um dort eine medizinische Untersuchung zu absolvieren. Anschließend ging es von Amsterdam weiter zum Verband, um die Lizenz zu bekommen. Am Abend bin ich nach London geflogen, dann weiter nach Silverstone", bschreibt Albers seinen Weg zum WEC-Wochenende. In Silverstone fand er schließlich Spaß und Entspannung. "Es läuft hier alles sehr ruhig und gelassen ab."

Mit Vorsicht an die neue Aufgabe

Am Freitag kletterte Albers erstmals in den LMP2-Wagen aus Greding. Halbwegs gut trainiert (kleiner "Wohlstandsbauch" zeichnet sich unter dem Shirt ab) und voller Tatendrang ging es ans Werk. "Talent verliert man nicht. Man muss nur seine Chance bekommen", meint der Ex-Formel-1-Star aus Eindhoven. "Ich habe es vorsichtig angehen lassen, denn ich wollte mit Rücksicht auf das Team und die anderen Fahrer natürlich nichts kaputtmachen. Mit jeder Runde bin ich etwas schneller geworden. Am Ende war ich mit gutem Tempo unterwegs."

Thomas Holzer, Mirco Schultis, Christijan Albers

Christijan Albers teilte sich das Auto mit Mirco Schultis und Thomas Holzer Zoom

Im Rennen hatte Albers deutlich mehr Glück als Kollege Vitantonio Liuzzi, dessen Auto schon vor seinem ersten Renneinsatz kaputt war. Gemeinsam mit Thomas Holzer und Mirco Schultis erreichte Albers im Sechs-Stunden-Rennen das Ziel. Unterwegs markierte der Niederländer teils starke Rundenzeiten. "Es war alles toll, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich ein Profi bin, der sich nach der Arbeit in einem Werksteam sehnt", sagt Albers.

"Lotus-LMP2 macht das toll. Es sieht alles professionell aus, alles ist tip-top in Ordnung, ein richtig guter Auftritt. Aber es ist doch ganz anders als in der Formel 1 oder der Standard bei Mercedes in der DTM", fasst der ehemalige Meister der Deutschen Formel 3 zusammen. "Man muss realistisch sein. Ich bin immer gefahren und habe ein Gehalt dafür bekommen. Ich habe davon leben können. Ich sehe nicht ein, dass ich für das Fahren bezahlen soll. Ich habe das 2008 mal gemacht, habe das über Sponsoren in der DTM finanziert. Ich wollte mich zeigen."

Hoffnungen, die sich nicht erfüllten

"Ich hatte mich nach der Formel 1 vielleicht zu sehr auf die DTM versteift. 2010 bin ich mit Kolles im R10 in Le Mans gefahren. Ich wollte das damals nur, um mal zu schauen, ob der Speed bei mir noch vorhanden ist. Jeder hat damals gesehen, dass ich es noch kann. Ich hatte gehofft, dass ich in den Fokus der Werksteams rücke, aber das ist nicht passiert", berichtet Albers. Die Chance war allerdings vorhanden. Audi hatte den Piloten zwei Jahre zuvor ins ALMS-Programm berufen.

Christijan Albers

Starker Auftritt in Laguna Seca: Christijan Albers 2008 im Audi R10 TDI Zoom

"Ich hatte damals noch eine Chance mit Audi in Laguna Seca 2008. Da habe ich das Auto im Rennen in Führung an Emanuele Pirro übergeben. Damals hatte ich ein tolles Verhältnis zu Wolfgang Ullrich", sagt er. Jener Audi-Sportchef hatte vor dem Einsatz beim ALMS-Finale angekündigt: "Wir stehen vor der Aufgabe, unseren Sportwagen-Fahrerkader für die Zukunft zu verjüngen. Christijan hat auf uns in der DTM einen guten Eindruck gemacht und ganz sicher das Potenzial, auch im Sportwagen erfolgreich zu sein."

Albers machte in Laguna Seca einen guten Job, bekam den gewünschten Werksfahrer-Vertrag aber dennoch nicht. "Das ist damals ein bisschen komisch gelaufen", sagt er rückblickend. "Vielleicht war das Problem, dass ich zu nett war. Die Türen der Werksteams Audi und Peugeot waren zu. Ich bekam keine Chance mehr in einem Spitzenauto. Und ganz ehrlich: Wenn man in einem anderen Auto fährt, dann kann man kaum auffallen, weil man natürlich vom Tempo viel zu weit weg ist. Da ist man verloren."

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