13 IMSA- und WEC-Titel für Porsche, aber einer flutscht durch die Finger

Porsche holt den erwarteten Fahrer-WM-Titel in der WEC 2024, verpasst aber den Herstellertitel gegen Toyota - Freud und Leid bei den 8 Stunden von Bahrain in einem

(Motorsport-Total.com) - Sie haben es sich verdient zu feiern. Laurens Vanthoor, Andre Lotterer und Kevin Estre bescherten Roger Penske den ersten offiziellen FIA-Weltmeistertitel in der Geschichte des Teams Penske. Während dieser Titel zu erwarten war, verpasste Porsche die härter umkämpfte Meisterschaft an diesem Wochenende - und gibt zu, dass das die Feier durchaus ein wenig trübt.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor holten Titel Nummer 46 für Penske, aber den ersten mit FIA-Weltmeisterschaftsprädikat

Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor holten Titel Nummer 46 für Penske, aber den ersten mit FIA-Weltmeisterschaftsprädikat Zoom

"Wir hatten eine mega Saison und haben im zweiten Jahr mit dem Porsche 963 einen Weltmeistertitel geholt!", freut sich Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. "Gegenüber 2023 konnten wir uns in allen Bereichen erheblich steigern - das war richtig, richtig gut! Ich möchte allen Beteiligten mein größtes Kompliment aussprechen."

"Es schmerzt uns allerdings, dass wir die Herstellermeisterschaft knapp verpasst haben. Wer so nahe am Gewinn auch dieses Titels ist, möchte es am Ende auch schaffen. Leider läuft es im Motorsport manchmal so. Insgesamt überwiegt unsere Freude und der Stolz auf das Geleistete."

Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh, macht direkt einmal eine Ansge für 2025: "Gratulation an unsere Fahrerweltmeister im Porsche 963 mit der Nummer 6. Das war super. Es war insgesamt ein fantastisches Jahr. Wir konnten in der IMSA-Serie alles gewinnen, nun zusätzlich auch unseren ersten WM-Titel mit dem 963 in der WEC."

"Leider haben wir den Herstellertitel knapp verpasst. Zugleich gratuliere ich natürlich den Kollegen von Toyota zum Gewinn der WM - aber nächstes Jahr sind wir dann dran!"

Und auch der "Captain" Roger Penske äußert sich persönlich: "Seit über zwei Jahren haben wir mit aller Konsequenz am Aufbau und der weiteren Entwicklung unseres Teams gearbeitet. Es ist toll, nun den verdienten Lohn für diese harte Arbeit einzufahren."


Fotos: WEC 2024: 8 Stunden von Bahrain, Rennen


"In der IMSA konnten wir riesige Erfolg feiern, nun kommt der Weltmeistertitel in der WEC hinzu. Jeder Einzelne im Team hat seinen Beitrag geleistet und dieses Projekt zu einem Erfolg gemacht. Es ist mir eine große Ehre, gemeinsam mit Porsche ein solch tolles Programm zu gestalten."

13 Titel aus IMSA und WEC 2024

Insgesamt nimmt Porsche 13 Titel aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) und der IMSA SportsCar Championship mit nach Hause. Zu den neun IMSA-Titeln gesellen sich nun: Fahrer-Weltmeisterschaft Hypercar (Vanthoor/Lotterer/Estre), FIA-Weltcup für private Hypercar-Teams (Jota Sport), FIA-Endurance-Trophäe für LMGT3-Teams (Manthey PureRxcing) und FIA-Endurance-Trophäe für LMGT3-Fahrer (Malichin/Sturm/Bachler).

In der Hersteller-Weltmeisterschaft muss sich Porsche mit 188:190 Toyota geschlagen geben. Das lag vor allem an den beiden Safety-Car-Phasen wegen Motorschadens am Proton-Ford #88 (Roda/Levorato/Olsen) und technischem Defekt am Peugeot #94 (Vandoorne/di Resta/Duval).

Der Porsche #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki), der spätestens nach der Strafe gegen den Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) auf Siegkurs lag, geriet erst durch diese SC-Phasen wieder in die Fänge des Toyotas #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa), dessen vorheriger Zeitverlust dadurch zunichte gemacht wurde.


Highlights der 8h Bahrain 2024

"Das heutige Rennen war ein echter Knaller", bilanziert Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. "Dass unsere Fahrer in der Nummer 6 die Weltmeisterschaft gewonnen haben, ist für das Team ein enormer Erfolg und der erste WM-Titel für Porsche Penske Motorsport. Hoffentlich folgen noch viele weitere."

"Leider haben wir den Rennsieg heute verpasst. Unser Porsche mit der Startnummer 5 lag über weite Strecken ganz vorn. Leider machten die späten Safety-Car-Einsätze unseren Vorsprung zunichte. Immerhin standen wir noch einmal auf dem Podium."

"Wir waren nahe dran am Sieg - aber nahe dran reicht im Motorsport leider nicht aus", bestätigt Frederic Makowiecki nach seinem letzten Einsatz für Porsche. "Ich bin dennoch sehr stolz auf das, was wir heute geschafft haben. Wir konnten in einem schwierigen Rennen an der Spitze mitkämpfen. Irgendwie spiegelt der heutige Tag die gesamte Saison [der #5] wider: riesiges Potenzial, aber am Ende fehlt ein klein wenig."

Steiniger Weg zum Titel

Noch schwieriger verlief das Rennen für die #6. Schon in der ersten Runde kam es zu einer Kollision ausgerechnet mit dem Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen), der noch theoretische Chancen auf den Titel hatte.

"Wir wurden zweimal von gewissen roten Autos gerammt und haben viele Plätze verloren", bemerkt Estre mit versteckter Kritik. Allerdings war die Situation in Kurve 4 vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich ganz innen noch der BMW #15 (D. Vanthoor/Marciello/Wittmann) daneben befand.

"Wir waren dann hinten und dieses Feld ist so eng, dass man kaum Positionen aufholen kann", so Estre weiter. "Man frisst einfach die Reifen auf, das war eine schwierige Zeit für Laurens im Verkehr. Wir lagen zwei Stunden lang um den 14. Platz herum, dann trafen wir eine gute strategische Entscheidung, als ich auf die Strecke ging, und ich hatte etwas freie Bahn".

Dass das Trio den Titel nur noch verlieren konnte, machte die Sache nicht einfacher: "Es gab tatsächlich Momente, in denen wir dachten, wir würden die Meisterschaft verlieren. Wir hatten alles zu verlieren und mussten verwalten, während die anderen alles riskieren konnten, um zu gewinnen. Es war schwierig."

"Das war definitiv unser schlechtestes Rennen der Saison, aber insgesamt können wir nach so vielen Podestplätzen und zwei Siegen stolz auf unsere Saison sein."

Lotterer, der Porsche verlassen wird ergänzt: "Heute war nicht unser bester Tag, aber wir hatten den Luxus, es uns leisten zu können. Aber es gab Momente, in denen es nicht danach aussah [dass wir den Titel holen], hätte [der Toyota] #7 ein gutes Ergebnis eingefahren."

"Wenn unser Rennen so schlecht weitergegangen wäre [wie in der ersten Runde], wären wir sicher nervöser gewesen. Aber es hat sich etwas beruhigt und am Ende sind wir Weltmeister, Ziel erreicht!"

Laurens Vanthoor hätte es in der Schlussphase noch einmal spannend gemacht, wären nicht auch die direkten WM-Konkurrenten in Schwierigkeiten gerannt. Zwei Strafen warfen die #6 aus den Punkterängen, erst die Strafe gegen den Ferrari #51 brachte den Porsche wieder zurück.

"Ich habe in dieser Saison nicht viele Fehler gemacht, aber heute habe ich das wohl ausgeglichen", scherzt der Belgier. "Das ist keine Leistung, auf die ich stolz bin, aber ich hoffe, dass alle das übermorgen vergessen haben! Das ist eine Saison, die ich nie vergessen werde." Wie wahrscheinlich so einige bei Porsche Penske Motorsport.