WEC Bahrain: Sieg & Herstellertitel für Toyota, Fahrer-WM für Porsche

Toyota entreiße Porsche noch den Herstellertitel bei den 8h Bahrain - Porsche-Trio ohne Punkte Fahrer-Weltmeister - Ferrari-Sieg in LMGT3

(Motorsport-Total.com) - Porsche hat das Hypercar-Jahr nahezu perfekt abgeschlossen: Nachdem die Porsche 963 des Werksteams Penske bereits alle Titel in der IMSA SportsCar Championship gewonnen haben, geht nun auch der Fahrertitel in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) nach Weissach. Es ist der erste offizielle Weltmeistertitel in der Geschichte des Teams Penske. (Ergebnis)

Titel-Bild zur News: Toyota stahl doch noch einen Titel von Porsche

Toyota stahl doch noch einen Titel von Porsche Zoom

Laurens Vanthoor, Andre Lotterer und Kevin Estre mussten bei den 8 Stunden von Bahrain nicht einmal punkten. Da weder der Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen; 12. H) noch der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries; DNF) das Rennen gewannen, wurde der Porsche #6 automatisch Weltmeister.

Der Sieg ging an den Toyota #8 von Sebastien Buemi, Brendon Hartley und Ryo Hirakawa. Der Toyota lag zu Beginn des Rennens in Führung, wurde nach 19 Minuten von Hiroshi Koizumi in der TF-Sport-Corvette #82 (Koizumi/Baud/Juncadella; 3. LMGT3) umgedreht, profitierte aber in der Schlussphase von zwei der für Bahrain eher untypischen Safety-Car-Phasen.


Fotos: WEC 2024: 8 Stunden von Bahrain, Rennen


Mit diesem Sieg entriss Toyota Porsche zugleich den Titel in der Herstellerwertung. Der komplette "Clean Sweep" durch das Team Penske blieb damit aus. Toyota baute damit im ersten Rennen nach der Trennung von Teamdirektor Rob Leupen seine Statistik aus, seit 2018/19 in jedem Jahr mindestens einen WM-Titel geholt zu haben.

Alle Titelkandidaten rennen in Probleme

Keiner der drei Anwärter auf den Fahrertitel hatte ein perfektes Rennen. Bereits in der Startrunde gerieten der Porsche #6 und der Ferrari #50 in Kurve 4 in einen Dreikampf mit dem BMW #15 (D. Vanthoor/Marciello/Wittmann; 6. H), der in einer Kollision endete.

Der Porsche fiel bis auf Platz 15 zurück, der Ferrari war danach trotz Wechsels der Frontpartie über weite Strecken nicht konkurrenzfähig. Zwischenzeitlich gab es einen Funkspruch über fehlende Motorleistung.

Toyota hatte also durchaus Chancen auf den WM-Titel. Die #7 hätte dafür gewinnen, der Porsche #6 außerhalb der Punkteränge landen müssen. In der dritten Stunde trat dann das Problem auf, das Toyota den Fahrertitel kosten sollte. Ein Sicherheitsprotokoll schaltete die Benzinpumpe immer wieder ab und der Toyota wurde langsamer.

Kobayashi konnte das Problem beheben und es sah zunächst so aus, als könnte der Toyota, der zwischenzeitlich auf Platz sechs zurückgefallen war, doch noch um den Sieg kämpfen. Zur Halbzeit lag die #7 sogar kurzzeitig in Führung, nachdem sie den Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 2. H) an der Box überholt hatte.

Doch von da an ging es steil bergab. Mit Nyck de Vries am Steuer kehrten die Probleme zurück und der Toyota fiel ab der fünften Stunde aus den Top 10 heraus. Nach der ersten von zwei Safety-Car-Phasen entschied sich Toyota, die #7 zurückzuziehen.

Damit blieb nur noch der Ferrari #50 im Titelrennen. Dieser hätte ebenfalls das Rennen gewinnen und darauf hoffen müssen, dass der Porsche #6 maximal Neunter wird. Tatsächlich brachten die beiden Safety-Car-Phasen in den letzten zweieinhalb Stunden die #50 noch einmal in Schlagdistanz, zumal sie auf der Strategie des siegreichen Toyota fuhr.


Reifenschaden kostet #50 letzte Hoffnung auf den Titel

Doch eine Stunde und fünf Minuten vor Schluss war es endgültig vorbei: Im Kampf mit dem Alpine #36 (Milesi/Schumacher/Vaxiviere; 10. H) von Charles Milesi zog sich Nicklas Nielsen einen Reifenschaden zu, der der #50 die letzte Chance auf Rennsieg und Titel raubte. Milesi wollte in Kurve 4 den Ausgang blocken, rutschte aber weg und der Ferrari streifte die eingedrehte Front des Alpines, wobei der linke Hinterreifen aufgeschlitzt wurde. Die Fahrer-WM war entschieden.

Buemi ringt Campbell nieder

Das Rennen wurde in einem 90-minütigen Sprint entschieden. Zuvor hatte es eine der seltenen Safety-Car-Phasen in Bahrain gegeben. In einem spektakulären Feuerball verabschiedete sich der Motor des Proton-Ford #88 (Roda/Levorato/Olsen; DNF). Weniger als eine Stunde später blieb der Peugeot #94 (Vandoorne/di Resta/Duval; DNF) liegen.

Den Kampf um den Sieg und damit auch um die Konstrukteurswertung machten schließlich Matt Campbell im Porsche #5 (Campbell/Christensen/Makowiecki; 3. H) und Sebastien Buemi unter sich aus. Beide hatten die richtige Strategie, als sie beim letzten Safety-Car mit vorgeschaltetem VSC stoppten. Allerdings hatte der Toyota beim letzten Stopp eine Stunde vor Schluss mehr frische Reifen.

Das "Race Winning Overtake" praktizierte Buemi 40 Minuten vor Schluss in Kurve 8. Dabei kam es zu einer Berührung und Buemi musste den Platz wieder abgeben. Doch er holte sich die Führung sofort zurück und fuhr den Sieg nach Hause.


Entscheidender Zweikampf Buemi vs. Campbell

Für Toyota war es dennoch ein bittersüßer Titel. Weil die #6 sich am Ende des Rennens noch zwei Strafen einfing, landete sie außerhalb der Punkte. Hätte die #7 durchgehalten, wären wohl beide Titel an Toyota gegangen.

Porsche sollte auch den zweiten Platz nicht halten: In der letzten Runde zog Antonio Giovinazzi an Matt Campbell vorbei, der keine Reifen mehr übrig hatte. Der Australier rettete Platz drei über die Linie.

Schlussspurt von Giovinazzi

Wie schon die Longruns zeigten, hatten Ferrari und Porsche über weite Strecken die beste Rennpace - Ferrari allerdings mit einem anderen Auto als am Donnerstag. Über Sieg und Niederlage entschieden aber letztendlich die beiden Safety-Car-Phasen.

Diese kosteten den Ferrari #51 den möglichen Rennsieg, der bis dahin Favorit auf den Sieg war und bereits fast 40 Sekunden Vorsprung auf den Toyota #8 hatte. Nachdem Buemi umgedreht wurde, übernahm die #51 das Kommando, gab bei einem missglückten ersten Boxenstopp (Auto zu früh abgelassen) diese kurz an den Jota-Porsche #12 (Stevens/Ilott/Nato; 14. H) ab, holte sie sich aber noch vor dem zweiten Stopp zurück.

Danach lag der Ferrari stundenlang an der Spitze und fuhr dem Sieg entgegen. Doch wie schon in Imola verpatzte Ferrari die Strategie und holte die #51 beim letzten VSC, das dem SC vorgeschaltet ist, nicht zum Stopp herein. So dauerte der letzte Stopp eine Stunde vor Schluss bei AF Corse deutlich länger als bei der Konkurrenz, da mehr getankt werden musste.

Im Schlussspurt machte Antonio Giovinazzi Platz um Platz gut, verdrängte den Peugeot #93 (Vergne/Jensen/Müller; 4. H) vom Podium und schnappte sich in der letzten Runde noch Campbells Porsche. Dennoch muss sich Ferrari erneut die Frage stellen, was wäre, wenn... (Mittlerweile hat der Ferrari P2 verloren)

Mikkel Jensen, der durch die richtige Strategie in den SC-Phasen nach vorne gespült wurde, verteidigte in den letzten Runden eindrucksvoll den vierten Platz gegen den Alpine #35 (Chatin/Habsburg/Gounon; 5. H). Den beiden französischen Herstellern fehlte lange Zeit die Pace, doch als es darauf ankam, hielten sie immerhin die Plätze hinter dem Podium.

Enttäuscht wird BMW Bahrain verlassen. Die #15 ging mit der richtigen Strategie in den 90-minütigen Schlussspurt, hatte aber hinten heraus nicht die nötige Feuerkraft und fiel auf den sechsten Platz zurück. Die #20 (S. van der Linde/Frijns/Rast; DNF) schied mit einem Problem im Antriebsstrang aus.


Feierabend für den BMW #20

Der Cadillac #2 (Bamber/Lynn/Bourdais; 7. H) fuhr ein Ergebnis über seinen Möglichkeiten ein und profitierte von Fehlern und Pech der Konkurrenz. Platz acht ging an den Jota-Porsche #38 (Button/Hanson/Rasmussen), der im letzten Stint keine frischen Reifen mehr hatte und viele Plätze einbüßen musste. Dennoch war die #38 das beste private Hypercar.

Beim Abschied von Jota Sport als Porsche-Privatteam war allerdings deutlich mehr drin. Die #12 war lange Zeit im Kampf um die absolute Spitze dabei, bis ein Reifenschaden beim letzten Restart alle Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis zerstörte. Als Trost bleibt der Titel in der Hypercar-Privatteamwertung, der bereits vor dem Rennen feststand - ein weiterer Titel für Porsche.

Der gelbe AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Schwarzman/Ye; 9. H) hatte das ganze Rennen über nicht die Pace des Donnerstags und auch nicht die der #51. Die Top 10 komplettierte der Alpine #36 (Milesi/Schumacher/Vaxiviere; 10. H), dem die Kollision mit der #50 ebenfalls das Genick brach.


Ford-Feuer soegt für Safety-Car-Phase

Ein möglicher Kandidat auf den Sieg war zu Beginn auch der Proton-Porsche #99 (Jani/Andlauer/Tincknell; 13. H), doch mit einer Strafe nach 90 Minuten für Überholen unter doppelt Gelb begann der Abstieg des privaten Porsche 963. Der Lamborghini #63 (Bortolotti/Mortara/Kwjat; DNF) schied wie schon in Fuji aus.

Ferrari setzt sich in LMGT3-Schlacht durch

Durch die Safety-Car-Phasen eskalierte der Kampf in der LMGT3 nach dem finalen Restart und es entwickelte sich für kurze Zeit ein sensationeller Zehnkampf um den Sieg. Bitter lief es für den Heart-of-Racing-Aston-Martin #27 (James/Mancinelli/Riberas; 11. LMGT3), der vor den SC-Phasen in Führung lag, aber innerhalb einer Runde von Platz eins auf Rang zehn zurückfiel.

Durch die Streichung der Abstände waren die meisten LMGT3-Fahrzeuge am Ende mit Profi-Piloten besetzt, sodass Nuancen den Ausschlag gaben. Am Ende machten vier Fahrzeuge den Sieg unter sich aus.

Der Sieg ging an den AF-Corse-Ferrari #55 (Heriau/Mann/Rovera; 1. LMGT3), der AF Corse den zweiten Triumph in Folge bescherte. Die Plätze zwei und drei sicherte sich TF Sport, das seinen ersten Sieg mit der Corvette Z06 GT3.R um drei Sekunden verpasste.


LMGT3-Eskalation nach letztem Restart

Charlie Eastwood lieferte sich in der TF-Sport-Corvette #81 (van Rompuy/Andrade/Eastwood; 2. LMGT3) einen spektakulären Zweikampf mit Alessio Rovera und lag zwischenzeitlich sogar kurz in Führung, doch am Ende behielt der Italiener die Oberhand. Dani Juncadella sicherte der Corvette #82 nach der Strafe für die Kollision zwischen Koizumi und Buemi einen versöhnlichen dritten Platz.

Knapp am Podium vorbei schrammte der Iron-Lynx-Lamborghini #60 (Schiavoni/Cressoni/Cairoli; 4. LMGT3). Der WRT-BMW #46 (Al Harthy/Rossi/Martin; 14. LMGT3) rund um Valentino Rossi und der Iron-Lynx-Lamborghini #85 (Bovy/Frey/Gatting; 10. LMGT3) der "Iron Dames" wurden jeweils durch Strafen zurückgeworfen.

Damit ist die WEC-Saison 2024 beendet, am Sonntag steht aber noch der Rookie-Test an. Der Saisonauftakt 2025 findet am 28. Februar in Katar statt.