Scirocco R-Cup: Zweiradstars geben Gas

(Motorsport-Total.com) - Er ist der dominierende Pilot in der Moto2-WM und wird in den Medien als "Motorrad-Vettel" gefeiert - Stefan Bradl ist der deutsche Shooting-Star auf zwei Rädern. Beim DTM-Wochenende am Lausitzring bestreitet der 21-Jährige im Volkswagen Scirocco R-Cup das erstes Autorennen seiner Karriere. Er trifft in der Legenden-Wertung unter anderem auf die ehemaligen Motorrad-Stars Dirk Raudies und Ralf Waldmann.

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Stefan Bradl legt derzeit in der Moto2 einen beeindruckenden Lauf hin

Vier Siege in den ersten sechs Saisonläufen - zuletzt am vergangenen Sonntag im verregneten Silverstone - und dazu eine überlegene Führung in der Gesamtwertung. Stefan Bradl ist auf dem besten Weg, Deutschlands erster Motorrad-Weltmeister seit 1993 zu werden. "In der Familie Bradl soll es endlich einen Champion geben. Ich möchte einen Platz besser sein als mein Papa Helmut", sagt Bradl, dessen Vater 1991 WM-Zweiter in der 250er-Klasse wurde.

Anerkennung: Rossi und Lorenzo über Bradl

Lob für seine Leistungen erhält der Bayer von höchster Stelle. Der neunfache Weltmeister Valentino Rossi sagt über Bradl: "Überragend, was er leistet. Wenn er so weitermacht, holt er den Titel. Ich freue mich für Stefan und die deutschen Fans." Und auch der aktuelle MotoGP-Titelträger Jorge Lorenzo ist beeindruckt: "Was für ein cooler Hund. Egal, ob er den Titel holt oder nicht, er muss 2012 in die MotoGP-Klasse."

Wie sich das anfühlt, kann Bradl am Lausitzring testen: Dort nimmt er erstmals in seiner Karriere auf einer MotoGP-Maschine Platz und dreht am Samstag Demorunden für die Fans. Mit der 245 PS starken Ducati stellte Loris Capirossi 2004 in Barcelona den Geschwindigkeitsrekord in der MotoGP mit 348,5 km/h auf. Außerdem dreht er Demorunden auf seinem aktuellen WM-Motorrad Kalex Moto2 vom Team Viessmann Kiefer Racing.

Vergleich: Kalex-Moto2 vs. Scirocco R-Cup

Auf dem Lausitzring startet Bradl im bis zu 275 PS starken Bioerdgas-Cup-Scirocco, der damit rund doppelt so stark ist wie sein Moto2-Motorrad mit 135 PS. Während das Zweirad seine maximale Leistung erst bei 15.800 U/min abruft, erreicht der mit Bioerdgas angetriebene Volkswagen diese bereits bei 6.000 U/min. Die nur 135 Kilogramm schwere Kalex-Moto2 beschleunigt in 3,0 Sekunden auf 100 km/h und erreicht einen Topspeed von 290 km/h. Der Cup-Scirocco mit einem Leergewicht von 1.210 kg liegt mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,9 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 250 km/h auf dem Niveau reinrassiger Sportwagen.

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Ralf Waldmann plante ursprünglich eine weitere Karriere im Rennauto Zoom

Bradl trifft beim vierten Lauf des Volkswagen Scirocco R-Cup mit Dirk Raudies und Ralf Waldmann auf die erfolgreichsten deutschen Motorrad-Rennfahrer der vergangenen 20 Jahre. Raudies gewann 1993 in der 125er-Klasse als bisher letzter Deutscher einen WM-Titel. Der Schwabe, der am Freitag des Lausitzring-Wochenendes seinen 47. Geburtstag feiert, gewann in seiner Zweirad-Karriere 14 Grands Prix. Seit 2004 arbeitet er bei 'Eurosport' als Co-Kommentator bei Motorrad-Rennen.

Waldmann gewann insgesamt 20 WM-Läufe und hält damit den Rekord für die meisten Rennsiege, ohne den Titel gewonnen zu haben. 1996 und 1997 verpasste er diesen als Vizechampion jeweils nur knapp. Als Gaststarter trat Waldmann bereits im SEAT Leon Supercopa und Porsche-Carrera-Cup an. Der 44-Jährige freut sich auf das Duell mit Bradl: "Was Stefan leistet, ist absolute Spitzenklasse. Er hat definitiv das Zeug dazu, dieses Jahr Weltmeister zu werden."

Ebenfalls in der Legenden-Wertung am Start sind neben Bradl mit Max Neukirchner und Aleix Espargaro zwei weitere aktuelle Moto2-Piloten. Neukirchner ist der einzige Deutsche, der bisher auf dem Motorrad das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen hat. Auch in der Superbike-WM fuhr er bereits Siege ein. Espargaro startete 2010 in der MotoGP-Kategorie und holte in dieser Saison beim Heimspiel in Barcelona einen Moto2-Podestplatz.

"Ich freue mich sehr auf den Start im Scirocco R-Cup, ich bin nämlich absolut autoverrückt", sagt Bradl. "Im Moment bin ich extrem viel unterwegs in Sachen Moto2, da ist das Rennen in der Lausitz eine schöne Abwechslung. Für mich ist es die Premiere auf vier Rädern, mein erstes Autorennen. Ich bin sicher, dass ich viel Spaß haben werde mit den Motorrad-Legenden wie Ralf Waldmann oder Dirk Raudies. Ganz besonders heiß bin ich natürlich auf die Demorunde auf der MotoGP-Ducati am Samstag. Das wird meine Premiere auf einem MotoGP-Bike. Ich weiß, dass unter den tausenden DTM-Zuschauern am Lausitzring auch viele Motorrad-Fans sind - die werden eine schöne Show zu sehen bekommen."

"Mein letztes Autorennen liegt fast 20 Jahre zurück", erinnert sich Raudies. "1993 bin ich im Porsche-Carrera-Cup gefahren. Das hat mir auf jeden Fall nicht geschadet, denn einen Monat später bin ich Weltmeister in der 125er-Klasse geworden. Vielleicht klappt das in dieser Saison ähnlich bei Stefan Bradl. Ich freue mich riesig auf das Duell mit Ralf Waldmann und den anderen Motorrad-Piloten. Mein Ehrgeiz ist noch vorhanden, in den letzten Wochen habe ich sogar mit Konditionstraining auf dem Fahrrad begonnen. Beim Rennen möchte ich vor allem nicht im Kiesbett landen, mit etwas Glück ist ein Platz im Mittelfeld drin."

"Nach meiner Motorrad-Karriere wollte ich auf vier Räder umsatteln", sagt Waldmann. "2001 hatte ich sogar einen DTM-Test mit Mercedes und war damals im Regen nur vier Zehntelsekunden langsamer als Marcel Fässler. Auf das Rennen im Scirocco R-Cup blicke ich voller Vorfreude, bei Testfahrten in Oschersleben hatte ich jedenfalls ein gutes Gefühl. Der Wagen ist sehr gutmütig und lässt sich prima am Limit bewegen. Allerdings habe ich Respekt vor dem Start und der ersten Kurve, denn bei Autorennen wird dort viel härter gefahren als auf dem Motorrad. In der Hinsicht sind Motorrad-Rennen fairer."