WSBK Aragon (Lauf 1): Andrea Iannone feiert Debütsieg, Drama bei Ducati!

Erster WSBK-Sieg für Andrea Iannone: Bei der Superbike-WM in Aragon gewinnt der Rookie das Samstags-Rennen - Nicolo Bulega rollt mit Motorschaden aus

(Motorsport-Total.com) - Ducati-Pilot Andrea Iannone hat bei der Superbike-WM in Aragon (Spanien) das erste Hauptrennen gewonnen. Der GoEleven-Pilot stellte im Samstags-Rennen seinen ersten WSBK-Sieg sicher. Komplettiert wurde das Podium von den beiden BMW-Piloten Toprak Razgatlioglu und Garrett Gerloff. Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) verpasste das Podium beim Heimspiel. Für Ducati-Teamkollege Nicolo Bulega kam es noch schlimmer.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Andrea Iannone triumphierte bei der Superbike-WM in Aragon Zoom

Doch der Reihe nach: Drei Ducatis bildeten die erste Startreihe (zum Superpole-Bericht). Nicolo Bulega stand auf der Pole. Andrea Iannone und Alvaro Bautista hatten beim Start ebenfalls freie Sicht. WM-Leader Toprak Razgatlioglu ging von Startplatz fünf ins Samstags-Rennen.

Der Großteil der Fahrer verwendete die SC0-Hinterreifen-Mischung in der neuen Entwicklungs-Version. Lediglich Axel Bassani (Kawasaki) wählte die ältere SC0-Variante.

Beim Start setzte sich Andrea Iannone durch und bog als Führender vor Nicolo Bulega in die erste Kurve. Die Ducati von Sam Lowes qualmte stark. Der Marc-VDS-Pilot rutschte am Eingang von Kurve 4 auf seinem eigenen Öl aus und war aus dem Rennen. Das Rennen wurde daraufhin abgebrochen. Sam Lowes fehlte beim Neustart. Das Feld schrumpfte auf 21 Fahrer.

Drama beim Neustart: Motorschaden bei Nicolo Bulega!

In der Aufwärmrunde ging es dramatisch weiter. Auch die Ducati von WM-Anwärter Nicolo Bulega gab Rauchzeichen. Kopfschüttelnd stellte der Italiener seine Werks-Panigale mit Motorschaden ab.

Dadurch fehlte der WM-Leader beim Neustart. Ein großer Rückschlag für die WM-Ambitionen des WSBK-Rookies. Er sollte am Samstag 20 Punkte im WM-Kampf verlieren.

Nicolo Bulega

Polesetter Nicolo Bulega rollte in der Aufwärmrunde aus Zoom

Andrea Iannone setzte sich auch beim Neustart an die Spitze. Alvaro Bautista verlor in Kurve 1 viele Positionen. Barni-Pilot Danilo Petrucci schob sich auf die zweite Position. Toprak Razgatlioglu kam als Dritter aus der ersten Runde. Alvaro Bautista fuhr nur auf der sechsten Position.

Zu Rennbeginn bildete sich eine fünf Fahrer starke Führungsgruppe, in der Iannone das Tempo diktierte. Dahinter fuhren Razgatlioglu, Petrucci, Alex Lowes (Kawasaki) und Michael van der Mark (BMW). Zu Alvaro Bautista auf P6 klaffte eine kleine Lücke. Der Spanier fand erst nach einigen Runden ins Rennen und stellte den Anschluss her.

Danilo Petrucci will sich absetzen und scheitert

Am Ende der fünften Runde setzte sich Razgatlioglu erstmals neben Iannone und bremste sich vorbei. Doch der Türke konnte die Linie nicht halten. Iannone konterte und übernahm erneut die Führung. Das Tempo an der Spitze war nicht hoch. Deshalb bildete sich eine neun Fahrer große Gruppe. Die Top 9 fuhren innerhalb von 1,5 Sekunden.

Von Runde zu Runde arbeitete sich Bautista durchs Feld und kam als Dritter aus der sechsten Runde. Petrucci gab sich aber noch nicht geschlagen und drückte sich in Kurve 1 vorbei. Durch das Manöver verlor Bautista eine weitere Position an Alex Lowes und war nur noch Fünfter.

Eine Runde später schob sich Petrucci auch noch an Razgatlioglu und wenig später an Iannone vorbei. Der Cremona-Sieger zog das Tempo an und versuchte, sich abzusetzen. Der Plan scheiterte, weil Iannone zur Halbzeit erneut die Führung übernahm.

Garrett Gerloff fährt rundenlang vor Toprak Razgatlioglu

Bautista verbremste sich in Kurve 1 und verlor dadurch erneut Boden. Und auch Razgatlioglu verlor eine Position. BMW-Markenkollege Garrett Gerloff übernahm die dritte Position und hatte nur noch die beiden Kunden-Ducatis von Iannone und Petrucci vor sich.

Acht Runden vor Rennende verlor Petrucci innerhalb weniger Kurven vier Positionen. Iannone, Gerloff, Razgatlioglu und Bautista zogen an der Ducati mit der Nummer 9 vorbei. An der Spitze wurde sehr hart gekämpft.

Zu Beginn des finalen Drittels fuhren Iannone, Gerloff und Razgatlioglu innerhalb von 0,2 Sekunden. Gerloff suchte einen Weg vorbei an der führenden Ducati von Iannone. Fünf Runden vor Rennende bremste sich Razgatlioglu an Gerloff vorbei und übernahm die zweite Position.

Andrea Iannone zieht das Tempo in der Schlussphase an

Auch Bautista und Petrucci befanden sich wieder in Schlagdistanz. Somit hatten fünf Fahrer die Chance, das Rennen zu gewinnen. Bautista fuhr die schnellsten Rundenzeiten. Doch auch Iannone hatte noch Reserven.

Der Italiener zog das Tempo vier Runden vor Rennende an und verschaffte sich ein leichtes Polster. Während die Gegner nur mittlere 1:49er-Zeiten fuhren, konnte Iannone niedrige 1:49er-Zeiten fahren. Er setzte sich in den finalen Runden klar ab und hielt sich somit aus den Zweikämpfen heraus.

Razgatlioglu, Gerloff und Bautista verloren den Anschluss an Iannone. Und auch Petrucci auf Position fünf konnte das hohe Tempo nicht mehr mitgehen. Iannone ging mit 1,3 Sekunden Vorsprung in die letzte Runde. Zu Beginn der letzten Runde schob sich Bautista an Gerloff vorbei, doch der US-Amerikaner konterte in Kurve 4.

Emotionaler Sieg von Andrea Iannone

Iannone ließ in der letzten Runde nichts mehr anbrennen und stellte seinen ersten Sieg in der Superbike-WM sicher. In der Auslaufrunde musste er seine Ducati mit leerem Tank abstellen und kehrte mit einem Scooter zurück ins Parc Ferme.

"Es ist unglaublich! Wie ein Traum für mich!", kommentiert Iannone. "Ich habe in den vier Jahren Zuhause hart gekämpft und die Rennen auf dem Sofa verfolgt. Ich hatte nicht erwartet, dieses Ergebnis bereits im ersten Jahr erreichen zu können. Alle sind so stark, es ist schwierig, doch ich gab nie auf. Heute habe ich nicht nur das Rennen sondern auch den Kampf meines Lebens gewonnen."

Toprak Razgatlioglu beim Comeback nur 0,8 Sekunden vom Sieg entfernt

Razgatlioglu kam bei seiner WSBK-Rückkehr als Zweiter ins Ziel und baute seinen WM-Vorsprung weiter aus. Da Bulega leer ausging, vergrößerte sich Razgatlioglus Polster auf 33 Zähler. "Ich bin nicht wirklich happy, weil ich in den letzten Runden nicht um den Sieg kämpfen konnte. Mein Vorderreifen baute stark ab", erklärt der Türke.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu vergrößerte seinen WM-Vorsprung auf 33 Punkte Zoom

"Ich kämpfte also nur um die zweite Position", bedauert der erfolgsverwöhnte BMW-Werkspilot, der sich bei Markenkollege Gerloff bedankt: "Ich danke Garrett, dass er mich in der letzten Kurve sah und wir nicht zusammen stürzten. Er ging vom Gas. Danke dafür. Ich bin froh, dass wir beim Comeback so stark sind. Wir müssen uns morgen aber noch etwas verbessern."

Bonovo bezwingt den Weltmeister: Garrett Gerloff auf P3!

Bonovo jubelte über ein weiteres Podium von Gerloff, der sich in der letzten Runde gegen Weltmeister Bautista durchsetzte. Lediglich 0,066 Sekunden trennten Gerloff und Bautista bei der Zieldurchfahrt. "Ich habe mich am Rennende wirklich gut gefühlt und wusste, dass ich noch etwas im Tank habe", berichtet Gerloff.

"Toprak und Andrea fuhren richtig gut. Ich blieb ruhig und hoffte, dass sich das Rennen in den finalen Runden etwas zu meinen Gunsten entwickelt", bemerkt Gerloff, der von P10 ins Rennen ging. "Ich hasse das Qualifying. Wenn ich das endlich hinbekomme, dann können wir andere Rennen zeigen", ist er überzeugt.

Kein Podium für das Ducati-Werksteam auf der Paradestrecke in Aragon

Bautista scheiterte beim Heimrennen am Podium und wurde Vierter. Petrucci landete auf der fünften Position. Iker Lecuona bestätigte mit P6 die jüngsten Fortschritte von Honda. Teamkollege Xavi Vierge landete hinter Alex Lowes auf P8. Michael van der Mark und Andrea Locatelli komplettierten die Top 10.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista musste sich immer wieder zurückkämpfen Zoom

Scott Redding (Bonovo-BMW) zeigte ein unauffälliges Rennen und wurde Elfter. Axel Bassani beendete das Rennen auf P12. Michael Rinaldi, der in Aragon bereits Siege feierte, fuhr mit P13 ein enttäuschendes Ergebnis ein. Und auch Jonathan Rea (Yamaha) blieb als 14. hinter den Erwartungen. Der finale Punkt ging an Bradley Ray (Motoxracing-Yamaha). Remy Gardner (GRT-Yamaha) ging leer aus.


Fotos: WSBK 2024: Aragon (Spanien)


Philipp Öttl (GMT94-Yamaha) beendete das Rennen auf der vorletzten Position und wurde als 17. gewertet. Der Deutsche lag 30,3 Sekunden zurück.

Landsmann Marvin Fritz ging mit einer Strafe ins Rennen. Yamaha kopierte die Cremona-Strategie von BMW und nutzte den Ersatzfahrer, um einen zusätzlichen Motor ins Aufgebot zu holen. An Dominique Aegerters Motorrad gab es in diesem Jahr bereits einige Motorprobleme. Fritz musste somit zwei Long-Lap-Penaltys absolvieren. Er gab das Rennen vorzeitig auf.

Am Sonntag folgen das Sprintrennen (11:00 Uhr) und das zweite Hauptrennen (14:00 Uhr).