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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: BMW
Tom Sykes und Eugene Laverty sammeln in Aragon sechs magere Punkte: Das Team leistet sich grobe Schnitzer, die erhofften Fortschritte lassen auf sich warten
Liebe Motorradfreunde,

© Motorsport Images
BMW erlebte in Aragon das bisher schwierigste Wochenende der Saison Zoom
die WSBK-Saison 2020 hat ihre Halbzeit erreicht. Ein guter Zeitpunkt für eine kleine Zwischenbilanz. Im Hause BMW dürfte diese ernüchternd ausfallen. Die enttäuschende Vorstellung beim ersten Aragon-Event hat die Stimmung sicher nicht verbessert. Sechs magere Punkte konnten Tom Sykes und Eugene Laverty beim vierten Renn-Wochenende der Saison einfahren.
Bei den Verantwortlichen des BMW-Superbike-Projekts dürften die Köpfe rauchen. Ausbleibende Fortschritte, fragwürdige Entscheidungen und wiederkehrende Patzer an den Renn-Wochenenden. Damit qualifizieren sich Teamchef Shaun Muir und Motorradsport-Direktor Marc Bongers für die traditionelle Montags-Kolumne, denn die beiden BMW-Verantwortlichen haben im übertragenen Sinne sicher nicht gut geschlafen.
Die erhofften Fortschritte bleiben aus
Groß waren die Erwartungen vor der zweiten Saison mit der neuen S1000RR, die bereits in ihrer Debütsaison für einige Überraschungen gut war. Das neue BMW-Superbike punktete beim Handling und war damit vor allem auf eine Runde richtig schnell. Mit mehr Leistung sollte in der zweiten Saison eine Steigerung erfolgen, die dann 2021 im WM-Titel resultiert. Doch von diesem Plan ist BMW momentan weit entfernt.

© BMW
Klare Schwachstelle: BMW sucht weiter nach mehr Leistung Zoom
Betrachten wir die Fakten: In der Herstellerwertung liegen die Münchner aktuell nur auf Position fünf und sind damit genau genommen Letzter. Honda präsentierte im Winter ein radikales Superbike und konnte damit an BMW vorbeiziehen und macht weiter Fortschritte, wie man in Aragon mit dem Podestplatz von Alvaro Bautista sehen konnte. Kawasaki, Ducati und Yamaha lagen ohnehin vor BMW.
Das Team um Marc Bongers arbeitet systematisch an Verbesserungen, doch es wirkt, als würde BMW auf der Stelle treten. Im Vergleich zu 2019 wurde die S1000RR in vielen kleinen Details verbessert. Ein großer Schritt blieb aus. Das ist zu wenig in der extrem hart umkämpften Superbike-WM-Saison 2020. Das lang erwartete Power-Update ist lange überfällig.
Verliert Tom Sykes die Lust?
Im Vorjahr brachte Tom Sykes eine Menge Schwung und Elan zu BMW. Bei Kawasaki stand der Weltmeister von 2013 im Schatten von Jonathan Rea und landete dann auf dem Abstellgleis.
Der Wechsel zu BMW sorgte bei Sykes für Erleichterung. Plötzlich fühlte sich der Mann aus Yorkshire wieder geliebt und wertgeschätzt. Singend und lachend schlenderte er durchs Fahrerlager.

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Tom Sykes wirkt nicht mehr so locker wie in seiner BMW-Debütsaison Zoom
Ganz so locker wirkt die Nummer 66 in diesem Jahr nicht mehr. Ich habe den Eindruck, dass Sykes durch das öffentlich ausgeschriebene Duell mit Eugene Laverty um den Verbleib im Team etwas verstimmt wurde. Fahrer-Egos sind empfindlich und extrem zerbrechlich. Fehlender Rückhalt im Team wirkt sich auf die Leistungen aus. Ob der Sturz in der Superpole das Ergebnis war, muss jeder selbst entscheiden.
Aber auch die ausbleibenden Fortschritte am Motorrad könnten bei Sykes für Ernüchterung sorgen. Es ist klar, dass BMW die wohl letzte vielversprechende Station des mittlerweile 35-Jährigen sein dürfte. Bei anderen Werksteams wird sich für den WSBK-Routinier vermutlich keine Chance mehr bieten.
Zu viele technische Zwischenfälle
Was allerdings klar ist, dass BMW und die Truppe rund um Shaun Muir auffällig viele Probleme mit der Technik hat. In Jerez musste Sykes seine BMW mit einem defekten Schaltautomat abstellen. Eugene Laverty kam im Rennen in den Leerlauf und stürzte. Später sah man an den Werks-BMWs einige Male Rauch aufsteigen. Und auch in Aragon gab es einige Zwischenfälle.
In der Runde in die in die Startaufstellung musste Laverty am Samstag vom Motorrad springen, weil die Bremse nicht wie gewohnt funktionierte. Er konnte das Rennen starten, wurde dann aber bestraft, weil zu lange an seiner Maschine gearbeitet wurde. Laverty sammelte in Aragon zwei magere Punkte und liegt zur Halbzeit der Saison auf Position 16 der Fahrerwertung.

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BMW-Motorradsport-Direktor Marc Bongers mit Teamchef Shaun Muir Zoom
An dieser Stelle muss man sich fragen, ob man Sympathieträger Markus Reiterberger nicht eine zweite Chance hätte bieten sollen. Klar, Reiterberger konnte die Erwartungen nicht erfüllen, zeigte aber immerhin einige vielversprechende Momente. Diese konnte ich bei Laverty so nicht nicht erkennen.
Kommt 2021 eine M-Version?
Mit Michael van der Mark stößt in der kommenden Saison ein WSBK-Siegfahrer zum Team. Gespannt bin ich, wie BMW in der dritten Saison mit der S1000RR technisch aufgestellt sein wird. Hat das Motorrad das Potenzial für Siege oder muss BMW doch eine radikalere Version nachlegen?
BMW-Motorrad-Chef Markus Schramm deutete im vergangenen Dezember an, dass es eine schärfere M-Version der S1000RR geben wird. Zuletzt behauptete Marc Bongers aber, dass 2021 mit dem gleichen Motor gefahren wird wie 2019 und 2020. Im Herbst dürften wir schlauer sein, wohin die Reise geht.

© BMW/Matteo Cavadini
BMW-Motorrad-CEO Markus Schramm im Gespräch mit Redakteur Sebastian Fränzschky Zoom
Ich hoffe, dass die Verantwortlichen in München genug Ausdauer haben, um das WSBK-Projekt auch durch schwierige Phasen zu leiten. Das wäre eine Lehre aus dem ersten Versuch mit der S1000RR. Marco Melandri befand sich damals auf Titelkurs, als er vom Aus des WSBK-Projekts erfuhr und vom Kurs abkam. Es wäre ein Jammer, wenn BMW diesen Fehler zwei Mal macht.
Sportliche Grüße,
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