Superbike-WM: Dorna will nichts überstürzen

Dorna-Manager Javier Alonso will die Superbike-WM in Zukunft wirtschaftlich besser aufstellen - Änderungen sollen aber nicht überstürzt vorgenommen werden

(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Herbst wurde die Dorna auch in der Superbike-WM installiert und kümmert sich nun neben der MotoGP und der spanischen Meisterschaft um eine weitere wichtige Motorradserie. Von der Vermarktung her ist die MotoGP das klare Zugpferd. In der Superbike-WM besteht diesbezüglich Nachholbedarf. Zudem gestaltet sich die finanzielle Lage in der Superbike-WM als kritisch. In Europa gehen die Absatzzahlen der Rennmaschinen zurück, Sponsoren sind schwierig zu finden und zudem haben die meisten Teams ihre Basis in Italien, wo die wirtschaftlichen Probleme noch nicht überwunden sind.

Titel-Bild zur News: Eugene Laverty, Sylvain Guintoli

Die Rennen in der Superbike-WM sind meist eng umkämpft Zoom

Die Situation erinnert an eine Katze, die sich in den Schwanz beißt: Ist die Vermarktung schlecht, sinkt auch das Interesse an der Serie. Sinkt das Interesse, dann gestaltet sich die Sponsorensuche noch schwieriger und die finanzielle Lage verschlechtert sich. Die Dorna will bei diesen Punkten ansetzen. Kostensenkung wird genau wie in der MotoGP groß geschrieben. Dazu soll es demnächst ein neues technisches Reglement geben. Es gab im Herbst Sitzungen und beim Saisonauftakt in Australien saßen alle Hersteller an einem Tisch.

Die Superbike-WM soll wieder seriennäher aufgestellt sein. Welche Veränderungen im Detail vorgenommen werden, darüber herrscht derzeit noch keine Klarheit. Die Dorna will es auch nicht überstürzen. "Wir versuchen erst mal, leichte Adaptionen vorzunehmen", wird Javier Alonso, der neue Boss der Superbike-WM, bei 'Motorsport aktuell' zitiert. "Die Superbike-WM ist sportlich gesehen ein sehr großer Erfolg. Aber vom Standpunkt der wirtschaftlichen Seite beginnen wir quasi bei Null." Speziell der sportliche Aspekt funktioniert derzeit in der Superbike-WM sehr gut. Viele Fahrer können auf unterschiedlichen Marken gewinnen.


Fotos: Superbike-WM auf Phillip Island


Im Gegensatz dazu war die zweite Saisonhälfte 2012 in der MotoGP geprägt vom Duell Jorge Lorenzo gegen Dani Pedrosa, die in ihrer eigenen Liga fuhren. Marco Melandri ist seit 2011 in der Superbike-WM und fühlt sich pudelwohl. "Ich finde es perfekt wie es ist. Es gibt fünf Fahrer auf fünf unterschiedlichen Motorrädern, die vorne mitfahren. Es ist ausgeglichen", unterstreicht er einen wesentlichen Faktor der Meisterschaft.

Auch Valentino Rossi verfolgte den Auftakt der Superbike-WM glühend vor dem Fernseher und war begeistert: "Ich schaue mir immer die Superbikes an. Ich habe mir die Superpole und die beiden Rennen angesehen. Für Carlos und Melandri war es sehr schade. Generell war es besser als ich erwartet habe", meinte der Superstar mit einem Lächeln im Gesicht. Die Show passt, doch kann sie durch Veränderungen im Reglement zerstört werden?

Marco Melandri

Marco Melandri fühlt sich in der Superbike-WM pudelwohl Zoom

Mit den jüngsten Regeländerungen, die noch vor der Dorna-Übernahme beschossen worden waren, ist Melandri nicht glücklich: "Wir sparen kein Geld, weil wir nur ein Motorrad haben dürfen. Es ist dumm, weil man dadurch ein Rennen verpassen kann. Man investiert sehr viel Geld und kann unter Umständen nicht antreten wegen einer dummen Sache. Das kann ich nicht verstehen. Nun müssen wir die Räder wechseln. Das ist aus meiner Sicht gefährlich", kritisiert der Italiener die geplanten Boxenstopps bei Regenrennen. "Die Motorräder zu wechseln wäre deutlich sicherer."

Die weiteren Schritte für die Zukunft will die Dorna deshalb nicht überstürzen: "Wir wollen auf keinen Fall irgendetwas ändern, ohne vorher eine ordentliche Analyse zu machen", hält Alonso fest. "Wir haben aber einige Aspekte definiert, die uns nicht so gefallen. Aber wir wollen es aus dem Hintergrund beobachten." Lange gab es auch ein Hick-Hack um den Terminkalender, der erst nach dem Saisonauftakt endgültig bestätigt wurde.

Viele Teams hatten schon die Flüge und das Hotel für Indien gebucht, aber das Rennen wurde an das Saisonende verschoben. In Australien gab es deswegen hitzige Diskussionen im Fahrerlager. Zusätzlich wurde die Türkei im September in den Kalender aufgenommen. Speziell Supersport-Weltmeister Kenan Sofuoglu ist bei seinen Landsleuten sehr populär. Die Dorna möchte in Zukunft die Expansion des Kalenders in neue Märkte aufgrund der schwächelnden Absatzzahlen in Europa fortsetzen. "Die Werke blicken sich nach neuen Märkten um", weiß Alonso. 2012 wurde zum ersten Mal Russland besucht und in diesem Jahr geht es nach Indien. Die MotoGP gastierte dagegen noch nie in diesen beiden Ländern.