• 11.07.2010 22:28

  • von Roman Wittemeier

Stimmen zum Superbike-Wochenende in Brünn

Max Biaggi hatte noch mehr erwartet, Cal Crutchlow ist frustriert und Max Neukirchner erklärt seine beiden Abflüge: "Tut mir leid für die Fans"

(Motorsport-Total.com) - Max Biaggi konnte zwar seine Vorliebe für Doppelerfolge in Brünn nicht ganz umsetzen, aber dennoch ist der italienische Aprilia-Star der große Gewinner des Superbike-Wochenendes in Tschechien. Biaggi holte nach Rang zwei im ersten Durchgang den Sieg im zweiten Rennen und hielt somit seinen unglaublichen Schnitt. Er konnte bislang 50 Prozent aller Superbike-Läufe des bisherigen Jahres gewinnen. Biaggi profitierte gleichzeitig vom schlechten Abschneiden von Suzuki-Speerspitze Leon Haslam.

Titel-Bild zur News:

Das Podest nach dem zweiten Rennen: Johnny Rea, Max Biaggi, Michel Fabrizio

"Ich war mit Platz zwei im ersten Lauf zufrieden, auch wenn ich mir ehrlich gesagt auch auf dieser Strecke das Maximum erhofft hatte", sagt der Aprilia-Fahrer, der die Superbike-WM nun noch deutlicher anführt. "Zum zweiten Lauf änderte ich etwas am Getriebe und an der hinteren Aufhängung. Das hat sich ausgezahlt. Erst war ich hinter Rea, aber dann merkte ich, dass ich schneller kann. Ich habe dann nicht mehr an den Reifen gedacht, sondern einfach Druck gemacht."#w1#

Biaggi ließ den Ten-Kate-Honda-Piloten stehen. Überraschend, denn den ersten Lauf hatte der Brite locker im Griff gehabt. "Irgendwie hatte jemand eine schützende Hand über mich gehalten", sagt Rea. "Ich hatte das Gefühl, an diesem Tag überhaupt nichts falsch machen zu können. Der Sieg war toll. Ich widme ihn unserem Teamchef Ronald ten Kate, der leider nicht dabei sein konnte, weil sein Vater sehr schwer erkrankt ist."

Mit einem breiten Grinsen erklärt Rea weiter: "Der Start zum ersten Rennen war komisch. Ich stand im Grid und konnte plötzlich nur noch daran denken, dass ich ganz dringend auf die Toilette muss." Wahrscheinlich war dies der Grund, warum sich der Brite dermaßen beeilte und somit als Erster ins Ziel kam. "Ich zog nach vorne und konnte mich in den folgenden 19 Runden locker dort halten. Das war so schön, endlich mal wieder zu siegen", sagt der Honda-Mann, der zuletzt in Assen ganz oben auf dem Podest gestanden hatte.

"Ich konnte plötzlich nur noch daran denken, dass ich ganz dringend auf die Toilette muss." Jonathan Rea

"Rennen zwei lief auch nicht schlecht, aber Max war gut", sagt Rea mit Blick auf Rennsieger Biaggi, der nicht zu halten war. "Ich habe es versucht, aber der Reifen gab nichts mehr her. Ich hatte das Gefühl, keinen ganz so guten Pneu wie im ersten Lauf erwischt zu haben. Wir haben Fortschritte gemacht, auch wenn das Bike schwierig auf jeweils andere Strecken einzustellen ist. Jetzt nehme ich am Acht-Stunden-Rennen in Suzuka teil und dann freue ich mich auf das Heimspiel in Silverstone."

Teamkollege Max Neukirchner hatte unterdessen wenig zu berichten. Der Sachse flog in beiden Durchgängen jeweils in der ersten Runde ab. "Tut mir sehr leid für die Fans, die extra aus Deutschland gekommen sind", sagt der Ten-Kate-Neuzugang. "Im Qualifying ging es gar nicht so schlecht. Der Start ins erste Rennen war nicht so gut. In der ersten Ecke fuhr einer quer vor mir her, ich musste in die Eisen, aber blockierte und flog ab. Im zweiten Rennen gab es einen Kontakt mit einem Gegner und das war es dann."

Im Lager von Ducati war die Stimmung nach den Rennen akzeptabel. Nach schlechten Qualifying-Leistungen durften die Werkspiloten am Sonntag wieder lächeln. Michael Fabrizio fiel im ersten Durchgang wegen technischer Probleme aus, holte aber im zweiten Rennen Rang drei. "Im ersten Lauf habe ich sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt", berichtet der Italiener. "Das Bike vibrierte immer stärker und plötzlich konnte ich keine Gänge mehr einlegen."


Fotos: Superbike-WM in Brünn


"Lauf zwei lief besser. Ich habe mich erfolgreich gewehrt und bin mit dem Resultat zufrieden. Allerdings tut mir Ruben Xaus auch etwas leid", sagt Fabrizio, der den Podestplatz vom spanischen BMW Piloten erbte, weil dieser kurz vor dem Ende stürzte. "Die Ergebnisse waren vor dem Hintergrund meiner Startpositionen gar nicht schlecht", sagt Noriyuki Haga nach den Plätzen sechs und fünf. "Im ersten Rennen hing ich hinter Xaus fest, im zweiten Durchgang nahm ich einen anderen Reifen, der mir aber nicht das passende Gefühl gab."

Die Reifen war auch wieder einmal das Problem von Leon Haslam. "Ich kann gar nicht sagen, wie enttäuscht und frustriert ich bin", so der Suzuki-Pilot, der immerhin schon drei Saisonsiege auf dem Konto hat. Schon in der Superpole war er seinem Teamkollegen Sylvain Guintoli unterlegen. Das Szenario wiederholte sich am Sonntag: Der Franzose fuhr auf die Plätze fünf und sieben, Haslam wurde im ersten Lauf Achter, im zweiten Durchgang Zehnter.

"Wenn es an mir liegen würde, dann würde ich es sofort zugeben. Aber es liegt am Reifen", so der bisher einzig ernsthafte Konkurrent von Biaggi. "Den Pneu hatten wir schon im ersten Misano-Rennen drauf und er ging gar nicht. Im zweiten Lauf fuhr ich mit dem alten Pneu auf Platz zwei. Hier in Brünn ging mit dem neuen Reifen überhaupt nichts. In Durchgang zwei war es so schlimm, dass ich fast hätte aufgeben müssen. Cal Crutchlow hatte ähnlich Probleme. Der ist sogar deswegen zur Box gefahren."

"Wenn es an mir liegen würde, dann würde ich es sofort zugeben." Leon Haslam

Der Yamaha-Youngster war ebenso frustriert wie Haslam. Nach einen herausragenden Qualifying ging mit den Rennreifen am Sonntag herzlich wenig. "Wir hatten eigentlich den Speed für einen Sieg", sagt Crutchlow, der immer noch auf seinen ersten Erfolg wartet. "Im ersten Rennen lief es nicht nach Plan, ich hatte kaum Grip am Heck. Im zweiten Rennen wäre ich mit dem komischen Reifen fast abgeflogen. Ich bin enttäuscht, aber es ist manchmal so im Rennsport."

Etwas glücklicher blickte James Toseland drein. Der Ex-MotoGP-Pilot holte mit den Plätzen sieben und vier solide Resultate. "Ich war überrascht, im ersten Rennen Siebter zu werden, denn wegen der Elektronik konnte ich gar nicht richtig Gas geben", berichtet der Brite. "In Rennen zwei spielte die Launch-Control verrückt und ich war in der ersten Kurve Letzter. Ich konnte dann aber mit Wut im Bauch schon eine Runde später 12 Plätze gutmachen und dann noch weiter aufholen."

Das übliche triste Bild sah man bei Kawasaki. Dort freute man sich sogar über Rang elf von Tom Sykes im ersten Durchgang - mehr war auch nicht zu holen. "Der elfte Platz war nun wirklich nicht besonders", sagt Sykes. "Im zweiten Rennen hatte ich einen guten Start, aber geriet mit einem Fahrer aneinander und schied aus", so der Brite nach dem Crash mit Neukirchner. Chris Vermeulen kam zweimal nicht ins Ziel. "Im ersten Lauf wurde ich abgeräumt, im zweiten Durchgang musste ich wegen Schmerzen im Knie aufgeben."

"Der elfte Platz war nun wirklich nicht besonders." Tom Sykes