Marvin Fritz in der Superbike-WM: Warum der ursprüngliche Plan platzte

Beim WSBK-Event in Estoril startet Marvin Fritz als Ersatzpilot: Im Exklusiv-Interview erklärt er, warum nicht realisiert werden konnte, alle Europarennen zu fahren

(Motorsport-Total.com) - Marvin Fritz ist zurück im Fahrerlager der Superbike-WM. Beim dritten WSBK-Event der laufenden Saison übernimmt Fritz die Yamaha R1 von Roberto Tamburini (Motoxracing), der sich in der Pause zwischen Assen und Estoril verletzt hat. Eigentlich hatte Fritz geplant, in diesem Jahr alle Europarennen zu bestreiten. Wir haben uns erkundigt, warum dieser Plan nicht realisiert werden konnte.

Titel-Bild zur News: Marvin Fritz

Marvin Fritz kann sich am Wochenende erneut für die Superbike-WM empfehlen Zoom

Die Langstrecken-WM hat für Fritz klar Priorität. Unmittelbar vor der Reise nach Estoril testete er zusammen mit seinem YART-Team in Spa. "Es war ein cooler Test in Spa und eine kurze Nacht. Ich war um 23 Uhr Zuhause und bin um 3 Uhr wieder aufgestanden, weil es um 4 Uhr in Richtung Flughafen ging. Ich habe nur vier Stunden geschlafen", berichtet er und fügt hinzu: "Heute geht es zeitig ins Hotel, um noch etwas Schlaf zu bekommen."

Mit dem Kurs in Estoril ist Fritz bestens vertraut. "Den Kurs kenne ich gut vom Langstrecken-Rennen. Da standen wir ganz oben auf dem Podest. Ich denke, dass mir der Kurs liegt", kommentiert der Deutsche und betont: "Ich will hier auf jeden Fall nichts überstürzen."

Weitere Einsätze als Ersatzpilot in Aussicht

"Natürlich ist es schade für Roberto Tamburini. Ich drücke ihm die Daumen, dass er schnell wieder fit ist. Ich sehe es als gute Chance an, um mich zu zeigen und ohne Druck zu fahren", erklärt Fritz vor dem Trainingsauftakt in Portugal.

Es ist vorstellbar, dass Fritz auch beim kommenden Event wieder für das Motoxracing-Team fährt. "Wir müssen schauen, ob der Roberto bis Misano wieder fit wird. Es sind nur drei Wochen. Morgen wird er am Sprunggelenk operiert. Niccolo (Canepa) hat sich vor einem Jahr im Frühling das Sprunggelenk gebrochen und es hat zwei Monate gedauert, bis er wieder richtig auftreten und trainieren konnte", bemerkt der Yamaha-Pilot.

Auf welchem technischen Stand die Yamaha R1 von Motoxracing ist

Beim Einsatz in Estoril muss sich Fritz an eine andere Version der Yamaha R1 und an die Pirelli-Reifen gewöhnen. Mit Pirelli-Reifen fuhr er zuletzt im September 2021. "Das Motorrad ist komplett anders", erklärt er. "Und dann muss ich mich auch wieder an die Pirelli-Reifen gewöhnen. Ich bin seit letztem Jahr in Jerez nicht mehr mit Pirelli gefahren. Aber ich gehe ohne Druck ran", so Fritz.

Marvin Fritz

Bei den Gaststarts im Vorjahr fuhr Marvin Fritz das Bike aus der Langstrecken-WM Zoom

"Das Team hat viele Daten. Es ist das Bike von Loris Baz, die Ten-Kate-Maschine von 2020. Das Motorrad ist also schon etwas älter, aber es steht noch super da", bemerkt er und vergleicht: "Das Langstrecken-Bike kenne ich sehr gut. Es hat weniger Leistung und lässt sich besser fahren. In Most war das vielleicht gar nicht so schlecht. In Jerez aber war es sicher ein Nachteil."

Warum Marvin Fritz nicht mehr Rennen in der Superbike-WM fährt

Bei seinen Gaststarts in Most und Jerez hinterließ Fritz im vergangenen Jahr einen starken Eindruck. Daraufhin wurde der Plan entwickelt, 2022 noch mehr Rennen in der Superbike-WM zu absolvieren und 2023 als Stammpilot in die WSBK zu wechseln. Der Plan, alle Europarennen zu fahren, wurde aber nicht realisiert. Warum?

"Wir bekommen in der Langstrecken-WM sehr viel Unterstützung von Yamaha. Das Ziel ist es, den WM-Titel zu gewinnen. Im vergangenen Jahr hat Yamaha mit Ausnahme der Langstrecken-WM alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Das wollen wir in diesem Jahr ändern. Deshalb ist die Langstrecken-WM unser klares Ziel. Es steht über allem", begründet Fritz.

"Klar, ich wäre gern mehr Rennen in der Superbike-WM gefahren. Doch das ist finanziell sehr schwierig", gesteht er. "Wir hatten einen Sponsor in Sicht, doch das hat leider nicht geklappt. Deshalb löste sich das alles in Luft auf. Doch es besteht der Plan, zwei oder drei Gaststarts zu absolvieren."

Bei welchen Rennen möchte Fritz in diesem Jahr starten? "Most war geplant. Leider ist direkt danach das Langstrecken-Rennen in Suzuka. Das ist das wichtigste Rennen im Jahr. Am Montag gehen in Suzuka die Trainings los. Deswegen wissen wir noch nicht, ob wir in Most fahren können", grübelt er.

Realistischer ist, im Herbst bei den Rennen in Barcelona und Portimao anzutreten. "Das Budget ist immer problematisch. Aber einen Gaststart haben wir fix eingeplant, vielleicht sogar einen zweiten", erklärt er. "Barcelona und Portimao würden sich anbieten, weil wir vom Bol d'Or direkt weiterfahren könnten."

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