Geister scheiden sich an der Evo-Klasse

Während Max Neukirchner von der neuen Evo-Klasse der Superbike-WM überzeugt ist, sieht Martin Bauer die Entwicklung kritisch: "Es wird nicht wirklich billiger"

(Motorsport-Total.com) - In der nächsten Saison beginnt in der Superbike-Weltmeisterschaft ein neues Zeitalter. Mit der neuen Evo-Klasse möchte Veranstalter Dorna eine kostengünstige Einstiegsmöglichkeit bieten und so das in dieser Saison recht dünne Starterfeld vergrößern. Die neue Klasse verfügt unter anderem über seriennähere Motoren und eine Standard-Elektronik, womit der technische Standard eher der bisherigen Superstock-Klasse entspricht. Nach einem Übergangsjahr 2014 sollen ab 2015 alle Motorräder in der Superbike-WM dem Evo-Reglement entsprechen.

Titel-Bild zur News: Sylvain Guintoli, Tom Sykes

Mit der Evo-Klasse möchte die Dorna die Superbike-WM kostengünstiger machen Zoom

An der Frage, ob dieser Weg zu einer Belebung der Superbike-WM führen wird, scheiden sich jedoch die Geister. Max Neukirchner gehört zu den Befürwortern der Evo-Klasse. "Ich bin davon überzeugt, denn die Kosten müssen einfach runtergeschraubt werden. Es kann nicht sein, dass wir nur für unsere beiden Elektroniken, um das Motorrad zum Laufen zu bringen, 160.000 Euro ausgeben müssen pro Jahr", sagt Neukirchner im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Die Kosten sind einfach zu hoch."

Martin Bauer, der in diesem Jahr zweimal mit einer Wild-Card in der CRT-Klasse der MotoGP angetreten war, glaubt jedoch nicht, dass die Kosten durch die neue Evo-Klasse spürbar sinken werden. "Es wird nicht wirklich billiger in der Superbike-WM", so der Österreicher gegenüber 'Motorsport-Total.com' "Man reduziert zwar das Reglement, aber man muss dann umso härter versuchen, die Limits auszuloten. Und das kostet wieder Geld."

Bauer glaubt nicht an geringere Kosten

Martin Bauer

Martin Bauer glaubt nicht, dass die Superbike-WM billiger wird Zoom

"Man macht es dadurch nicht günstiger, aber für die Werke uninteressanter. Je mehr man es zurückdreht, umso weniger interessant wird es für die Werke, sich dort weiter zu engagieren. Ich glaube, dass das nicht der richtige Weg ist, den man eingeschlagen hat", meint Bauer. Neukirchner ist hingegen der Ansicht, dass Werke hin oder her, wieder mehr Teams in die Superbike-WM gelockt werden müssen, nachdem dort in der Saison 2013 teilweise nur 15 Motorräder in der Startaufstellung standen.

"Es müssen wieder mehr Teams in der Superbike-WM eingesetzt werden, denn kein privates Team kann es sich überhaupt leisten, dort zu fahren", so der Stollberger. Bauer gibt jedoch zu bedenken, dass Masse nicht gleich Klasse ist. "Man hat als kleineres Team die Möglichkeit, leichter den Sprung in die Superbike-WM zu machen, weil die Reglements enger sind", sagt er. "Aber wenn man wirklich um den Sieg mitfahren möchte, glaube ich nicht, dass sich von den Kosten viel ändern wird."

Auch hinsichtlich der Technik gehen die Meinungen der beiden deutschsprachigen Piloten auseinander. "Was sie in den nächsten Jahren machen wollen, finde ich sehr gut", findet Neukirchner. "Das Motorenreglement, dass man nur noch eine bestimmte Anzahl von Motoren verwenden darf mit der Standard-Elektronik und auch das Fahrwerk, für das man nur noch bis zu 10.000 Euro ausgeben darf."

Will die Dorna die Superbikes nur einbremsen?

"Man versucht den Abstand der Superbikes zu den Grand-Prix-Motorrädern wieder größer zu machen." Martin Bauer

Bauer hingegen findet, dass die Superbike-WM dadurch insgesamt uninteressanter wird. "Ich sehe das eher ein bisschen skeptisch und eher problematisch. Im Endeffekt hast du dort Superstock-Motorräder, die nicht mehr so die Herausforderung darstellen", so der Österreicher, der zudem noch ein weiteres Problem erkennt: "Es ist schön und gut, ein neues Reglement einzuführen, aber man muss sich auch Gedanken machen, wie man das kontrollieren kann."

Bauer vermutet ohnehin, dass weniger finanzielle sondern vielmehr sportliche Motive Grund für die Einführung der neuen Klasse sind. "Man versucht den Abstand der Superbikes zu den Grand-Prix-Motorrädern wieder größer zu machen, weil der auf manchen Rennstrecke relativ knapp war. Ich kann mir vorstellen, dass die Dorna versucht, diese Lücke wieder zu vergrößern. Ob das wirklich eine positive Entwicklung ist, wird man sehen." Was das betrifft, ist Neukirchner jedoch zuversichtlich: "In den nächsten zwei bis drei Jahren wird die Klasse interessanter werden."