Buzzoni: "BMW hat nicht diese Rennsport-DNA"

Projektleiter Andrea Buzzoni verrät weitere Details über den BMW-Ausstieg, spricht über die MotoGP und die Zukunft der Superbike-Weltmeisterschaft

(Motorsport-Total.com) - BMW wird nach der laufenden Saison das Engagement in der Superbike-Weltmeisterschaft beenden. Diese überraschende Nachricht erreichte die Superbike-Fans am 24. Juli. Die Münchner möchten sich ab 2014 verstärkt dem Kundensport widmen und werden auch keine getunten Motoren an MotoGP-Teams ausliefern. Superbike-Projektleiter Andrea Buzzoni enthüllt nun weitere Details zum Ausstieg aus der Superbike-WM.

Titel-Bild zur News: Andrea Buzzoni

Andrea Buzzoni kritisiert die hohen Kosten in der Superbike-Weltmeisterschaft Zoom

"Das Unternehmen traf die Entscheidung, das bisher in die Superbike-WM gesteckte Geld, in die Produktentwicklung zu stecken. Das Budget für den Rennsport wurde Stück für Stück reduziert. Es ist eine strategische Entscheidung", wird Buzzoni von 'Crash.net' zitiert. Er unterstreicht, dass das Geld nicht in die MotoGP fließen wird: "Es wird für die Produktentwicklung verwendet. Es gibt keine MotoGP-Pläne."

Dass sich BMW nach wenigen Jahren wieder aus der Superbike-WM zurückzieht, obwohl man sich vor nicht allzu langer Zeit zur Serie bekannt hatte, überraschte nicht nur die Fans. "Der Grundgedanke war, eine neue Reihe von sportlich orientierten Produkten zu präsentieren, die von der Tradition abweichen. Die alte Schule ist, ein Supersport-Motorrad wie die S1000RR zu präsentieren und es durch den Rennsport zu legitimieren."

Buzzoni begrüßt Regeländerungen

"Ich behaupte, das BMW nicht diese Rennsport-DNA hat und ein Rennsport-Image aufbauen wollte. Es sollte eine neue Käuferschicht erschlossen werden - Leute, die sich ein dynamisches Motorrad wünschen und bisher nichts mit BMW zu tun hatten", analysiert Buzzoni. "Die Entscheidung hat nichts mit dem Renngeschehen oder der Wirtschaftslage zu tun. Es hat auch nichts mit den Änderungen zu tun, die von der Dorna angekündigt wurden."

Marco Melandri

Marco Melandris BMW hat zwischen 40 und 50 PS mehr als die Serienmaschine Zoom

Die Superbike-WM soll in der Zukunft umfassende Änderungen erfahren. Ziel ist eine klarere Trennung von der MotoGP und den Superbikes und mehr Seriennähe. "Wenn man Dinge ändert, neigen die Leute zur Verunsicherung. Doch ich kann keine negativen Aspekte erkennen. Ein Superbike-WM-Motorrad ist keine Serienmaschine. Es ist ein Prototyp und wir reden über 240 PS. Ein Superbike hat also nichts mit einer Serienmaschine zu tun", stellt Buzzoni klar.

"Man konnte sehen, wie schwierig es ist, von einem in der Serie führenden Motorrad ein Motorrad zu bauen, das auch auf der Strecke gewinnt. Andere Hersteller bauen ein Superbike und leiten davon das Straßenmotorrad ab. Wenn man sich die Kosten ansieht, die nötig sind, um aus einem erfolgreichen Straßenmotorrad ein Siegermotorrad zu machen, dann sind die Änderungen nötig", unterstreicht der Italiener.

Ab 2014 weniger Leistung?

Buzzoni ist der Meinung, dass die zusätzliche Leistung der Superbikes und die hochentwickelte Elektronik nicht zwingend mehr Zuschauerinteresse generieren. "Man muss sich nur die Britische Superbike-Meisterschaft ansehen. Da wird eine tolle Show geboten. Das Konzept funktioniert", bemerkt er. In der BSB wird mit einer Einheitselektronik gefahren. Zudem sind die Motorräder mit etwa 200 bis 205 PS nicht so weit von ihren Serienablegern entfernt.


Fotos: Superbike-WM in Silverstone


"Die Pläne der Dorna sind nicht identisch mit denen der BSB, doch sie haben Gemeinsamkeiten", weiß Buzzoni, der das BMW-Superbike mit der Superstock-Maschine vergleicht: "Der Unterschied zwischen Marco Melandri und Sylvain Barrier beträgt mehr oder weniger zwei Sekunden. 0,8 Sekunden machen vermutlich alleine die Reifen aus. Wenn man den Superstock-Motor und die Superstock-Elektronik verwenden würde, wären es vermutlich nur noch 0,5 Sekunden. Die Kosten für diese 0,5 Sekunden sind wahnsinnig."

Ein seriennäheres Reglement ist genau das, was sich Buzzoni für die Serie wünscht: "Mein Wissensstand ist, dass bei den neuen Regeln mit dem Superstock-Motor und der Superstock-Elektronik gefahren wird, das Chassis frei ist und Superbike-Reifen verwendet werden. Doch das muss noch bestätigt werden."