• 04.02.2013 16:39

BMW: Technische Details zum 2013er-Modell

Die S 1000 RR wurde für die Saison 2013 und die neuen Anforderungen verfeinert - Rad-Schnellwechselsystem soll schnelle Stopps ermöglichen

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Einstieg in die Superbike-Weltmeisterschaft 2009 wird die BMW S 1000 RR in einem kontinuierlichen Prozess weiterentwickelt. Ein sehr großer Schritt erfolgte zur Saison 2012: BMW ließ eine neue Rennversion der BMW S 1000 RR homologieren, die an die überarbeitete 2012er-Serienversion der RR angepasst ist. Und spätestens seit dem vergangenen Jahr ist das Motorrad auch in der Superbike-Weltmeisterschaft siegfähig.

Titel-Bild zur News: Marco Melandri

Die S 1000 RR des aktuellen Jahrgangs wurde in München präsentiert Zoom

Doch in einer derart hart umkämpften Weltmeisterschaft gilt: Stillstand ist Rückschritt. Deshalb haben BMW und das BMW-Superbike-Team die RR in der Vorbereitung auf 2013 in allen Bereichen weiter optimiert - und die Entwicklung wird während der Saison kontinuierlich fortgeführt. Bereits die Serienversion der BMW S 1000 RR ist ein reinrassiges Superbike. Die Rennversion ist auf die speziellen Anforderungen der Superbike-Weltmeisterschaft zugeschnitten.

Auch nach der Homologation sind rennsportspezifische Optimierungen in gewissen Bereichen und an bestimmten Komponenten erlaubt. An diesen Verbesserungen wird fortlaufend gearbeitet, um den beiden Werksfahrern Marco Melandri und Chaz Davies das für ihre Bedürfnisse bestmögliche Motorrad zur Verfügung zu stellen. In der Entwicklungsarbeit für die Saison 2013 hat auch die Umstellung auf 17-Zoll-Reifen eine große Rolle gespielt.

Neues Reifenformat fordert Änderungen

"Um das Bike optimal auf die neue Reifengröße einzustellen, waren Modifikationen in zahlreichen Bereichen nötig", erklärt Andrea Dosoli, der Technische Direktor des BMW-Teams. Angetrieben wird das Rennbike von einem rund 225 PS starken Viertakt-Reihenvierzylinder-Motor, dessen Basis der Serienmotor der RR bildet. "Zur Saison 2013 haben wir den Brennraum weiter verbessert und damit die Verbrennung noch effizienter gestalten können", erläutert Stephan Fischer, Technischer Direktor BMW.


Fotos: Präsentation des BMW-Superbike-Teams


Die Geometrie des Kühlers ermöglicht einen effizienten Wärmehaushalt. Zudem ist das Motorrad mit einem permanenten Ölkühler ausgestattet. Die Drosselklappen der RR sind serienidentisch. Sie werden durch das Ride-by-Wire-System (RBW) gesteuert, das ebenfalls simultan zur Motorsteuerung fortwährend weiterentwickelt wird. Das Steuergerät RSM5 ist ein von BMW selbst entwickeltes System, das ebenfalls kontinuierlich überarbeitet wird, um unter anderem das Datenhandling und die Fahrbarkeit des Fahrzeugs zu optimieren.

Das Steuergerät regelt die gesamte Elektronik des Motorrads, unter anderem die Motorfunktionen wie Zündung, Einspritzung, Drehzahlerfassung und -aufbereitung, das RBW-Drosselklappensystem sowie die Fahrdynamikfunktionen wie Launch Control und Traktionskontrolle. Zudem befindet sich in dem Steuergerät ein sehr leistungsfähiger Datenlogger, der alle internen Größen des Steuergerätes und externe Größen, die über den CAN-Bus gesendet werden, aufzeichnen kann.

Parallelen zur Serienmaschine

Die Silhouette der Rennversion gleicht der der Serienversion. Dabei wurde die Verkleidung im Rahmen der im Reglement gegebenen Möglichkeiten leicht angepasst, um die Aerodynamik und die Fahrerergonomie zu optimieren Der Tank entspricht ebenfalls in größten Teilen der Serienversion. Er ist jedoch im Magenbereich der Fahrer etwas abgerundet, sodass die Piloten komfortabel sitzen, gleichzeitig bei Höchstgeschwindigkeiten auf der Rennstrecke aber genügend Rückhalt bekommen.

Ein etwas schmalerer Kniebereich ermöglicht einen verbesserten Knieschluss und erleichtert den Fahrern dabei die Positionsveränderungen bei schnellen Richtungswechseln. Die Fahrwerks- und Rahmengeometrie entsprechen der aktuellen Serienversion der RR. Um das Handling des Motorrads zu verbessern, wird die Entwicklung im Bereich Fahrwerkskomponenten und -abstimmung kontinuierlich weitergeführt.

BMW

Bei den Testfahrten wurden Details an der neuen BMW S 1000 RR verbessert Zoom

"Die im Lauf des vergangenen Jahres neu eingeführte Unterzugschwinge hat sich bewährt und kommt auch in der Saison 2013 in einer weiterentwickelten Version zum Einsatz. Wir haben die gesamte Front des Motorrads verbessert; die Gabel und die Gabelbrücken. Zudem setzen wir hinsichtlich verbesserter Fahrbarkeit eine neue Version des Auspuffrohrs ein", berichtet Dosoli. Die Weiterentwicklung der RR für die Saison 2013 wurde von aktuellen Reglementänderungen in der Superbike-WM beeinflusst.

So wirkt sich die Umstellung auf die größeren 17-Zoll-Reifen und auf Aluminiumfelgen auf zahlreiche Bereiche des Fahrzeugs aus. Die Position von Komponenten wie zum Beispiel den Kotflügeln musste angepasst werden. Die gesamte Abstimmung musste an die neue Reifengröße angepasst werden. "Die absoluten geometrischen Größen haben sich verändert. Das bringt unter anderem einen neuen Rollradius mit sich, das Motorrad verhält sich in den Kurven anders", erklärt Fischer.

"Und dies hat wiederum Auswirkungen auf die Abstimmung des Feder-Dämpfer-Systems, auf die Geometrie des Fahrzeugs und die dynamische Gewichtsverteilung beim Bremsen und beim Beschleunigen. An diese Veränderungen muss auch die gesamte Ride-by-Wire-Strategie angepasst werden."

Schnellwechselsystem soll Zeit sparen

Eine weitere Regeländerung sieht für 2013 die Rückkehr zu sogenannten Flag-to-Flag- Rennen vor. Sollten sich die Streckenbedingungen während des Rennens so verändern, dass aus Sicherheitsgründen ein Reifenwechsel nötig wird (zum Beispiel wegen einsetzenden Regens), wird nicht mehr abgebrochen. Stattdessen müssen die Fahrer während des laufenden Rennens die Box ansteuern.

"Um einen schnelleren Reifenwechsel absolvieren zu können, haben wir einen Schnellwechsel-Mechanismus für das Vorderrad entwickelt. Dazu war ein neues Design verschiedener Komponenten nötig, zum Beispiel der Felge, der Bremse und der Gabel. Ziel ist, beim Reifenwechseln während des Rennens an der Box so wenig Zeit wie möglich zu verlieren", so Dosoli.

Basierend auf der RR hat BMW Motorrad einen weiteren Supersportler für die Serie entwickelt: die BMW HP4. Sie kam im Dezember 2012 auf den Markt und feierte kurz zuvor auch ihr Renndebüt - beim renommierten Grand Prix von Macao ging eine Serienversion des neuen Fahrzeugs an den Start. BMW Motorrad Motorsport lässt die BMW HP4 nun für den Einsatz im FIM Superstock 1000 Cup homologieren.

Technische Daten BMW S 1000 RR

Hubraum: 999 ccm, Viertakt-Vierzylinder, flüssigkeitsgekühlt
Getriebe: 6-Gang
Leistung: 225 PS bei über 14.000 U/min
Bohrung x Hub: 80 x 49,7 mm
Verdichtungsverhältnis: 14,5 : 1
Kraftstoffsystem: Einspritzanlage Dellorto 48 mm
Tankinhalt: 23,5 l
Schmierung: Nasssumpf
Trockengewicht: 165 kg
Radstand: 1.440 mm
Länge: 2.056 mm
Breite: 532 mm
Vorderradfederung: Öhlins Upside-Down-Teleskopgabel
Hinterradfederung: Öhlins
Vorderradbremsen: Doppelscheibe 328 mm, Brembo, 4-Kolben-Sattel
Hinterradbremse: Einfachscheibe 220 mm, Brembo, 2-Kolben-Sattel
Räder: Vorn 17" x 3,5", hinten 17" x 6"
Reifen: Pirelli