• 25.02.2011 13:25

Bäumel: "Man muss das Maximum aus dem Paket holen"

Rainer Bäumel ist nun Rennleiter bei BMW und spricht im Interview über die ersten zwei Jahre des Teams, die Saisonvorbereitung und die Aspekte, die für Erfolge wichtig sind

(Motorsport-Total.com) - Das BMW-Werksteam geht in seine dritte Saison in der Superbike-Weltmeisterschaft. Rainer Bäumel hat dabei eine neue Funktion. Bisher war der Bayer Technischer Direktor des Teams, nun hat er die neu geschaffene Position des Rennleiters übernommen. Im Interview zieht Bäumel Bilanz über die ersten beiden Jahre in der Superbike-WM, und er blickt auf die neue Saison voraus.

Titel-Bild zur News: Rainer Bäumel

Rainer Bäumel geht als neuer Rennleiter bei BMW in die Saison 2011

Frage: "Die erste Pole-Position und die ersten Podiumsplätze sind eingefahren. Wie fällt das Fazit nach den ersten beiden Jahren aus?"
Rainer Bäumel: "Das erste Jahr war extrem anstrengend, weil wir am Motorrad keinen Stein auf dem anderen gelassen haben. Wir haben von der Basis weg viel Entwicklungsarbeit geleistet und das Motorrad gewissermaßen ständig neu erfunden. Deshalb gab es in der ersten Saison für das gesamte Team viele, viele Arbeitstage. Das war im zweiten Jahr schon deutlich entspannter. Wir waren besser aufgestellt, wir wussten, was wir brauchen."

"Von daher verlief 2010 wesentlich geregelter und geordneter. Wir haben trotzdem auch im vergangenen Jahr viel darüber gelernt, was wir anders machen müssen, um erfolgreicher zu sein. Mit diesen Ideen gehen wir in die neue Saison."

Frage: "Hat sich die gewonnene Routine auch in diesem Winter bei der Vorbereitung auf die Saison 2011 bemerkbar gemacht?"
Bäumel: "Ja, auf jeden Fall. Wir haben in der Vorbereitung auf dieses Jahr noch einen Schritt nach vorn gemacht und waren noch früher fertig. 2010 haben wir im Januar die Motorräder für die Saison aufgebaut, in diesem Winter war dieser Prozess schon im Dezember abgeschlossen, also einen Monat früher. Wir müssen zwar weiter daran arbeiten, das Bike für das Jahr 2012 noch früher zu definieren, haben aber schon sehr große Fortschritte gemacht. So soll es weitergehen."

"Nur, wenn alle drei Faktoren zu gleichen Teilen zu 100 Prozent passen, kann man wirklich vorn mitfahren." Rainer Bäumel

Frage: "Sie haben seit dieser Saison die Position des Rennleiters inne. Welches sind Ihre wichtigsten Aufgaben?"
Bäumel: "Ich denke, meine wichtigste Aufgabe ist, aus dem Paket Motorrad, Fahrer und Team an der Rennstrecke das Maximum herauszuholen. Denn man muss nicht nur beim Motorrad allein das Maximum finden, sondern auch bei der Mannschaft und der Motivation der Mannschaft sowie den Fahrern und der Motivation der Fahrer. Nur, wenn alle drei Faktoren zu gleichen Teilen zu 100 Prozent passen, kann man wirklich vorn mitfahren."

Frage: "Wie verläuft die Zusammenarbeit zwischen Leon Haslam und Troy Corser?"
Bäumel: "Beide arbeiten fantastisch zusammen. Troy und Leon verstehen sich hervorragend. Sie arbeiten in dieselbe Richtung. Sie sprechen sich ab, arbeiten zusammen und füreinander. Sie tauschen bei Tests zum Teil auch untereinander die Motorräder. Leon fährt mit Troys Maschine und umgekehrt. So etwas gibt es meines Wissens nur selten in einem Team. Das ist mehr als positiv."

Frage: "Auf welche Bereiche der BMW S 1000 RR hat sich die Arbeit im Winter konzentriert?"
Bäumel: "Den Großteil der Arbeit haben wir bereits im Spätsommer und im Herbst geleistet. Da haben wir die Hardware des Motorrads entwickelt. Wir haben an einer neuen Gewichtsverteilung am Motorrad und an einer neuen Motorspezifikation gearbeitet. Seit dem letzten Rennen in Magny-Cours lag unser Fokus darauf, das Gesamtpaket aufeinander abzustimmen, also die Bereiche Fahrwerk, Setup und Motormapping."

Frage: "Wie groß ist der Schritt nach vorn, den man sich durch die Weiterentwicklungen erwartet?"
Bäumel: "Ich würde das nicht nur auf die Weiterentwicklungen am Motorrad beschränken. Das Team muss sich weiterentwickeln. Dazu gehören auch die Fahrer. Und ich glaube, hoffe und wünsche mir, dass wir mit dem Paket Motorrad, Fahrer und Team in dieser Saison Rennen gewinnen."

Frage: "Was ist für Sie der spannendste Moment an einem Rennwochenende?"
Bäumel: "Ich denke, der ist irgendwann während eines Rennens. Und zwar, wenn man auf einer guten Position fährt und versucht, diese zu halten oder sogar noch zu verbessern. Das ist der spannendste Moment. Am Ende zählt das Ergebnis nach der Zielflagge. Was im Training oder Qualifying war, hat dann keine Relevanz mehr."

"Für die Techniker sind Freitag und Samstag die harten Tage, wenn das Setup des Motorrads, die richtigen Reifen und das richtige Mapping herausgefahren werden. Am Sonntag steht das Paket. Wer am Sonntag nicht fertig ist, der macht irgendetwas falsch. Der Sonntag ist für die Techniker eher entspannt - ehe dann der spannende Teil, das Rennen, den Schlusspunkt setzt."