Davide Brivio wurde am 30. Mai 1964 in Monza (Italien) geboren, und ist ein italienischer Motorsport-Manager. Bekannt wurde er vor allem als Teamchef des Suzuki-MotoGP-Teams, mit dem er 2020 den MotoGP-Weltmeistertitel errang, nachdem er das Team von einer schwierigen Phase zur Spitze der Klasse geführt hatte.
Werdegang vor der MotoGP
Davide Brivio wuchs im norditalienischen Cesano Maderno in der Nähe der Rennstrecke von Monza auf, wo seine Begeisterung für Motorsport schon früh geweckt wurde. Er studierte zunächst Buchhaltung, was sich später als nützlich erwies, da er über viele Jahre hinweg nicht nur technische, sondern auch organisatorische und repräsentative Aufgaben in den Teams übernahm.
Seinen Einstieg in die Welt des professionellen Motorsports fand Brivio in der Superbike-Weltmeisterschaft (WSBK). Anfang der 1990er-Jahre wurde er Teammanager des italienischen Teams Belgarda-Yamaha. Dort betreute er Fahrer wie Fabrizio Pirovano, einer der Toppiloten dieser Ära. In dieser Zeit sammelte Brivio wertvolle Erfahrungen im Teammanagement, der Rennstrategie und der Zusammenarbeit mit internationalen Fahrern und Technikern.
Werdegang in der MotoGP
Yamaha (2002-2010)
Ende 2001 wurde Brivio von Yamaha zum Teammanager in der MotoGP befördert, um von seinem umfangreichen Wissen über Viertaktmotoren aus der WSBK zu profitieren, da die MotoGP 2002 ebenfalls auf Viertaktmotoren umstellte. Brivio spielte eine entscheidende Rolle beim Aufbau und der Optimierung des Yamaha-Teams sowie beim Wechsel von Valentino Rossi zu Yamaha 2004.
Rossi, der zuvor mit Honda erfolgreich war, suchte nach einer neuen Herausforderung. Brivio half dabei, die Grundlagen für den Erfolg von Rossi bei Yamaha zu legen. Dieser Schritt stellte nicht nur den Beginn einer erfolgreichen Ära für Rossi dar, sondern auch einen entscheidenden Wendepunkt in Brivios Karriere, da er von nun an eine zentrale Rolle in einem der zu dieser Zeit erfolgreichsten Teams der MotoGP übernahm.
Suzuki (2013-2020)
2013 wechselte Brivio zu Suzuki, um die für 2015 geplante Rückkehr der japanischen Marke in die MotoGP zu begleiten. Brivio übernahm die Leitung und holte zunächst Maverick Vinales aus der Moto2 sowie Aleix Espargaro als Fahrer ins Team.
Es war ein langwieriger Prozess, doch 2016 stellten sich erste Erfolge ein. 2020 konnte Suzuki mit Joan Mir dann den ersten MotoGP-Weltmeistertitel seit 2000 feiern, was als ein großer Erfolg für Brivio und das gesamte Team angesehen wurde. Nur ein Jahr später zog sich die Marke jedoch aus der MotoGP zurück.
Formel 1 (2021-2023)
Im Jahr 2021 wagte Brivio einen kurzen Ausflug in die Formel 1, als er als Rennleiter für das Alpine-Team (früher Renault) verpflichtet wurde. Dieser Schritt stellte eine bemerkenswerte Erweiterung seiner Karriere dar, da er seine Fähigkeiten als Teamchef nun auch in der "Königsklasse" des Motorsports unter Beweis stellen wollte. Nach einem Jahr wechselte er ins Nachwuchsprogramm von Alpine, verließ die Marke aber Ende 2023 und kehrte zu seiner größten Leidenschaft, dem Motorradrennsport, zurück.
Trackhouse Racing (seit 2024)
Seit 2024 ist Davide Brivio als Teamchef bei Trackhouse tätig, dem Satellitenteam von Aprilia in der MotoGP. In dieser Rolle ist Brivio für die strategische Führung und das Management des Teams verantwortlich.
Trackhouse, das ursprünglich als NASCAR-Team gegründet wurde, hat seine Aktivitäten auf die MotoGP ausgeweitet, wobei Brivio als erfahrene Führungspersönlichkeit eine Schlüsselrolle dabei spielt, das Team in der MotoGP auf die Erfolgsspur zu bringen. Seine umfangreiche Erfahrung aus seiner Zeit bei Suzuki und Yamaha sowie seine tiefgehende Kenntnis der MotoGP machen ihn zu einem wertvollen Teamchef für Trackhouse und Aprilia.
Stärken und Schwächen
Stärken:
- Führungsqualitäten: Brivio hat mit seiner ruhigen, strategischen Art eine natürliche Fähigkeit, Teams zu motivieren und die besten Talente zu fördern.
- Technisches Verständnis: Trotz seiner Rolle als Teamchef hat Brivio ein tiefes technisches Verständnis für Motorräder und deren Entwicklung.
- Langfristige Vision: Brivio ist bekannt dafür, langfristige Ziele zu setzen und konstant daran zu arbeiten, sie zu erreichen.
Schwächen:
- Geduld: Da er stets auf schrittweises Wachstum setzt, wird ihm manchmal vorgeworfen, in den ersten Jahren weniger aggressive Ergebnisse zu liefern.
- Öffentlichkeit: Brivio ist ein eher zurückhaltender Charakter, was bedeutet, dass er in der Öffentlichkeit oft weniger sichtbar ist als andere Teamchefs.
Besondere Rolle im Motorsport
Davide Brivio hat sich als einer der erfolgreichsten Teammanager in der Geschichte der MotoGP etabliert. Unter seiner Führung bei Yamaha konnte das Team insgesamt fünf Fahrer-Weltmeistertitel (2004, 2005, 2008, 2009 mit Rossi, 2010 mit Jorge Lorenzo) feiern. Zudem gewann Yamaha vier Konstrukteurs-Weltmeistertitel (2004, 2005, 2008, 2010). Auch Suzuki brachte er zurück auf die Erfolgsspur.
Seine Fähigkeiten im Teammanagement, gepaart mit seinem technischen Wissen und seiner strategischen Weitsicht, haben ihn zu einer der respektiertesten Persönlichkeiten im internationalen Motorsport gemacht.
Engagement außerhalb des Motorsports
Abgesehen von seiner Arbeit im Motorsport führt Brivio ein relativ zurückhaltendes Leben, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Er ist jedoch für seine kontinuierliche Unterstützung von Jugendprojekten und technischen Innovationen im Bereich des Sports bekannt. Brivio hat auch eine Reihe von Bildungsinitiativen gefördert, die junge Talente sowohl im Bereich des Motorradsports als auch in anderen technischen Bereichen unterstützen.
Er ist ein begeisterter Befürworter der Entwicklung von nachhaltigen Technologien im Motorsport, einschließlich der Bemühungen, umweltfreundlichere Maschinen und Praktiken in der Branche zu etablieren.