• 11.02.2019 10:58

  • von Adrian Padeanu, Übersetzung: Roland Hildebrandt

Vergessene Studien: VW Auto 2000 (1981)

Dieses Auto sieht aus wie der VW Passat B3. Doch die Konzeptstudie VW Auto 2000 erschien sieben Jahre früher und basierte auf Golf-Technik

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Frontpartie sagt VW Passat B3, doch die Mittelklasse-Limousine erschien erst sieben Jahre nach dem Konzeptfahrzeug "Auto 2000". Tatsächlich zeigt das Außendesign des "Auto 2000" mit der umlaufenden Sicke noch ein weiteres Element des späteren Passat, während das hohe Heck die Aerodynamik zu einem Bestwert von cW 0,25 treibt.

Direkt von hinten erinnert die Studie ein wenig an den Scirocco II, der ebenfalls 1981 debütierte. Unter dem Blech zeigt sich die Verwandtschaft des "Auto 2000" mit dem damaligen Golf, wie das GTI-Lenkrad zeigt. Ziemlich cool müssen vor 38 Jahren die Digitalinstrumente gewirkt haben. Quasi das "Virtual Cockpit" der C64-Ära. 

Name: Volkswagen Auto 2000

Premiere: September 1981, IAA in Frankfurt

Technische Daten: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbodiesel, 53 PS, 98 Newtonmeter maximales Drehmoment, Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h, manuelles Fünfgang-Getriebe, Frontantrieb, 780 Kilogramm Leergewicht, cW-Wert: 0,25

Hintergrund:

Wie sein Namensvetter, das Mercedes Auto 2000, liegt auch der VW-Studie ein Projekt des Bundesministeriums für Forschung und Technologie zugrunde. Geprägt von der ersten Ölkrise 1973 (eine zweite sollte 1979 folgen) rief man im Jahr 1978 die deutschen Autohersteller dazu auf, bis zur IAA im September 1981 ein integriertes Gesamtkonzept zu konzipieren. Und zwar bitte schön fahrbereit. Die vorgegebenen Eckdaten: Platz für vier Personen, 400 Kilogramm Zuladung, die Abmessungen damaliger Serienautos und ähnliche Leistungsdaten.

Als Anreiz zur Teilnahme spendierte das Ministerium 110 Millionen DM. Neben Mercedes und VW beteiligten sich Audi (dort nahm man den Audi 100 C3 vorweg und wird sich über Staatsknete für dessen Entwicklung gefreut haben) sowie Opel mit dem Tech I.

Wichtigstes Ziel aller Forschungsfahrzeuge war eine signifikante Verringerung des Verbrauchs. Nur zur Erinnerung: Um 1980 galten 10 Liter für einen Mittelklassewagen noch als salonfähig. Kein Wunder also, dass die Prototypen allesamt betont aerodynamisch geformt waren und meist ein Fließheck aufwiesen. Das Forschungsministerium machte folgende Vorgaben: Maximal 9,5 Liter pro 100 Kilometer bei einem Gewicht zwischen 1.250 und 1.700 Kilogramm, unter 11 Liter für Fahrzeuge von 1.701 bis 2.150 Kilogramm.

VW baute einige Prototypen, der erste von ihnen hatte einen Dreizylinder-Turbodiesel mit 53 PS unter der Haube. Trotz eines niedrigen Gewichts von nur 780 Kilogramm benötigte das "Auto 2000" langatmige 18,2 Sekunden auf Tempo 100, weil das Fünfgang-Schaltgetriebe lang übersetzt war. Die Ingenieure arbeiteten zudem an einem Ableger mit Kompressor-Aufladung und 60 PS, der nur 15,8 Sekunden brauchte und für maximal 186 km/h gut war. Als dritte Antriebsvariante gab es einen 1,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Kompressoraufladung (später sollte daraus der G-Lader werden), 75 PS und Vierstufen-Automatik.

Die beiden Diesel hatten ein frühes Start-Stopp-System, dass den Motor bei mehr als zwei Sekunden Leerlauf abschaltete. Als sparsamster Motor entpuppte sich, wen wundert es, der kleine Turbodiesel mit 4,2 Liter im Durchschnitt und 1.400 Kilometer Reichweite. Sein Kompressor-Bruder lag mit 4,6 Liter knapp dahinter, der Benziner benötigte 7,9 Liter im Schnitt. Alle drei Autos rollten übrigens auf 13-Zoll-Rädern.

Nicht nur das Design des "Auto 2000" von VW ging in Serie, auch vieles von der Technik. Allerdings erst deutlich später: Der VW Lupo 3L TDI griff neben dem Thema Leichtbau auch den Dreizylinder-Diesel auf, nun als TDI. Start-Stopp-Systeme etablierten sich in den 2000er-Jahren.

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