• 30.04.2021 18:04

  • von Alessandro Paiola, Übersetzung: Roland Hildebrandt

Vergessene Studien: Volkswagen Concept R (2003)

Mit dem Concept R präsentierte das Wolfsburger Unternehmen 2003 einen zweisitzigen Sportwagen mit 265 PS - Leider ging er nie in Serie

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Name: Volkswagen Concept R
Premiere: IAA Frankfurt 2003
Technische Daten: 4,63 Meter Länge, 1,78 Meter Breite, 1,25 Meter Höhe, 3,2-Liter-V6 mit 265 PS Leistung

Titel-Bild zur News: Volkswagen Concept R

Volkswagen Concept R (2003) Zoom

Hintergrund:
Die fünfte Generation des Golf, die 2003 auf den Markt kam, ist diejenige, die das breiteste Angebot aller Zeiten hervorbrachte, wenn man damals neue Ableger wie den Golf Plus und die vielen abgeleiteten Modelle (man denke an Touran, Tiguan und Scirocco) mitzählt.

Darunter befand sich auch ein Cabriolet mit Blechmütze, der 2006 gestartete Eos. Tatsächlich gab es für kurze Zeit sogar zwei offene Gölfe, wenn man das Golf VI Cabrio mitzählt, das zwar offiziell zur nächsten Baureihe gehörte, aber auch noch von der Fünfer-Basis abstammte.

Doch unter den vielen Variationen des Themas, die die Modellpalette der kompakten Volkswagen gefüllt haben, gibt es eine, die es nie in die Serienproduktion geschafft hat. Die Rede ist vom Roadster, der als Studie namens Concept R auf der IAA 2003 vorgestellt wurde.

19-Zoll-Leichtmetallräder im 5-Speichen-Design mit 255/40er Reifen

Man muss ihn nur ansehen, um zu verstehen, dass er entworfen wurde, um zu beeindrucken: Lediglich 1,25 Meter hoch, 4,63 Meter lang und 1,78 Meter breit, hatte er pure Sportwagenproportionen. Das Design wurde von Murat Günak und Peter Schreyer entwickelt, mit straffen, schnittigen Linien, die durch eine Lackierung in Frozen Sky Blau unterstrichen werden.

Die Frontpartie zeigte einen komplett neu gestalteten Kühlergrill (wie man ihn drei später ähnlich am Eos sah) und eine Reihe von Elementen, die für VW-Modelle dieser Zeit charakteristisch waren. Etwa die Chromleiste, der große Schlund im unteren Teil des Stoßfängers, die beiden horizontal verlaufenden seitlichen Lufteinlässe. Und die LED-Lichtcluster, eine interessante Innovation zu Beginn der 2000er Jahre, mit einem runden Scheinwerfer außen und einem spitzen Design innen.

Volkswagen Concept R

Volkswagen Concept R Zoom

Die Seite hingegen zeigte schlichte Flächen mit dreidimensionaler Wirkung und muskulöse Radhäuser, in denen 19-Zoll-Leichtmetallräder im 5-Speichen-Design mit 255/40er Reifen steckten.

Moderne Technologien im Innenraum

Wie die Frontpartie war auch das Heck durch eine V-Form gekennzeichnet, während die ebenfalls in LED-Technik ausgeführten Rückleuchten einen dünnen Streifen in der Mitte der Motorhaube ergänzten, der als dritte Bremsleuchte fungierte. Unmittelbar hinter den Sitzen befanden sich außerdem zwei von klassischen Rennwagen inspirierte Höcker.

Der Innenraum war neoklassisch inspiriert, mit Chrompolstern und dunklem, erdfarbenem Leder, aber es gab auch hochmoderne Technologie. In der Instrumentierung befand sich ein Bildschirm mit OLED-Technologie, der beim Einschalten des Fahrzeugs das VW-Logo anzeigte. Das Armaturenbrett enthielt Lüftungsdüsen, die (wie später im Audi TT) die gewählte Temperatur anzeigten, während der zentrale Bereich eine MMI-Schnittstelle zur Steuerung von Navigation, Multimedia-System und Telefon enthielt.

Volkswagen Concept R

Volkswagen Concept R Zoom

Einer der interessantesten Aspekte des Concept R war die Einstellung der Fahrerposition: Die einschaligen Sitze waren mit Schaumstoff gepolstert und mit einem Stützmechanismus ausgestattet, der es erlaubte, den Grad der Steifigkeit einzustellen. Aber um den richtigen Sitz zu finden, musste der Fahrer die gesamte Struktur, einschließlich des Lenkrads und der Pedale, elektrisch näher oder weiter weg bewegen.

Der Motor stammte aus dem Golf R

Trotzdem hätte das Concept R ein Auto werden können, das für Aufsehen gesorgt hätte, aber die angestrebten Lösungen beschränkten sich nicht nur auf das Packaging: Auch das Antriebskonzept war ungewöhnlich, denn der 3,2-Liter-V6-Motor, derselbe wie im damaligen Golf R, befand sich in Mittelmotor-Lage mit Hinterradantrieb und einem 6-Gang-DSG, das mit 265 PS und 350 Nm Drehmoment klarkommen musste.

Dank dieser Werte konnte der Roadster in nur 5,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h sprinten und eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h erreichen, wobei die tatsächliche Geschwindigkeit nach Angaben des Unternehmens elektronisch auf 250 km/h begrenzt wurde.

Die R-Studie blieb eine fortgeschrittene Fingerübung. Ein Roadster ging bei VW nie in Serie, obwohl der damalige Volkswagen-Konzernchef Bernd Pischetsrieder noch 2005, nur zwei Jahre nach dem Debüt in Frankfurt, bestätigte, dass ein zweisitziger Sportwagen auf dem Weg sei.

Weitere vergessene Studien:

Vergessene Studien: Mercedes Vision SLA (2000)
Vergessene Studien: Bugatti EB112 (1993)

Neue Hoffnung gab es 2009, als Volkswagen auf der Detroit International Auto Show die Studie BlueSport vorstellte, aber auch hier kam es nie zu einer Überführung in die Serie. Womöglich merkte man seinerzeit bereits, dass die Verkaufszahlen von Eos und Golf Cabrio überschaubar waren.

Heute wissen wir jedoch, dass der Konzern für die elektrische ID.Familie eine Vielzahl von möglichen Varianten untersucht. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der 2003 erdachte offene Zweisitzer respektive sein Grundgedanke 20 Jahre später noch mit einem Strom-Herz kommen.

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