• 22.02.2022 12:04

  • von Roland Hildebrandt

Vergessene Studien: BMW 328 Hommage (2011)

Vor vielen Jahren zeigte BMW diverse Hommage-Konzeptfahrzeuge als Neuinterpretation seiner größten Klassiker wie etwa den 328 von 1936

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Heutzutage bewundern wir neue Elektroautos mit Retro-Anlehen wie den VW ID. Buzz, den kommenden Renault 5 oder den Microlino. Doch schon in den vergangenen Jahrzehnten kramten Marken gerne in der eigenen Vergangenheit herum. So auch BMW, wo zwischen 2008 und 2016 diverse "Hommage"-Studien entstanden. Auf den M1 Hommage folgte 2011 der 328 Hommage zum 75. Geburtstag des Originals.

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BMW 328 Hommage (2011) Zoom

Der BMW 328 gilt als der erfolgreichste und schönste Sportwagen der 1930er-Jahre. Noch heute hält das Siegerfahrzeug BMW 328 Touring Coupé den Rekord für die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem Rundkurs der Mille Miglia. Beim Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2011 sorgte das Einzelstück BMW 328 Hommage für Aufsehen.

Um den Leichtbaugedanken des BMW 328 in die heutige Zeit zu übertragen, bestehen große Teile von Exterieur und Interieur des 328 Hommage aus kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK). Waren damals noch Aluminium und Magnesium die Materialien der Wahl, nutzte man bei der Neuauflage CFK: Das hochfeste Fasergewebe ist leichter als Aluminium und dabei noch stabiler. Wo immer das Material beim 328 Hommage verwendet wurde, ist es auch sichtbar.

Auch in der Wahl der anderen Materialien im und am Fahrzeug zeigt sich die zeitgemäße Umsetzung des ursprünglichen Fahrzeugcharakters. Edles Leder, mattes und hochglanz schwarz poliertes Aluminium sowie das CFK-Interieur sollen im BMW 328 Hommage den puren und reduzierten Roadstercharakter des Sportwagens von damals visualisieren.

Im Fahrzeug finden sich zudem zahlreiche Details aus dem Rennsport und spielen auf die sehr erfolgreiche Motorsportkarriere des BMW 328 an. So fand die Premiere des Fahrzeugs im Jahr 1936 nicht auf einem Automobilsalon statt, sondern auf der Rennstrecke. Bei seinem ersten Rennen deklassierte der 328 die gesamte, deutlich leistungsstärkere Konkurrenz und dominierte in den folgenden Jahren die Rennstrecken Europas.

Die starke Keilform beschleunigt das Fahrzeug bereits im Stand, die Hutzen hinter den Sitzen greifen die Linienführung aus der Motorhaube auf und führen sie dynamisch ins Heck weiter. Die Struktur der CFK-Matten verleiht dem Fahrzeug optische Tiefe, die diagonale Linienführung der CFK-Webung unterstreicht die dynamische Formensprache des Roadsters weiter. Durch die prägnante Webung ist die Carbonstruktur deutlich sichtbar und unterstreicht den Leichtbaugedanken optisch.

Wie auch die ersten Versuchsträger des BMW 328, mit denen das Modell 1936 seinen gelungenen Einstand auf der Rennstrecke feierte und zahlreiche weitere Erfolge verbuchen konnte, verfügt der 328 Hommage über keine Türen. Damals wie heute erlauben hier tiefe Einschnitte den Zustieg ins Fahrzeuginnere.

Die sehr breite und flache Front ist stark dreidimensional gestaltet. In der Frontansicht scheint sich die Motorhaube aus CFK von oben um das Fahrzeug zu spannen. Unter der Motorhaube entspringen weitere Flächen, sie betten die markante Niere oben und unten ein, falten sich um sie und formen daneben die Lufteinlässe.

Durchbrüche und große Lufteinlässe erzeugen eine optische Leichtigkeit in der Front und zeigen gleichzeitig den hohen Luftbedarf des leistungsstarken Dreiliter-Sechszylindermotors. Dreidimensional gestaltete Gitter in den Öffnungen der Front verbinden Scheinwerfer und Niere, die dreidimensionale Gitterstruktur setzt einen dynamischen Akzent.

Die senkrecht stehende Doppelniere zitiert das schlanke, vertikale Nierendesign der damaligen BMW Modelle. Beim BMW 328 Hommage ist die aufrecht stehende Niere dynamisch in die flache Silhouette integriert. Von vorne dagegen ist sie als aufrecht stehende Niere zu sehen. Hinter den Nierenstäben verhindern schwarze, horizontale Lamellen wie beim 328 vor 75 Jahren die Durchsicht in den Motorraum.

Das Heck greift die Formensprache der Frontgestaltung auf. Analog zur Front bilden Teile der Seitenwand den Rahmen für die scheinbar aus dem Heck ragenden Gestaltungselemente. Dazwischen sitzen weit außen zwei sehr klar und reduziert dargestellte Heckleuchten in der BMW typischen L-Form.

Im Exterieurdesign des BMW 328 Hommage finden sich viele Details, die an die erfolgreiche Rennsporthistorie des BMW 328 erinnern. So weist beispielsweise die leicht asymmetrisch gestaltete Windschutzscheibe eine Vertiefung in der Mitte auf, die an die Scheibengestaltung der Rennwagen der damaligen Zeit erinnert. Gleichzeitig zeigt sie auch die Bereiche für Pilot und Co-Pilot an. Darüber hinaus ziehen vier breite Lederriemen über die Motorhaube, sie scheinen unter der seitlichen Schulterfläche durch zu tauchen und setzen sich in der Seite fort.


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Auf der Hutze hinter dem Fahrer verdeutlichen eine große, silberne "75" in Silber sowie ein kleiner Schriftzug darunter den Anlass für den BMW 328 Hommage. Daneben ragt als prägnantes Detail der aufgesetzte Tankstutzen aus der rechten Seite.

Die großen, prominent dargestellten Einzelrundscheinwerfer des BMW 328 Hommage erinnern an die erstmals in die Kotflügel integrierten Scheinwerfer des BMW 328. CFK gefertigt und überträgt den Leichtbaugedanken des BMW 328 optisch wie funktional in den Innenraum. Durch den besonderen Umgang mit dem Material, mit Durchbrüchen und freischwebenden Elementen erzeugen die Flächen und Ebenen das allseits umgebende Gefühl von Leichtigkeit.

Als einziges Rundinstrument dominiert der prominente Drehzahlmesser die spartanische Instrumentierung. In Anlehnung an das Cockpit des BMW 328 zeigt das Kombiinstrument sportwagentypisch neben der Drehzahl lediglich Öltemperatur, Öldruck und Wassertemperatur an. Rechts neben dem Drehzahlmesser komplettieren Kontrollleuchten sowie eine Schaltpunktanzeige das Kombiinstrument. Die Gehäuseumrahmung ist in schwarzem Chrom gehalten.

Ergänzt wird das puristische Kombiinstrument durch den so genannten Tripmaster. Zwei iPhones in speziellen Halterungen übernehmen beim BMW 328 Hommage auf der Instrumententafel weitere Anzeigefunktionen für Fahrer und Beifahrer. Sie integrieren sich in die freitragende Struktur des Beifahrerlayers und sind ebenso wie das Kombiinstrument in einem Aluminiumgehäuse untergebracht.

Neben der Instrumentierung und dem Tripmaster finden sich im Interieur des BMW 328 Hommage weitere Themen aus dem Motorsport. Neben der Reduktion auf das Nötigste, um Gewicht zu sparen, verfügt der BMW 328 Hommage außerdem über 4-Punkt-Gurte, ergonomische Sitzschalen sowie den "Knochen", eine Art Not-Aus für die Fahrzeugelektronik zwischen den bei-den Sitzen.

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