• 21.01.2022 14:07

  • von Roland Hildebrandt

BMW Z3 (1995-2002): Klassiker der Zukunft?

Vor 20 Jahren endete die Produktion des BMW Z3: Ist der kompakte Roadster ein Youngtimer mit Potenzial? Wir tauchen in seine Geschichte ein

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Unsere geschätzten Leser haben bestimmt schon einmal die Rubrik "Kennen Sie den noch?" studiert. Dort stellen wir Autos von früher vor, die inzwischen fast vergessen sind. Doch was ist mit den Modellen, die durchaus noch zahlreich im Straßenverkehr umherfahren? Jene Typen, die jeder kennt, die schon deutlich über 20 Jahre, teilweise aber auch viel weniger auf dem Buckel haben.

Titel-Bild zur News: BMW Z3

BMW Z3 (1995-2002) Zoom

Werden sie einmal Oldtimer? Das birgt Zündstoff für kontroverse Diskussionen. Einige dieser Modelle wollen wir in unserer Reihe "Klassiker der Zukunft?" vorstellen.

Die Z-Modelle von BMW haben eine Tradition, die bis in die 1980er-Jahre und den legendären Z1 zurückreichen. Zurzeit erfreut der gemeinsam mit Toyota entwickelte Z4 (G29) die Roadster-Fans. Doch er ist ziemlich breit geraten und wiegt mindestens 1,5 Tonnen. Nicht wenige denken da wehmütig an den Z3 zurück, der 1995 sein berühmtes Debüt im James-Bond-Streifen "Goldeneye" hatte.

Grundlage war der erste 3er Compact

Knackig und kurz surfte der Z3 auf der üppigen Roadster-Welle jener Zeit. Mit dem Mazda MX-5 hatte alles begonnen, ebenfalls 1995 kamen der MG F und die Barchetta von Fiat heraus. Erst 1996 respektive 1998 folgten der Mercedes SLK und der Audi TT.

Das Rezept hinter dem BMW Z3 war clever: Fertigung ab September 1995 im wichtigen Roadster-Markt USA, womit der Z3 zum ersten US-BMW für die ganze Welt wurde. Intern bekam die Baureihe die Codes E36/7 (Roadster) und E36/8 (Coupé). Damit war die Verwandtschaft zur 3er-Reihe offensichtlich, als Grundlage diente der erste 3er Compact (E36/5). Fahrwerk, Antrieb und viele Elemente des Interieurs kommen aus dem 3er-Baukasten, die verkürzte Bodengruppe, Vorder- und Hinterachse vom Compact.

"Die ehrlichste Art, einen BMW zu fahren!", titelt die Fachpresse nach dem ersten Kennenlernen und bejubelt begeistert den optischen Enkel des legendären BMW 507. An diesen Traumwagen des deutschen Wirtschaftswunders erinnern die Lüftungskiemen des Z3 in der linken und rechten Seitenwand, die hier - im Unterschied zum großen Vorbild - jedoch nur Kulisse sind.


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Von Anfang an ein Bestseller unter den Roadstern

Zunächst debütiert der Z3 mit zwei Vierzylindern, einem 115 PS (85 kW) starken 1,8-Liter-Zweiventiler und dem 1,9-Liter-Vierventiler aus dem BMW 318 is. Dessen 140 PS (103 kW) Leistung und sein dynamischeres Drehmoment (180 Nm) machen ihn zum Favoriten der Kundschaft.

Der Z3 ist der richtige Typ zur richtigen Zeit: Praktisch vom Start weg erringt der urige Z3 eine Alleinstellung unter den Roadstern. Noch 1996 verkauft sich der kompromisslose Zweisitzer mehr als 46.000 mal, im September 1999 rollt bereits der 200.000ste Z3 vom Band - niemand hätte dies in dem bis dahin für eine "Nische" gehaltenen Marktsegment für möglich gehalten.

Dabei ist der Z3 zu Beginn seiner steilen Karriere stilistisch keineswegs unumstritten. Empfinden die einen die lange Motorhaube, die schmale Taille der Seitenlinie und die üppigen Rundungen an den Radkästen als attraktiv, manche sogar erotisch, stört andere die Kombination aus modernen und nostalgischen Zügen.

Im April 1997 kommt der Sechszylinder

Doch alle Meinungsverschiedenheiten sind wie weggeblasen, wenn der Z3 in Fahrt ist und Fahrer und Beifahrer der Wind um die Nasen weht. Fast scheint der Z3 auf der Straße zu kleben, wofür das sportlich-straff abgestimmte Fahrwerk, der niedrige Schwerpunkt und die direkte Lenkung verantwortlich sind.

Hinzu kommen unsichtbare Schutzengel, die dem flotten Flitzer zunächst als Extra, seit Oktober 1997 serienmäßig mitgegeben werden: Die Traktionskontrolle ASC+T (im besten BMW-Deutsch: Automatische Stabilitäts-Control+Traktion), die jegliche Schleuderneigung schon im Ansatz erstickt und das Antiblockiersystem ABS. Später erhält der Z3 auch das DSC (Dynamische Stabilitäts-Control) für maximale Fahrstabilität.

BMW Z3

BMW Z3 Zoom

Im April 1997, ein Jahr nach seinem Debüt, erfüllt BMW die vielleicht größte Erwartung der Z3-Fangemeinde - die nach mehr Se(x)chs-Appeal: Der 2,8-Liter-Sechszylinder aus der 3er- und 5er Reihe mit 192 PS (141 kW) und 275 Nm maximalem Drehmoment kommt in Form des Z3 2.8.

M-Roadster mit 321 PS

Dazu als neues Spitzenmodell der M Roadster mit 3,2-Liter-Sechszylinder aus dem M3 und 321 PS (236 kW) Leistung, 350 Nm maximales Drehmoment und Sperrdifferenzial. Äußerlich erkennbar sind die Spitzenmodelle an der kräftigen Heckpartie mit stärker konturierten Radhäusern für die verstärkte Hinterachse sowie den eleganteren Kiemen an den Seitenwänden. Den M Roadster verraten zusätzlich vier Auspuff-Endrohre.

Autofans verschlägt es im Sommer 1998 vollends den Atem, als das Z3 Coupé präsentiert wird - so einen Sportwagen hat es von BMW seit mindestens 50 Jahren nicht mehr gegeben. Tatsächlich erinnert das Z3 Coupé an das BMW 328 Stromlinien-Coupé, mit dem Huschke von Hanstein und Walter Bäumer 1940 die berühmte Mille Miglia gewannen.

Andere Experten wollen sich beim Anblick des Z3 an englische Kult-Coupés wie Triumph GT6 oder Jaguar E-Type erinnert fühlen. Wie auch immer - allein durch sein Erscheinungsbild polarisiert dieser Z3 die Fangemeinde. Schnell lautet sein berühmtester Spitzname "Turnschuh".

BMW M Roadster

BMW M Roadster Zoom

Z3 Coupé lässt Historie wieder aufleben

Eine gelungene Alternative zum "Coupé-Einheitsbrei", wie seine Fans befinden, stellt der Z3 mit festem Dach allemal dar: Die zierliche Bugpartie des Z3 Roadster ist hier kombiniert mit dem wuchtig-markanten Heck nach Art eines Shooting Brake. Verspricht das Gepäckfach unter der Heckklappe des Zweisitzers gegenüber dem Roadster geradezu üppige Platzverhältnisse, so ist dieses Coupé doch eine Fahrmaschine par excellence.

225er-Reifen werden gebraucht, um die 193 PS (142 kW) starke Basismotorisierung auf die Straße zu bringen, denn das Z3 Coupé gibt es nur mit dem 2,8-Liter-Sechszylinder und dem 3,2-Liter-M-Motor. Auch das sorgt für eine seltene Verbreitung, nur rund 18.000 Exemplare werden bis 2002 gebaut. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 231 und 250 km/h, von 0 auf 100 km/h sind die beiden Sportskanonen in 6,3 und 5,4 Sekunden.

BMW Z3

BMW Z3 Coupé Zoom

Zurück zum Z3 roadster, der Anfang 1999 weltweit schon in fast 170.000 Exemplaren auf der Straße fährt: Nun bekommen auch die kleineren Z3-Familienmitglieder die optische Aufwertung der Sechszylindermodelle aus dem Vorjahr, am augenfälligsten die breitere Spur unter der kräftiger wirkenden Heckpartie.

Nur leichte Facelifts im Laufe der Jahre

Die Rückleuchten in L-Form folgen erneut dem Vorbild der neuen 3er-Reihe E46, aus deren Antriebspalette auch wieder der Z3 bedient wird: Ein 1,9-Liter-Vierzylinder mit zwei Ausgleichswellen (118 PS) löst das bisherige Basismodell ab, typisiert aber weiterhin als Z3 1.8i.

Der bisherige 1900er wird durch den 2,0-Liter-Sechszylinder mit Doppel-Vanos-Nockenverstellung ersetzt, der 150 PS an die Hinterräder des Z3 2.0i bringt. Im Z3 2.8 arbeitet jetzt ein neuer, durchzugsstärkerer 2,8 Liter-Sechszylinder mit Doppel-Vanos-System und 193 PS, der bereits die D4-Abgasnorm erfüllt. Zunächst exklusiv für die US-Freunde des Z3 bietet BMW einen 2,2 Liter-Sechszylinder mit 170 PS.

Auch die Frontpartie des Z3 präsentiert sich in neuem Outfit - leicht geglättet und mit chromgefassten Scheinwerfern versehen. Ebenfalls das mit Chrom und Holz aufgewertete Cockpit, das nun von einem geräusch- und kälteisolierenden Verdeck überspannt ist.

Noch einmal erklimmt der neu gestylte Z3 mit weit über 43.000 Fahrzeugen einen Spitzenplatz in der Verkaufsstatistik. Gestärkt durch die neuen Modelle 3.0i (ersetzt 2.8i) und 2.2i (Hubraumvergrößerung des 2.0i) Mitte 2000 sowie des hochdrehenden M3-Motors für den M Roadster Anfang 2001, behauptet sich der Z3 im zunehmend härter umkämpften Roadster-Markt.

Und dennoch: Die Ära des Z3 neigt sich nach sieben Erfolgsjahren ihrem Ende entgegen. Im Herbst 2002 betritt der Nachfolger Z4 erst in den USA, im kommenden Frühjahr in Europa die Bühne der Automobilwelt. So heißt es Abschied nehmen vom erfolgreichsten BMW-Roadster aller Zeiten: Am 28. Juni 2002 rollte mit dem 297.087sten Exemplar der letzte Z3 Roadster vom Montageband.

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Trotz der recht hohen Stückzahlen ziehen die Preise beim Z3 an. Während das Coupé schon früh seine Liebhaber fand, liegt inzwischen auch der Roadster im Aufwind. Es gibt genügend gute Argumente: Puristischer Fahrspaß mit mehr Platz als in einem Mazda MX-5 jener Tage, zugleich tolle Sechszylinder. Doch auch die Basis-Vierzylinder mit 115 respektive 118 PS können Spaß machen, sofern nicht die eher unbeliebte Automatik mit vier Gängen (fünf nach dem Facelift) an Bord ist.

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