• 29.04.2025 11:08

  • von Roland Hildebrandt

Mercedes 190 SL (1955-1963): Die Anfänge einer Legende

Zeitgleich mit dem berühmten 300 SL Flügeltürer stellte Mercedes auch den günstigeren 190 SL vor: Er wurde speziell in den USA zum Erfolg

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Ein Mann, eine Idee: Mercedes soll die Faszination der luxuriösen Sportlichkeit in einen kompakten Roadster übertragen. Das schlägt im Jahr 1953 Maximilian E. Hoffman vor, der Importeur der Marke für den Osten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Titel-Bild zur News: Mercedes-Benz 190 SL (W 121)

Mercedes-Benz 190 SL (W 121) Zoom

Im Dialog zwischen der Stuttgarter Unternehmensführung und Hoffman entstehen schließlich zwei Sportwagen: Den von Hoffman initiierten kompakten Roadster 190 SL (W 121) leitet Mercedes technisch von den "Ponton"-Limousinen der oberen Mittelklasse ab (W 120).

Außerdem wird das Konzept des erfolgreichen Rennsportwagens 300 SL (W 194) in das Hochleistungsfahrzeug 300 SL "Gullwing" (W 198) für besonders anspruchsvolle Kunden übertragen. Beide Sportwagen werden vom 6. bis 14. Februar 1954 auf der International Motor Sports Show in New York vorgestellt.

Der Mercedes-Benz 190 SL ist als eleganter, offener Sportwagen konzipiert. Er wird "aufgrund seines hohen Komforts einer Käuferschicht zugedacht, die mit diesem äußerlich sehr sportlich wirkenden Fahrzeug selbst große Reisen bei hohen Reisegeschwindigkeiten zurücklegen will." So fasst es der Mercedes-Konstrukteur Josef Müller im Jahr 1957 zusammen.


Fotostrecke: Mercedes-Benz 190 SL (W 121)

Der Karosserieentwurf des 190 SL ist eng an den Flügeltürer angelehnt, jedoch als zweisitziger Roadster ausgelegt. Es gibt ihn mit Stoffverdeck und mit abnehmbarem Hardtop - wahlweise mit oder ohne Stoffverdeck. Auf Wunsch kann im Fond ein dritter Sitz quer zur Fahrtrichtung untergebracht werden.

Bürgerliche Basis

Der 190 SL trägt die Baureihenbezeichnung W 121, wie die später im Jahr 1956 erscheinende "Ponton"-Limousine Mercedes-Benz 190. Mit den "Ponton"-Baureihen W 120/W 121 ist der 190 SL technisch verwandt. So stammen die verkürzte Bodengruppe, die Vorderradaufhängung und das Fahrschemelkonzept von der Limousine. Ab dem 1956 aufkommenden Mercedes 190 teilen sich Limousine und 190 SL die Eingelenkpendelachse mit tief liegendem Drehpunkt.

Den 1,9-Liter-Benziner des Sportwagens entwickelt Mercedes neu. Das Vierzylinderaggregat mit oben liegender Nockenwelle leistet im 190 SL 77 kW (105 PS) und beschleunigt das Fahrzeug in der Variante mit Stoffdach in 14,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 170 km/h.

Der 190 SL in der damaligen Presse

Das Magazin "Road & Track" aus den USA schreibt im Oktoberheft 1955 in einem Fahrtest über den Mercedes-Benz 190 SL: "Herausragend am 190 SL ist ohne Zweifel seine Qualität von Konstruktion und Verarbeitung. An zweiter Stelle folgt sofort die Solidität, die er vom ersten Moment an ausstrahlt. [...] Hohe Geschwindigkeiten meistert das Fahrzeug perfekt." ("The outstanding achievement of the 190 SL is without doubt its quality in design and workmanship. But a close second is the general feeling of solidity which it immediately conveys. [...] The car is at its best at high speeds.")

Mercedes-Benz 190 SL (W 121)

Mercedes-Benz 190 SL (W 121) Zoom

Die "Automobil Revue", Schweiz, schreibt in ihrer Ausgabe vom 14. November 1956: "Trotz seiner hohen Leistungen ist der 190 SL kein eigentlicher Sportwagen, sondern ein unkomplizierter, seriöser Reisewagen, der gleichsam mit allen vier Rädern fest auf dem Boden steht. Dank seiner beispielhaften Fahreigenschaften gehört er zu den ganz wenigen Fahrzeugtypen, mit denen man ohne Hast und bei voller Rücksicht auf den übrigen Verkehr höchste Durchschnittsgeschwindigkeiten in aller Sicherheit erreicht."

Im Jahr 1960 veröffentlicht "auto motor und sport", Deutschland, Heft 15/1960, einen ausführlichen Testbericht zum Mercedes-Benz 190 SL: "Seinen guten Ruf verdankt der 190 SL nicht nur seinem eleganten Aussehen, sondern ebenso seiner Robustheit und Zuverlässigkeit und seinen sauberen Fahreigenschaften. Die gute Verarbeitung von Karosserie und Roadsterverdeck verdient besondere Erwähnung."

Während seiner Produktionszeit von 1955 bis 1963 wird der 190 SL mehrfach im Detail verbessert. In dieser Zeit fertigt das Werk Sindelfingen insgesamt 25.881 Fahrzeuge.

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