• 07.11.2010 11:28

  • von Roman Wittemeier

Zhuhai: Peugeot siegt hauchdünn vor Audi!

In einer herzhaften Schlacht über 1.000 Kilometer schenken sich Peugeot und Audi im ILMC-Finale nichts: Die Franzosen siegen denkbar knapp - BMW holt GT2-Sieg

(Motorsport-Total.com) - Die erste Saison des neuen Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) ging mit einer herzerfrischenden Schlacht um den China-Sieg zu Ende. Über 1.000 Kilometer in Zhuhai schenkten sich die Favoritenteams keinen Millimeter, es gab mehrere Führungswechsel und kleine Dramen. Am Ende hatten die Polesetter Stéphane Sarrazin und Franck Montagny im Peugeot die Nase vorn. Tom Kristensen und Allan McNish lagen im Audi nur 4,826 Sekunden zurück. In der GT2-Klasse triumphierte BMW.

Titel-Bild zur News: Stéphane Sarrazin, Franck Montagny

19 Siege bei 28 Einsätzen: Peugeot feierte einen letzten Erfolg mit dem 908

Das ILMC-Finale war sofort nach dem Start der große Zweikampf zwischen Audi und Peugeot. Die beiden Dieselteams fuhren im Abschiedsrennen für ihre jeweils sehr erfolgreichen Prototypen absolut auf Augenhöhe. Zu Beginn konnte sich Montagny an der Spitze halten, sein Markenkollege Sébastien Bourdais befand sich schnell im Clinch mit dem Audi von Dindo Capello, Tom Kristensen schaute sich das Szenario als Vierter an.

Bourdais und Capello legten gleich in der ersten Stunde einen sehenswerten Kampf hin. Die beiden rangelten Rad an Rad, wechselten mehrfach die Positionen - als ginge es um ein Strintrennen, nicht um Langstreckensport. Die ersten Boxenstopps nahmen etwas die Hektik aus dem Fight, in den sich auch Kristensen noch einmischte. Vorne hatte sich Montagny ein Polster von sieben Sekunden herausgefahren.

Die beiden Peugeot 908 waren in China anfangs auf unterschiedlichen Strategien unterwegs. Montagny gab Vollgas, Bourdais versuchte die Reifen gut über die Runden zu bekommen, was aber angesichts des anhaltenden Zweikampfs mit Audi nicht ganz gelang. Zu jenem Zeitpunkt musste Paul Drayson seine Hoffnungen schon begraben. Der Lola-Judd lief bereits nach 30 Minuten überhaupt nicht mehr rund, der Courage von Tokai University war deutlich zu langsam.

In der zweiten Rennstunde hatte Borudais jedoch seine Ruhe und konnte sich plötzlich nicht nur von Capello und Kristensen lösen, sondern auch auf Montagny aufholen. Nach 90 Minuten zog der Mann aus Le Mans am Markenkollegen vorbei in Führung. Doch nach dem Fahrerwechsel gab es für den Peugeot mit der Startnummer eins keine Chance mehr. Pagenaud konnte das Bourdais-Tempo nicht halten, Sarrazin übernahm seinen geliebten 908 von Montagny.


Fotos: ILMC-Finale in China, Rennen


"Ich bin der einzige Fahrer im Peugeot-Kader, der das 908-Projekt von Beginn an begleitet hat", sagte Sarrazin nach seiner Pole-Position vom Samstag. "Ich musste den Wagen einfach auf Pole bringen und will unbedingt einen letzten Sieg mit dem 908." Seine Ambitionen unterstrich der als Prototypenspezialist bekannte Sarrazin mit enorm schnellen Runden, die ihm die Führung im Zhuhai-Rennen einbrachten.

Nach wenigen Runden hatte der Franzose satte 19 Sekunden auf seinen Kollegen Pagenaud herausgefahren, der immer mehr unter den Druck von McNish geriet. Doch der Schotte hatte Pech, geriet beim Überrunden mit einem GT2-Porsche ins Gehege und fiel wieder etwas zurück. Nach etwa einer Stunde im Cockpit konnte es Sarrazin dann etwas gemütlicher angehen lassen. Er hatte den Vorsprung auf 30 Sekunden ausgebaut - Halbzeit des Rennens.

McNish drückte ordentlich auf die Tube, um nach dem Zwischenfall wieder aufzuholen. Zuerst schnappte er sich den zweitplatzierten Peugeot beim Boxenhalt, dann begann die Jagd auf Montagny, der den 908 wieder von Sarrazin übernommen hatte. Bei einem Service verlor Montagny schließlich die Führung an Audi und es kam noch schlimmer, als er sich anschließend einen kurzen Ausritt ins Kiesbett genehmigte. McNish konnte derweil um 25 Sekunden davoneilen.

Plötzlich waren bei Peugeot - schneller als geplant - die Dienste von Vollgastier Sarrazin wieder gefragt. Der Mann aus Alès übernahm den Wagen erneut von Montagny und feuerte sich um den engen Zhuhai-Kurs. Markenkollege Bourdais hatte unterdessen eine unliebsame Begegnung mit dem GT2-Porsche von Martin Ragginger, am 908 flog die Heckverkleidung ab, Bourdais bekam später eine Durchfahrtsstrafe und fiel insgesamt drei Runden zurück.

Aber zunächst brachte das Safety-Car neue Spannung. Die Trümmer der 908-Motorhaube mussten von der Strecke gefegt werden. Urplötzlich hatte der führende McNish wieder Sarrazin direkt im Nacken. Der Franzose machte kurzen Prozess, setzte sich ab, musste aber später noch einmal stoppen. Dennoch behielt er knapp die Oberhand. Kristensen versuchte im Audi alles, aber Sarrazin rettete sich letztlich mit 4,8 Sekunden Vorsprung über die Linie - was für ein Finale!

Dirk Werner, Marco Werner

Starker Auftritt: Gegen den BMW M3 war in der GT2-Klasse kein Kraut gewachsen Zoom

Während Peugeot schon den wichtigen letzten Sieg mit dem erfolgreichen 908 HDi FAP feierte und zusätzlich wegen des Gewinns des ILMC der Champagner floss, gab es auch bei BMW und Porsche grinsende Gesichter. Jörg Mülller und Dirk Werner fuhren den bayerischen M3 mit einer sensationell starken Leistung auf Platz eins der GT2-Klasse.

Die beiden Deutschen hatten die Führung in der Klasse schnell übernommen und gerieten anschließend kaum noch in Gefahr. Den Münchenern spielte vor allem die trockene Strecke am Rennsonntag in die Karten, denn auf nasser Piste an den Vortagen hatte es überhaupt nicht nach einem Erfolg ausgesehen. Sensationell war der Auftritt des Hybrid-Porsche von Bergmeister/Long. Die beiden Werkspiloten konnten sich deutlich vom gesamten restlichen GT-Feld absetzen.