• 02.12.2014 12:06

Wolff erstmals beim ROC: "Immer davon geträumt"

Susie Wolff wird in diesem Jahr als erste Frau am Race of Champions teilnehmen - Im Interview blickt die Williams-Testfahrerin auf die große Herausforderung voraus

(Motorsport-Total.com) - Williams-Testfahrerin Susie Wolff wird in diesem Jahr zum ersten Mal am Race of Champions teilnehmen. Die Veranstaltung mit zahlreichen der besten Rennfahrern aus verschiedenen Disziplinen findet in diesem Jahr vom 13. bis 14. Dezember in Barbados statt. Wolff wird im Nationencup mit David Coulthard das Team Schottland bilden und anschließend auch in der Einzelwertung antreten. Die Britin ist damit die erste Frau, die jemals das komplette ROC fahren wird. Im Interview mit Race of Champions blickt Wolff auf die große Herausforderung voraus, und auch, wie es als Frau in der von Männern dominierten Rennwelt ist.

Titel-Bild zur News: Susie Wolff

Susie Wolff wird erstmals am Race of Champions teilnehmen Zoom

Frage: "Susie, wie fühlt es sich an, in wenigen Wochen zum ersten Mal beim Race of Champions zu sein?"
Susie Wolff: "Jeder Fahrer würde gerne zum Race of Champions eingeladen werden. Ich habe die Veranstaltung immer genau verfolgt und von einer Teilnahme geträumt. Ich bin also stolz darauf, ausgewählt worden zu sein. Die Hauptsache ist aber, dass ich nich in erster Linie darauf freue, wieder ein Rennen starten zu können. Ich habe einen Vollzeit-Job bei Williams. Es ist großartig, aber ich vermisse das Adrenalin auf der Strecke. Darauf freue ich mich am meisten."

Frage: "Welche Erinnerungen hast du an frühere Race of Champions?"
Wolff: "Soweit ich mich erinnern kann, habe ich es jedes Jahr gesehen. Am meisten blieb mir in Erinnerung, dass es so eng zugeht, denn es entscheiden immer Hundertstelsekunden. Es ist aufregend, beide Autos gleichzeitig auf der Strecke zu sehen. Es ist nicht wie im Qualifying, wo man warten muss, bis alle Fahrer im Ziel sind und man die Zeiten sieht. Dann gibt es natürlich den Nationencup. Man will natürlich immer sehen, dass sich sein eigenes Land gut präsentiert. Ich fühle mich also auch verantwortlich, dass wir als Land gut abschneiden."

Frage: "Freust du dich, mit deinem alten Freund und DTM-Kollegen David Coulthard das Team Schottland im Nationencup zu bilden?"
Wolff: "Der arme David, er musste mit mir schon in der DTM als Teamkollege auskommen und jetzt muss er mit mir zusammen beim Race of Champions fahren! Es macht mich sehr stolz, gemeinsam mit David Schottland zu repräsentieren. Ich schätze in sehr und weiß aus der DTM, dass er ein Spezialist für Straßenkurse ist. Ich muss also sicherstellen, dass ich mit ihm mithalten kann."

Frage: "Hast du dir spezielle Ziele vorgenommen?"
Wolff: "Ich freue mich sehr darauf, gegen einige der besten Fahrer der Welt anzutreten. Es ist aber sehr schwierig, sich etwas Bestimmtes vorzunehmen, denn ich bin noch nie beim Race of Champions gefahren. Als Fahrer will man immer sein Bestes geben. Ich möchte also meine beste Leistung abliefern."


Fotos: Race of Champions in Bangkok


Frage: "In der DTM gab es die Veranstaltung im Münchner Olympiastadion, die Ähnlichkeiten mit dem Race of Champions hatte. Wie fandest du dieses Rennen?"
Wolff: "Als ich gefragt wurde, ob ich Teil des Teams sein wolle, habe ich zu David sofort gesagt: 'Es wird wie München, oder?' München war eine tolle Idee, aber mit einem großen DTM-Auto war es schwierig. Wir hatten Begrenzungswände aus Beton. Wenn man sie berührt hat, war man draußen. David ist dort sehr gut gefahren und er meinte, dass das Race of Champions mehr Spaß machen wird, weil die Autos mehr Spaß machen. Man weiß auch, dass man nicht gleich draußen ist, sollte man die Streckenbegrenzung berühren."

Susie Wolff

Die Britin Susie Wolff fuhr insgesamt sieben Jahre in der DTM Zoom

Race of Champions eine besondere Herausforderung

Frage: "Beim Race of Champions kommen die unterschiedlichsten Fahrzeuge zum Einsatz. Bist du auf eines der Autos besonders gespannt?"
Wolff: "Nachdem ich so lange in der DTM gefahren bin, genieße ich es, dass ich in der Formel 1 die Reifen wieder sehen kann. Deshalb bin ich auf das ROC-Auto gespannt, und die anderen Fahrzeuge, bei denen man die Reifen sehen kann. Ich werde aber auch die geschlossenen Autos genießen, denn ich bin sie lange gefahren."

Frage: "Du wirst auch mehrmals zwischen den Autos wechseln."
Wolff: "Das wird eine Herausforderung. Ich muss erst herausfinden, wie ich mich darauf vorbereiten kann. Wenn man ständig die Autos wechselt, muss man sichergehen, dass deine Kontrolle über das Fahrzeug so gut wie möglich ist. Man hat kaum Zeit, ein gutes Gefühl für das Auto aufzubauen. Man steigt ein und fährt los."

Sebastian Vettel

Auf den Buggy freut sich Susie Wolff - wie jeder Formelpilot - ganz besonders Zoom

Frage: "In diesem Jahr werden wieder einige Legenden beim Race of Champions teilnehmen. Wen möchtest du am liebsten treffen?"
Wolff: "Es sind alles Topfahrer. Ich bin in der DTM gegen Tom Kristensen gefahren, also kenne ich ihn recht gut. Es wird eine große Herausforderung, denn alle sind schwer zu schlagen. Ich freue mich darauf, weiß aber, dass es nicht einfach wird."

Nächster Schritt: Stammfahrerin in der Formel 1

Frage: "Wenn du auf deine Karriere zurückblickst, bist du schon mit acht Jahren Go-Kart gefahren."
Wolff:# "Ich hatte sehr viel Glück, dass ich diese Möglichkeiten hatte. Ich durfte machen, was ich wollte. Mir wurde gesagt, dass ich genießen muss, was ich tue. Meine Mutter und mein Vater haben meinen Bruder und mich gleich behandelt. Mir wurde nie gesagt, dass der Kartsport nur für Jungs ist. Sie meinten, wenn ich den Kartsport genieße, dann soll ich es machen."

Frage: "Du arbeitest in einer Macho-Bastion und hast dich durchgesetzt. Hat dir das zusätzliche mentale Stärke verliehen?"
Wolff: "Man muss eine dicke Haut haben und nicht unbedingt mehr mentale Stärke. Das ist sehr wichtig, aber auch, dass man hart arbeitet. Ich denke, viele Leute sehen das Leben eines Rennfahrers sehr glamourös, man fliegt ständig zu den Formel-1-Rennen. Aber es gehört viel harte Arbeit, Training und Vorbereitung im Hintergrund dazu. Wenn man aber hart arbeitet, kann man sich seine Träume erfüllen."

Susie Wolff

2015 ist Susie Wolff die offizielle Testfahrerin bei Williams Zoom

Frage: "Wie hast du den Weg in die Formel 1 in Angriff genommen."
Wolff: "Man muss super talentiert sein und träumen, aber man muss auch verstehen, wie man diesen Traum wahr werden lässt, und dass man sich auf dem Weg kleine Ziele setzen muss. Ich kann nicht stillsitzen und warten, dass meine Träume von alleine wahr werden. Ich bin überzeugt, dass man sich seine eigenen Möglichkeiten schaffen muss. Als ich zu Williams kam, war ich der Formel 1 einen Schritt näher. Das nächste Ziel war zu zeigen, dass ich die Fähigkeiten für die Formel 1 besitze. Jetzt gebe ich alles, um den nächsten Schritt in der Formel 1 zu schaffen. Ich will nicht nur testen, sondern eines Tages wieder Rennen fahren."

Mouton eine Inspiration

Frage: "In diesem Jahr durftest du das erste Mal am Freitag an Formel-1-Rennwochenenden teilnehmen. Nun wurdest du als offizielle Testfahrerin von Williams bestätigt."
Wolff: "Ich hatte in diesem Jahr tolle Möglichkeiten bei Williams, es war auch für das Team eine großartige Saison. Meine Einsätze in den Freien Trainings waren auch ein Erfolg, ich konnte für das Team gute Arbeit leisten. Das will ich im nächsten Jahr fortsetzen."

Frage: "Zuerst kommt aber das Race of Champions, das von Rallyefahrerin Michele Mouton mitbegründet wurde. Hatte sie auf deine Karriere einen Einfluss?"
Wolff: "Ich sehe immer zu Michele auf. Als ich noch jung war und im Kart gefahren bin, haben viele Leute über die unglaubliche Rallye-Lady mit Namen Michele Mouton gesprochen. Seit ich der FIA-Kommission für Frauen im Motorsport beitrat, stehen wir in Kontakt und arbeiten zusammen. Jetzt Teil des Race of Champions zu sein, freut mich sehr, denn sie hat es mitbegründet."

Michele Mouton fuhr in den 1980ern den Rallye-Männern um die Ohren Zoom

Frage: "Du wirst auch die erste Frau sein, die das komplette ROC-Wochenende fährt. Erzeugt das bei dir mehr Druck?"
Wolff: "Der Motorsport ist für jeden Fahrer ein Umfeld, in dem hoher Druck herrscht. Es ist egal, ob du ein Mann oder eine Frau bist. Wenn man den Helm aufhat, sieht man nicht, ob es ein Mann oder eine Frau ist - dann zählt nur die Stoppuhr. Ich konzentriere mich darauf, mein Bestes zu geben und die Sache mit dem Geschlecht nicht größer werden zu lassen, denn auf der Strecke bin ich ein normaler Rennfahrer."

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