Monteiro: "Siegen ist noch immer Trumpf"

(Motorsport-Total.com) - Seinen Helm hat Tiago Monteiro noch lange nicht an den Nagel gehängt, dennoch engagiert sich der frühere Formel-1-Fahrer schon seit geraumer Zeit für den Nachwuchs im Motorsport. Monteiro ist Teameigner in der GP2 und seit Kurzem auch im Management für aufstrebende Talente tätig. Doch auch der Portugiese tut sich angesichts einer Vielzahl an Formelserien schwer, den "idealen Weg" in die Formel 1 zu beschreiben. Weshalb erklärt Monteiro im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

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Ocean-Teamchef Tiago Monteiro ist davon überzeugt: Es gibt zu viele Formelserien

Frage: "Tiago, muss sich ein Rennfahrer heutzutage nach anderen Betätigungsfeldern umsehen? Du bist beispielsweise ein Fahrermanager und Teilhaber eines GP2-Teams..."
Monteiro: "Nein, nicht zwangsweise. Die Sache mit dem GP2-Team bot sich an, also nahm ich diese Gelegenheit wahr. So etwas wollte ich früher oder später ohnehin machen."#w1#

"Vielleicht war es nicht unbedingt der richtige Augenblick, doch eine solche Möglichkeit kann man sich nur schwer entgehen lassen. Ich kann aber nicht sagen, dass du als Fahrer dies oder jenes tun oder bleiben lassen solltest. Mich und mein Fahren betrifft das nicht, beschäftigt bin ich dadurch aber freilich schon."

"In Bezug auf das Fahrermanagement verhält es sich ähnlich: Ich wollte das nicht sofort machen, doch die Gelegenheit bot sich, daher brachten wir dieses Projekt auf den Weg. Dieser Bursche, António Félix da Costa, ist erst 19 Jahre alt, aber sehr schnell. Junge Fahrer wollte ich schon immer unterstützen und viele Familien kamen bereits auf mich zu und baten mich, ihren Kindern zu helfen."

"Ich lehnte immer ab, weil ich mich auf meine eigene Karriere konzentrieren wollte. Das tue ich auch noch immer, doch dieser Bursche ist ungeheuer gut. Ich möchte ihm einfach in den schweren Zeiten beistehen, die noch vor ihm liegen, und ihm dabei helfen, einige Fehler nicht zu machen, die zum Beispiel mir unterlaufen sind. Ich denke, er hat seine große Chance verdient."

Ist die Formel 3 noch immer ein gutes Sprungbrett?

Frage: "Gibt es einen bestimmten Plan für ihn - nach der Formel-3-Euroserie?"
Monteiro: "Zunächst wäre es gut, in der Formel 3 zu bleiben. Er bestreitet gerade seine erste Saison, hat aber schon Rennen gewonnen."

"Er muss einfach noch weitere Erfahrungen sammeln, zumal diese Meisterschaft gerade Probleme damit hat, ein ordentliches Starterfeld auf die Beine zu stellen. Es sind zu wenige Autos dabei. Wenn sich die Situation nicht verändert, kann er dieser Serie nicht die Treue halten. So viel steht fest. Sollten im kommenden Jahr mehr Fahrzeuge im Starterfeld stehen, sollte er bleiben. Ansonsten wäre die GP3 wohl eine gute Richtung für ihn."

"Im Augenblick haben wir Angebote aus der Formel 2, der Renault-World-Series, der GP3 und aus der Formel 3. Wir befinden uns also in einer sehr guten Position, um die beste Optionen für seinen weiteren Karriereweg auszuwählen. Eile ist nicht geboten. Im Laufe der kommenden Wochen werden wir eine Entscheidung treffen. Es gibt keinen Grund, schon jetzt einen Deal anzustreben."

Frage: "Würdest du sagen, dass es im Augenblick zu viele Formelserien gibt?"
Monteiro: "Absolut. Viel zu viele."

Schon nach einer Saison etabliert: Die GP3-Serie

Frage: "Wie schätzt du diese Situation ein? Ist es für die Fahrer nun einfacher, Talent zu beweisen, und die Karriereleiter empor zu steigen?"
Monteiro: "Es ist nicht einfacher und auch nicht schwieriger geworden. Ich denke, man kommt nun einfach ziemlich rasch durcheinander. Du hast halt ein größeres Risiko, dass es richtig schief geht."

"Nehmen wir einmal an, du investierst in eine Meisterschaft, von der du glaubst, dass sie großes Potenzial hat. Möglicherweise findet diese Serie aber keine Beachtung und dann hast du einen Fehler gemacht und ein komplettes Jahr verloren. Das ist gefährlich. Aber egal, welche Meisterschaft du gewinnst - dadurch hast du es immer leichter."

"Siegen ist noch immer Trumpf, also ist es noch genauso hart, wie damals, als ich noch in Nachwuchsklassen unterwegs war. Jetzt hast du halt eine viel größere Auswahl. Als ich jung war, war der Weg vorgezeichnet: Du warst in der Formel 3 am Start, anschließend kam die Renault-World-Series und schließlich die Formel 3000."

"Die Formel 1 war der Schlusspunkt und diese ganze Geschichte war recht einleuchtend. Jetzt tut man sich schwer, eine Auswahl zu treffen. Du musst erraten, welche Serie im kommenden Jahr stark sein wird. Seitdem wir die GP3-Serie haben, gibt es nur wenig Zweifel daran, dass man sich dort engagieren muss. Einfach, weil diese Meisterschaft im Rahmen der Formel 1 antritt."

"Deswegen muss man die GP3 gemeinsam mit der GP2 zu den stärksten Nachwuchsserien zählen. Die Formel-1-Verantwortlichen schauen sich entsprechend vorrangig diese Serien an. Als ich noch in der Formel 1 war, konnte ich mir - als Rennfan - nur wenige andere Meisterschaften ansehen. Was tat ich also? Ich verfolgte die Rennen, die vor meinen Augen stattfanden. Das waren der Porsche-Cup und die GP2."

Weitere Informationen zu Tiago Monteiro finden Sie in unserer WTCC-Rubrik.