Erftlandring: Politik und Kart-Club Kerpen kommen sich näher

Nach einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht haben sich Bürgermeister Dieter Spürck und der Kart-Club Kerpen auf eine Zusammenarbeit geeinigt

(Motorsport-Total.com) - Der verzweifelte Hilfeaufruf des Kart-Clubs Kerpen um den Fortbestand oder die Verlegung des Erftlandsrings hat Früchte gezeigt. Club und Politik wollen "gemeinsam und konstruktiv" an einer Lösung des Kartbahn-Problems arbeiten. Dem ist eine Schlammschlacht mit persönlicher Komponente vorausgegangen, als sich Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck (CDU) gegen Vorwürfe von Ralf Schumacher heftig zur Wehr setzte. Schumacher wiederum reagierte mit großem Unverständnis darauf.

Titel-Bild zur News: Erftlandring, Kerpen

Die Politik verspricht dem Kart-Club Kerpen Hilfe für die Zeit ab 2020 Zoom

Anstoß waren die Äußerungen Schumachers im Hilfeaufruf des Kart-Clubs. Der neue Bürgermeister interessiere sich sehr für den Karneval, aber nicht für den Kartsport, dem die Stadt Kerpen großen internationalen Ruhm verdankt. Schließlich haben Michael Schumacher und Sebastian Vettel, aber auch viele andere Motorsportler ihr Handwerk auf dem Erftlandring erlernt.

Spürck entgegnete ob der Anschuldigungen via Facebook (der Post ist mittlerweile gelöscht): "Wenn Ralf Schumacher in einem Interview daraus, dass er mich einmal beim Karneval (es war wohl bei der Sitzung in Blatzheim) gesehen hat und nicht beim Kartclub, und dass ich nicht explizit den Erhalt der Kartbahn in mein Wahlprogramm aufgenommen habe, schließt, dass ich sinngemäß kein Interesse am Kartsport habe, ist das schon schräg." Der Kartclub habe ihn im Gegensatz zum Karnevals-Verein nie eingeladen. So weit, so gut, doch normalerweise braucht es keine Einladung, um einem Kartrennen beizuwohnen.

Schumacher fühlte sich provoziert

Doch er fügte hinzu: "Wohnt Ralf Schumacher, der offenbar vollen Einsatz Kerpens verlangt, innerhalb oder außerhalb Kerpens und wo ist seine Solidarität gegenüber der Stadt, deren vollen Einsatz er sinngemäß fordert? Würde Michael Schumacher, vor dem ich größten sportlichen und menschlichen Respekt habe, ebenso agieren?" Das ging für Ralf Schumacher unter die Gürtellinie.

Er entgegnete im 'Express'-Interview: "Ich verstehe gar nicht, dass Herr Spürck das für uns überlebenswichtige Thema des Erhalts oder der Wiederherstellung unserer Sportstätte zu einer persönlichen Angelegenheit macht und nicht sachlich bleibt. Ich habe lediglich Fakten festgestellt: Er will die Kartbahn offensichtlich nicht in Kerpen. Und er war bisher nicht auf unserer Bahn, dafür aber beim Karneval."

Spürck versichert, dass ihm die Kartbahn sehr wohl am Herzen liege: "Für den Fall, dass der RWE darauf besteht, dass die Kartbahn weg muss, suche ich bereits jetzt nach einem Ausweichstandort außerhalb Kerpens. Innerhalb Kerpens findet sich kein Standort, der der Bevölkerung zuzumuten ist." Schumacher dazu: "Da frage ich mich, warum er nicht erst einmal einen gefundenen und geeigneten Standort innerhalb des Stadtgebiets unterstützt."

Politik will sich um Lösung bemühen

Der Standort in einer Kiesgrube in Blatzheim, nach Angaben des Kartclubs der geeignetste Standort, kam bislang nicht zustande. Obwohl nach Angaben des Clubs sämtliche Messungen und Berechnungen dafür sprechen, dass die Anwohner nicht in unzumutbarem Maße belästigt werden würden, fürchten wohl so manche Anwohner um den Wert ihrer Grundstücke. In Blatzheim wohnt insbesondere der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Ripp.

Nun also kehrt erst einmal Ruhe ein, die Politik versucht die Wogen zu glätten. "Ich habe mit Ralf Schumacher und Gerd Noack vereinbart, in den nächsten Wochen auf dem Erftlandring ein Gespräch zu führen, um gemeinsam konstruktiv eine Lösung für die Kartbahn zu suchen", lässt sich Spürck zitieren. "Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird."


Interview mit Ralf Schumacher und Gerhard Noack

Der CDU-Politiker favorisiert die Lösung, die Bahn an ihrem Platz zu lassen. "Natürlich liegt mir die Kartbahn am Herzen und ich bin mir mit Ralf Schumacher und Gerd Noack einig, dass der beste Platz für Klub und Kartbahn der derzeitige Standort ist. Dies würde eine Reduzierung des Abbaugebietes des Tagebaus nur um rd. 0,25 % bedeuten", heißt es in der öffentlichen Presseaussendung. Eine Abänderung des Abbaugebiets schloss der RWE in Interview mit 'Motorsport-Total.com' aber bereits ausdrücklich aus.