• 01.12.2009 14:54

  • von Britta Weddige

Baja 1000: "Komplett irre, was sich da abspielt"

Armin Schwarz und die Baja 1000: Parties, Dreharbeiten und Highspeedjagd durch die Wüste - Erste Enttäuschung über verpassten Titel ist überwunden

(Motorsport-Total.com) - Bis zur Hälfte der legendären Baja 1000 lagen Armin Schwarz und das AGM-Team auf Sieg-und auf Titelkurs. Doch am Ende mussten sich der Deutsche und seine Mitstreiter knapp geschlagen geben - auslaufendes Getriebeöl machte den Traum zunichte. Schwarz belegte mit seinem Partner Martin Christensen Platz zwei in der Renn- und Platz zwei in der Gesamtwertung der SCORE-Meisterschaft. Inzwischen ist die erste Enttäuschung überwunden und Schwarz blickt gegenüber 'Motorsport-Total.com' noch einmal zurück auf heiße Tage in der mexikanischen Wüste.

Titel-Bild zur News: Armin Schwarz

Armin Schwarz verpasste Sieg und Meistertitel nur denkbar knapp

Die Baja 1000 begann wie immer als riesiges Volksfest. Bei bestem Wetter strömten die Fans in Scharen zur technischen Abnahme. Die Parties begannen aber schon zwei Tage vorher. "Es geht schon los mit der berühmt-berüchtigten 'Horsepower Ranch', die einem Saloon aus einem Western gleichkommt. Dort treffen sich alle Fahrer", berichtet Schwarz.#w1#

Er und sein Team All German Motorsports hatten aber in diesem Jahr weniger Zeit, um auf diese Parties zu gehen. Denn ein Filmteam der US-Doku-Serie "COPS" hatte sich der Mannschaft an die Fersen geheftet. Gedreht wurde die Folge "Street War", bei der es um die Baja-Rennen geht. AGM war dabei eines von insgesamt neun Teams, die in dieser Folge im Mittelpunkt stehen.

Armin Schwarz

Schon vor dem Start herrscht bei der Baja 1000 richtige Volksfeststimmung Zoom

"Die machen das megaaufwändig", staunt Schwarz. "Ich kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich bei einer Rallye mal 80 Leute gesehen habe, die nur für neun Offroad-Teams unterwegs waren. Sie hatten allein sieben Helikopter in der Luft, um ihre Hauptathleten zu verfolgen. Aber für uns war es aber auch enorm, weil wir zu jedem Thema befragt worden sind. Bei jeder Schranktür, die du aufgemacht hast, stand einer hinter dir und hat gefragt, was jetzt passiert, wie, was und warum. Und ich glaube, ich wurde tausendmal gefragt, wie ich mich jetzt fühle. So ging es das ganze Wochenende." Allerdings habe er durch die Dreharbeiten in Sachen TV-Promotion viel dazu gelernt.

Schwarz & Co. waren jedoch nicht in der Wüste, um eine TV-Serie zu drehen, sondern um ein Rennen und eine Meisterschaft zu gewinnen. Deshalb zurück zum Sportlichen. Im Jahr 2008 blieb Schwarz schon nach 25 Meilen stecken und verlor damit alle Chancen auf den Gesamtsieg. "Deshalb bin ich diesmal so an die Sache herangegangen, dass auf alle Fälle auf den ersten 60 Meilen nichts passieren darf - kein Ausrutscher, kein Festfahren, nichts", berichtet er.

"Von dieser Prämisse her sind wir dann losgefahren und haben uns aus allem herausgehalten. Auf den ersten 25 Meilen habe ich 15 Autos überholt, ohne ein Risiko einzugehen. Ich bin einfach meinen Stiefel durchgefahren und habe mich im Staub orientiert. Ich habe mich im Getümmel auf nichts eingelassen und bin auch einmal langsam gefahren", so Schwarz. "Nach 75 Meilen ging das Rennen erst richtig los, da war es klarer und man hatte ein bisschen mehr Sicht, man ist einfach sicherer gefahren. Da konnten wir richtig Gas geben und unseren Speed fahren, ohne ein großes Risiko einzugehen."

Armin Schwarz

Bei aller Vorsicht: Schnell genug muss man trotzdem unterwegs sein Zoom

Allerdings dauerte es bis zur 180-Meilen-Markierung, bis Schwarz einigermaßen wusste, wie er liegt: "Irgendwann verlierst du auch den kompletten Überblick, du weißt nicht mehr, wo du fährst. Du überholst, dann steht einer im Staub, der Reifen wechselt, dann kommt ein Streifen, der sowieso drei Kilometer breit ist, da fährst du irgendwo rein, wo kein anderer fährt oder kommst wo raus, wo drei andere vor oder neben dir sind. Das ist wirklich komplett irre, was sich da abspielt. Das sind Rennsituationen, bei denen man im Auto komplett den Überblick verliert", schildert er.

Zwar hat der Überblick gefehlt, aber der Speed war da. Von Meile 180 bis 290 führte er das Rennen gesamt an. "Das wusste ich auch erst im Nachhinein. Aber irgendwann sind vor uns schon Motorräder aufgetaucht und da wussten wir, dass es nicht so schlecht läuft", erklärt er schmunzelnd.

Doch bald deutete sich an, dass jede Freude verfrüht wäre. In einem Canyon, der auf einen 15-Minuten-Vollgas-Abschnitt auf einem Salzsee folgte, nahm Schwarz erstmals den leichten Geruch von Getriebeöl wahr. Doch der Geruch verflog zunächst wieder und der Deutsche fuhr unverändert weiter. "In einem weiteren schnellen Abschnitt war der Ölgeruch aber wieder da", schildert er. "Das waren alles so Dinge, die uns verunsichert haben und wegen denen wir Gas rausgenommen haben. Wir waren uns nicht mehr sicher, ob wir Ölverlust haben, ob es der Überlauf war oder was die Ursache war."

Deshalb fuhr er verhalten bis zum Wechselpunkt an dem er den Buggy an Kollege Martin Christensen übergab. Dabei wurde festgestellt, dass am Unterschutz Getriebeöl war. "Wir haben das Getriebeöl dann nachgefüllt, aber die Problematik dabei ist, dass das Öl eine sehr zähe Flüssigkeit wie Honig ist. Da braucht ein Liter fast fünf Minuten, bis er in dem engen Loch verschwunden ist", so Schwarz.

Daher überlegte das Team auch, zur Sicherheit das Getriebe zu wechseln. Doch das hätte mindestens eine ganze Stunde gedauert. Also wurde entschieden, dass Christensen weiterfährt und das Öl immer wieder nachfüllt: "Durch die Standzeiten haben wir immer mehr Zeit verloren und unseren Vorsprung komplett eingebüßt." So wurden Schwarz und Christensen schließlich noch vom Team um Jerry Penhall überholt, der mit seinem Kollegen Dan Martin den Sieg in der Klasse 1 holte.

Armin Schwarz

Wüstenauflauf: Insgesamt verfolgten 250.000 Zuschauer die Baja 1000 Zoom

Schwarz/Christensen wurden Zweite und hätten damit immer noch die Chance auf die Meisterschaft gehabt. Denn Rivale Randy Wilson kam hinter dem AGM-Duo ins Ziel. "Aber das Blöde war, dass er direkt hinter uns Dritter wurde. Wir hätten dringend noch jemand zwischen uns gebraucht, denn wir hatten zuvor sieben Punkte Rückstand auf ihn und konnten so nur vier Punkte aufholen", so Schwarz. Auch hier hatte es im Rennverlauf noch besser ausgesehen: Armin Kremer und Andreas Aigner lagen nämlich im zweiten AGM-Buggy genau auf dieser wichtigen Position zwischen den Titelrivalen, fielen dann aber wegen einer kaputten Spannrolle für den Keilriemen der Servo Pumpe, Lichtmaschine, Oil und Wasserpumpe antreibt weit zurück.

Seiner Gefühlslage gehe es jetzt schon wesentlich besser, so Schwarz, der einräumt: "Direkt danach war ich schon sauer. Denn es war bis zum Wechselpunkt so gut gelaufen. Und wenn du mit einer Führung von 20 Minuten das Auto übergibst und zwei Autos zwischen dir und demjenigen liegen, der dir in der Meisterschaft gefährlich werden kann, dann fluchst du schon und fragst dich: 'Hat das jetzt sein müssen?' Aber wie auch immer, es sind halt Umstände, die du selbst nicht mehr kontrollierst."

Und jetzt starten Schwarz und Christensen eben 2010 den nächsten Versuch in Sachen SCORE-Titel. Baja-Fans sollten sich aber auch schon den Termin 29. Juli bis 01. August 2010 vormerken - denn dann bringt Schwarz die Baja-Szene mit dem Powerdays wieder in die Lausitz. Und das ganze verbunden mit einer Rallye, wie man sie hierzulande kennt.

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