Wie geht es bei Yates Racing weiter?
David Gilliland und Travis Kvapil haben beide keinen Hauptsponsor mehr - wie geht es weiter beim strauchelnden Ford-Traditionsteam von Yates Racing?
(Motorsport-Total.com) - In Phoenix stehen gerade einmal 45 Sprint-Cup-Boliden auf der Meldeliste und wenn man sich das Bild der beiden schneeweißen Yates-Ford vor Augen führt, die in Texas ohne jegliche Sponsorenaufkleber antraten, dann kann einem schon ein wenig Bange werden, wie lange das Ford-Traditionsteam diesen Balanceakt noch weiterführen kann.

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Nahezu jungfräulich zeigten sich die beiden Yates-Ford am Texas-Wochenende
In der NASCAR geht ohne Sponsor gar nichts und Yates-Pilot David Gilliland nahm am Texas-Wochenende auch kein Blatt vor den Mund: "Wir haben zwar großartige Unterstützung von Ford, und auch Roush Fenway Racing hilft uns auf der technischen Seite, doch wir müssen uns einen Hauptsponsor sichern. Das lastet schwer auf jedem Einzelnen im Team."#w1#
Die Situation bei Yates wird zunehmend prekär, denn selbst zwei Top-20-Platzierungen beim Samsung 500 durch Gilliand (15.) und seinem Teamkollegen Travis Kvapil (18.) scheinen bei der Sponsorensuche nicht zu fruchten.
NASCAR selbst stellt sich auf den Standpunkt, dass es vor allem die wirtschaftliche Rezession in den USA sei, die die Geldbeutel der Unternehmen geschlossen lassen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn in Wirklichkeit ist das Budget für ein Sprint-Cup-Fahrzeug in den letzten Jahren erheblich teurer geworden.
Top-Resultate alleine helfen nicht mehr

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Bis Texas hatte wenigstens David Gilliland einen Geldgeber auf dem Auto Zoom
Ein Teil der Begründung dafür liegt in der Einführung des neuen Car of Tomorrows (CoT), dessen diverse Setup-Geheimnisse plötzlich den Einsatz von erheblichen technischen Hilfsmitteln notwendig machen. Selbst Windkanäle in Italien und Deutschland wurden im Kampf um die Tausendstelsekunden über den Winter aufgesucht.
Auch die CoT-Ersatzteile sind wesentlich teurer geworden, und die Summe all dieser Kleinigkeiten führt dazu, dass die Zahl der temporären Sponsoren, die nicht eine komplette Saison finanzieren, exponentiell steigt. Oder - wie im Fall Yates - komplett ausbleibt.
Kvapils Meinung ist ebenso klar, wie simpel: "Der beste Weg, Sponsoren anzuziehen und Leute auf uns aufmerksam zu machen, ist vorne mitzumischen und Top-10-Resultate zu holen. Das ist unser Ziel und wirklich die beste Lösung für alle unsere Probleme."
Unrecht hat er nicht, wie das Beispiel Petty zeigt, deren langjähriger Partner General Mills sich erst vor wenigen Tagen in Richtung Childress verabschiedet hat. Der Grund dürfte klar sein: Die RCR-Chevrolets mischen an der Spitze mit und befinden sich drei, vier oder gar fünf Stunden zur Prime Time im US-TV. Petty und Pilot Bobby Labonte hingegen nicht.
Die Unterschriften sind der schwierige Teil

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Top-10-Platzierungen sind für Travis Kvapil die beste Geldgewinnungsmethode Zoom
Trotzdem tun sich die US-Konzerne derzeit schwer, als Sponsoren aufzutreten, wenn sie parallel Mitarbeiter entlassen müssen und Produktionsstandorte schließen. Da nutzen auch Werbekampagnen wie "sponsoryates.com" wenig, die Kvapil seit Saisonbeginn immer wieder einmal spazieren fährt.
Die Frage wird sein, ob Yates mit Roush-Hilfe in der Lage ist, einen großen Sponsor an Land zu ziehen. Denn wie lange Ford selbst den Geldbeutel aufmacht, um das Traditionsteam am Leben zu halten, ist keineswegs klar. Eine komplette Sprint-Cup-Saison kostet mindestens 15 Millionen US-Dollar, das ist auch für den Automobilhersteller kein einfacher Griff in die Portokasse.
"Wir haben durchaus einige Aussichten, aber noch steht nichts fest", verrät Gilliland. "In diesem Geschäft sind die Gespräche der einfache Teil. Unterschiften unter die Verträge zu bekommen ist da wesentlich schwieriger. Solange das nicht geschehen ist, ist gar nichts geschehen."
Das große Glück für Yates könnte sein, dass Jack Roush Ende 2009 eines seiner fünf Teams aufgeben muss. Und aus der Sicht von Ford macht es - angesichts der Konkurrenz von Chevrolet und Toyota - durchaus Sinn, Yates mit allen Mitteln am Leben zu behalten. Denn neben Roush und Yates gibt es anno 2008 nur noch einen einzigen Ford im Sprint-Cup: Die Wood Brothers.

