• 20.02.2008 15:09

  • von Stefan Hausmann

Auf der Suche nach dem Dollar

In Zeiten des drohenden wirtschaftlichen Abschwunges der US-Wirtschaft wird die Sponsorensuche für einige NASCAR-Cup-Teams immer schwieriger

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Daytona 500 verfliegt bei einigen Teambesitzern für gewöhnlich schnell die erste Euphorie. Wenn die hochgesteckten Ziele im "Great American Race" nicht erreicht wurden, dann folgt die manchmal ernüchternde Vorschau auf ein langes, teures Rennsportjahr mit verbleibenden 35 Rennen in den gesamten USA - und so mancher Teambesitzer weiß im Februar noch nicht, wie er das bezahlen soll.

Titel-Bild zur News: Bump Drafting Daytona

Einige Cup-Piloten haben noch keine Sponsoring-Probleme - andere durchaus

Auch in einem positiven wirtschaftlichen Umfeld ist die Sponsorensuche kein einfaches Unterfangen. In den USA mehren sich jedoch Zeichen, dass die Wirtschaft einen nicht unerheblichen Abschwung nehmen wird, sogar von Rezession ist bereits die Rede. Schrumpfen die Unternehmensgewinne, dann werden großzügige Marketingbudgets gekürzt und die ersten finanziellen Einschnitte von "Corporate America" treffen die NASCAR-Teams.#w1#

Kein anderer Sport ist mehr von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betroffen, als der Rennsport. Wenn gestern das Platzieren des Firmenlogos auf einem NASCAR-Auto noch eine gut ausgearbeitete Marketingstrategie war, so ist es in Zeiten zurückgehender Ergebnisse oft nur noch eine unnötige Extravaganz der Marketing-Direktoren.

Am härtesten betroffen ist davon natürlich die teuerste Form des amerikanischen Rennsports, der Sprint Cup. Um ein Auto im Sprint Cup auf höchstem Niveau einzusetzen ist ein Budget von 15 bis 20 Millionen US-Dollar erforderlich. Vor einem Jahr noch hatte der Sprint Cup mehr voll finanzierte Fahrzeuge, als jeden Sonntag im Rennen fahren konnten. Der Einstieg von Toyota führte dazu, dass einige der finanzierten Teams sich nicht mehr jede Woche qualifizieren konnten.

Kommen wieder die "Field Filler"?

Boris Said Ford

Boris Said und sein No-Fear-Team wären sicher für jeden Cup-Einsatz dankbar Zoom

Mitte dieser Saison jedoch könnte es bereits wieder so weit sein, dass NASCAR Schwierigkeiten bekommt jedes Wochenende 43 Autos zum Sprint Cup-Rennen an den Start zu bringen. In diesem Falle wird NASCAR, wie bereits vor einigen Jahren, Teams mit dicken Schecks locken, um 43 Autos in jedes Rennen zu bringen. Dies eindeutig zu Lasten des Wettbewerbs, da die sogenannten "Field-Filler häufig nicht annähernd die volle Wettbewerbsfähigkeit eines etablierten Cup-Teams erreichen.

Ganz so weit geht es derzeit allerdings noch nicht. Mindestens 35 Autos sind für die gesamte Saison voll gesponsort, aber mindestens zehn Teams wissen noch nicht, ob sie genug Sponsorgelder finden, um das gesamte Jahr 2008 fahren zu können. Mittlerweile ist "Sales and Marketing" bei allen Rennteams eine seriöse Tätigkeit geworden, ganze Abteilungen arbeiten daran, interessante Werbepakete für die US-Wirtschaft zusammenzustellen. Aber die jährlich zu vergebenden Werbemillionen sind zu Beginn des Jahres fest verplant. Wenn dann noch die Wirtschaft schwächelt, wird für einige Teams der Sprint-Cup nicht nur zum sportlichen Überlebenskampf.

Ein Beispiel für diesen Kampf ist Yates Racing. 1988 arbeitete Robert Yates, der Ende 2007 als Präsident seines Rennstalles zurücktrat, als Crewchief und Motorenmann für Ranier Racing und seinen Fahrer Davey Allison. Harry Ranier hatte sein Geld mit Kohlebergwerken gemacht, und war nun in finanziellen Schwierigkeiten. Ein Grossteil der Ausrüstung seiner Teams war bereits wegen ausstehender Zahlungen gepfändet, als Yates mit der Unterstützung von Davey Allison das Team für 1,7 Millionen US-Dollar übernahm: Robert Yates Racing war geboren.

Yates machte aus dem Team eines der wettbewerbsfähigsten NASCAR-Teams der Neuzeit. Er beschäftigte Fahrer wie Davey Allison, Ernie Irvan oder Ricky Rudd, und gewann 1999 mit Dale Jarrett den damaligen Winston Cup. Der letzte Sieg eines Yates-Autos liegt nun mehr als zwei Jahre zurück. Die letzte Top-10-Platzierung in der Gesamtwertung erreichte Jarrett 2002.

Abschied in Richtung Joe Gibbs

Kyle Busch Joe Gibbs

Kyle Busch im Joe-Gibbs-Toyota mit dem ehemaligen Yates-Hauptsponsor Zoom

Nach nunmehr sportlich wenig erfolgreichen Jahren steht Yates Racing, wie das Team seit 2008 heißt, ohne Geldgeber für eine gesamte Saison da. 2007 hatte Master Foods noch beide Autos gesponsort, wechselte jedoch nun zu Joe Gibbs Racing.

Als Robert Yates Ende 2007 zurücktrat, da beklagte er: "Diese NASCAR ist nicht mehr die, die ich kennengelernt habe. Wenn du heute einen Vertrag machst, dann sitzen ein Dutzend Anwälte am Tisch, die vom Racing nichts verstehen. Zu meiner Zeit zählte ein Handschlag unter Männern, die ihr Gewerbe verstanden." Robert Yates übergab die Regie des Teams an seinen Sohn Doug, nicht ohne zu wissen, dass er ein schwieriges Erbe hinterließ.

Yates Racing startete 2008 als Satellitenteam von Roush Fenway. Eine von der Ford Motor Company vorgeschlagene Kooperation mit dem ChampCar-Team von Newman/Haas/Lanigan schlug Robert Yates in den letzten Tagen seiner Amtszeit aus, obwohl die Persönlichkeit von Paul Newman Sponsoren werben hilft. Bei den Testfahrten in Daytona prangte auf dem Ford Fusion von Yates Pilot David Gilliland ein Aufkleber mit der Aufschrift: SponsorYates.com.

Die Yates-Piloten David Gilliland und Travis Kvapil haben beide noch kein NASCAR Cup-Rennen gewinnen können. Gilliland erwarb sich 2007 den Ruf seinen Ford nach den Rennen selten in dem Zustand zurückzubringen, in dem er das Rennen aufgenommen hatte. Kvapil startet seine zweite Cup-Karriere, nachdem er sich vor zwei Jahren als Fahrer für Cal Wells und Roger Penske im Cup nicht durchsetzen konnte.

Setzen auf die Faktoren Zeit, Ford und Roush

Travis Kvapil Yates Ford

Yates-Pilot Travis Kvapil bekam in Daytona einen Last-Minute-Sponsor Zoom

Yates Racing hat nun mit zwei Autos in den Top 35 und den damit garantierten Startplätzen ein wenig Zeit, um Sponsoren in den ersten fünf Rennen zu beeindrucken. In Daytona wurde darüber hinaus bereits spekuliert, dass Roush Fenway oder Ford selber das Team eine gewisse Zeit unterstützen könnte. Die Ford Motor Company muss sich derzeit alleine auf Roush Fenway als leistungsfähiges Team verlassen, die Wood Brothers haben ähnlich wie Yates Racing sportliche Schwierigkeiten, Robby Gordon hat die Seite gewechselt und vertraut nun auf die Unterstützung von Gillett Evernham Motorsports und Dodge.

Aber selbst Teams mit Sponsoren müssen sich Gedanken machen, wie sie die Geldgeber bei Laune halten. Der Trend geht dahin, dass Sponsorenpakete geteilt werden - entweder auf dem Auto selber, oder von Rennen zu Rennen. Mit dem Umstieg der langjährigen Hauptsponsoren Interstate Batteries, Master Foods oder BestBuy zu Teilzeitsponsoren werden die reichen Teams reicher und die bedürftigen Teams ärmer.

Falls ein Sponsor beispielsweise einem Deal über sechs Rennen für drei Millionen US-Dollar zustimmt, dann benötigt das Team fünf oder sechs weitere Sponsoren, die ebenfalls zu einem solchen Deal bereit sind. Der Marketingwert des Teams sinkt allerdings mit ständig wechselnden Sponsoren, da keine Identifikation mit dem Sponsor über eine längere Zeit möglich wird.

Earnhardt hat solche Probleme nicht

Dale Earnhardt Jr. Hendrick

Er hat gut lachen - Probleme solcher Art kennt Dale Eanrhardt Jr. nicht Zoom

Ein anderer Fall ist die Aufteilung der Hauptsponsoren auf dem Auto des populärsten NASCAR-Piloten im Feld: Dale Earnhardt Jr. Beide Firmen, National Guard und Pepsi über seinen Energy Drink AMP, bezahlen für den millionenschweren Deal mit Hendrick Motorsports gerne so viele US-Dollars, wie ein volles Sponsoring bei einem anderen Team gekostet hätte. Grund dafür ist die Vermarktbarkeit des Fahrers Earnhardt Jr.

Die offensichtlich bevorstehende Wiedervereinigung der seit Jahren konkurrierenden Open-Wheel-Serien in den USA wird die Situation bei der Sponsorensuche noch erschweren. So wie der Streit zwischen IRL und ChampCars der NASCAR über Jahre hinweg die Zuschauer zutrieb, genauso wird eine neue, konsolidierte, wettbewerbsfähige Open-Wheel-Serie Sponsoren anziehen.

Die nächsten Wochen werden somit für einige Rennorganisation, wie Yates Racing oder einzelne Teams, wie die mit der Startnummer 00 oder 27 (David Reutimann und Jacques Villebneuve) entscheidend sein - alle werden es aber kaum schaffen ein komplettes Budget aufzutreiben, im Falle Villeneuve darf dieses sogar ganz stark bezweifelt werden.