• 22.04.2009 08:23

  • von Pete Fink

Vorschau: Talladega und der "Big One"

Am Sonntag steht einer der absoluten NASCAR-Leckerbissen an: Die nächste Sprint-Cup-Station ist der hochspektakuläre Superspeedway von Talladega

(Motorsport-Total.com) - Talladega. Bei diesem Wort bekommt die NASCAR-Gemeinde feuchte Augen, denn der Superspeedway in Alabama steht für jede Menge Highspeed-Action auf 2,66 Meilen samt 33 Grad steilen Kurven. Das Aarons 499 ist am Sonntagabend ab kurz nach 20:00 Uhr MESZ mit Sicherheit wieder einer der absoluten Saisonhöhepunkte im jährlichen NASCAR-Kalender.

Titel-Bild zur News:

Davor haben in Talladega alle Piloten Muffensausen: Der "Big One"

Über 140.000 Zuschauer auf den 1969 erbauten Tribünen - und einige Zehntausend mehr im mächtigen Infield - werden am Sonntagabend die extremen Windschattenschlachten mitten im Süden der USA verfolgen. 43 Sprint-Cup-Boliden werden Stoßstange an Stoßstange bei Tempi jenseits der 320 km/h in einem riesigen Pulk dahindonnern.#w1#

Das Ganze eingebremst durch sogenannte "Restrictor-Plates", wodurch die Leistung der Fahrzeuge von fast 850 PS auf etwa 450 PS herunterreduziert wird. Das ist auch notwendig, wenn man sich die Rekordfahrt von Mark Martin 1997 vor Augen führt, der - inklusive aller Tankstopps und Reifenwechsel - das Rennen ohne jegliche Gelbphase mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 303 km/h gewann.

Die Speeds in Alabama waren schon immer extrem: Bill Elliott setzte am 1. Mai 1987 in Talladega die NASCAR-Rekordmarke in einer Qualifikation. Der "Million-Dollar-Bill" drehte ohne Windschatten eine Runde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 212,8 Meilen oder 342,5 km/h. Durch die Einführung der Restrictor-Plates eine Marke für die Ewigkeit.

Tony Stewart mit kontroversem Sieg

Tony Stewart

Herbst 2008: Tony Stewart bejubelt seinen ersten Talladega-Erfolg Zoom

Beim damaligen Winston 500 kam es 1984 zu nicht weniger als 75 Führungswechseln, ebenfalls eine Rekordmarke. Aber auch das letzte Talladega-Rennen im Oktober 2008 sah 28 Spitzenreiter, bevor Tony Stewart in einem hochkontroversen Zieleinlauf zum Sieger erklärt wurde, obwohl Regan Smith als Erster über die Ziellinie fuhr.

Auch einer der engsten NASCAR-Zieleinläufe stammt aus Talladega, als im Busch-Rennen 1999 Terry Labonte mit zwei Tausendstelsekunden die Oberhand über Joe Nemechek behalten konnte. Der Zieleinlauf musste damals mehrfach studiert werden, bevor ein Sieger bekannt gegeben werden konnte.

Neben Daytona ist Talladega der einzige echte Superspeedway im gesamten NASCAR-Kalender, der sogar noch länger, noch schneller und noch steiler als das berühmte Oval in Florida ist. Dazu ist das beschauliche Nest in Alabama die Heimat der amerikanischen Stock-Car-Gemeinde, oder anders formuliert - Earnhardt-Country.

Es begann am 31. Juli 1983, als Dale Earnhardt Sr. sein erstes Cup-Rennen in Talladega gewann. Es folgten neun weitere Siege, kein anderer Fahrer war in den Windschattenspielen von Alabama so erfolgreich. Sein Sohn Dale Jr. übernahm diese Tradition nahtlos. Der aktuelle NASCAR-Superstar gewann bereits fünfmal, darunter zwischen 2001 und 2003 viermal in Folge.

Dauerfehde: Earnhardt vs. Jeff Gordon

Jeff Gordon Dale Earnhardt Jr.

Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr. wissen beide, wie man in Talladega gewinnt Zoom

Der Erzfeind in "Sweet Home Alabama" ist Jeff Gordon. Gewinnt der Kalifornier, dann hagelt es für gewöhnlich Bierdosen. Bitter für die "Junior-Nation": Mit insgesamt 12 Restrictor-Plate-Erfolgen ist Gordon seit Talladega 2007 auch der "King of Plates", weil er damals Dale Sr. und dessen elf Siege überflügeln konnte.

Hendrick ist das einzige der großen Sprint-Cup-Teams, aus dessen Reihen alle vier Piloten in Talladega schon gewinnen konnten. Aber was will das heißen? 37 verschiedene Sieger in 79 Rennen sprechen eine deutliche Sprache: Ein Sieger ist in Talladega nicht vorherzusagen.

Schon eher die Marke, denn neben jeder Menge Teamwork und vielen guten Freunden braucht man beim Bump-Draft auch ein bärenstarkes Triebwerk. Zwischen 1999 und 2007 kam der Sieger mit einer einzigen Ausnahme aus dem Chevy-Stall. Das änderte sich erst 2008, als mit Kyle Busch und eben Stewart zweimal ein Toyota Camry von Joe Gibbs Racing in die Victory Lane fuhr

Die Grundcharakteristik der Superspeedways ist das Fahren in mehreren Kolonnen. Es entsteht ein riesiger Pulk von 43 Fahrzeugen, die in zwei oder drei Reihen aufgestaffelt sind. Die dabei entscheidenden Fragen lauten: Wer wird in wessen Kolonne hineingelassen? Wessen Kolonne ist die schnellere? Und wer wird beim Versuch des Ausscherens geblockt?

Alle haben Angst vor dem Big One"

Talladega

Der Worst Case: Wenn an der Spitze einer Kolonne etwas schief geht Zoom

Meistens treffen die Teams Absprachen, wer wo in welcher Kolonne mitfährt und wer wen im Schlepptau mit sich führt. Pech hat übrigens derjenige, der eingangs der letzten Runde am Ende einer Kolonne fährt. Der wird dann Zwölfter - mit einer halben Sekunde Rückstand zum Sieger.

Eine Folge dieses Bump-Draftings ist natürlich die Gefahr von Hochgeschwindigkeitsunfällen, die aufgrund der Dichte des Feldes nicht selten zu einer wahren Massenkarambolage, dem gefürchteten "Big One" ausarten können. Mit mindestens einem dieser "Big Ones" ist in Talladega pro Rennen zu rechnen.

46 Autos stehen auf der Entry-List von Talladega. Darunter auch Max Papis, der in seinem Germain-Toyota wieder versucht, eine europäische NASCAR-Flagge hoch zu halten. Auch erfreulich: Das finanziell schwer angeschlagene Traditionsteam von Morgan/McClure Motorsports hat es zumindest wieder in die Meldeliste geschafft. Eric McClure wird den MMM-Chevy fahren.

Die Qualifikation zum Aarons 499 findet ausnahmsweise nicht am Freitag, sondern erst am Samstagnachmittag ab 17:10 Uhr MESZ statt. Am Samstagabend geht ab 21:00 Uhr das Nationwide-Rennen über die Bühne. Die grüne Flagge zum Sprint-Cup-Event in "Sweet Home Talladega" fällt am Sonntagabend kurz nach 20:00 Uhr.

Die Entry-List von Talladega:

01. 00 David Reutimann (Waltrip-Toyota)
02. 1 Martin Truex Jr.(Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
03. 2 Kurt Busch (Penske-Dodge)
04. 4 Eric McClure (Morgan/McClure-Chevrolet)
05. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 David Ragan (Roush-Ford)
07. 07 Casey Mears (Childress-Chevrolet)
08. 7 Robby Gordon (Gordon-Toyota)
09. 09 Brad Keselwoski (Phoenix-Chevrolet)
10. 9 Kasey Kahne (Petty-Dodge)
11. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
12. 12 David Stremme (Penske-Dodge)
13. 13. Max Papis (Germain-Toyota)
14. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
15. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
16. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
17. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
18. 19 Elliott Sadler (Petty-Dodge)
19. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
20. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
21. 26 Jamie McMurray (Roush-Ford)
22. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
23. 31 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
24. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
25. 34 John Andretti (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
26. 36 Scott Riggs (Baldwin-Toyota)
27. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
28. 41 Jeremy Mayfield (Mayfield-Toyota)
29. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
30. 43 Reed Sorenson (Petty-Dodge)
31. 44 A.J. Allmendinger (Petty-Dodge)
32. 47 Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota)
33. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
34. 55 Michael Waltrip (Waltrip-Toyota)
35. 64 Geoff Bodine (Gunselman-Toyota)
36. 66 Dave Blaney (Prism-Toyota)
37. 71 David Gilliland (TRG-Toyota)
38. 77 Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
39. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
40. 82 Scott Speed (Red-Bull-Toyota)
41. 83 Brian Vickers (Red-Bull-Toyota)
42. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
43. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
44. 96 Bobby Labonte (Yates-Ford)
45. 98 Paul Menard (Yates-Ford)
46. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)