• 28.07.2011 09:54

  • von Pete Fink

Vorschau: Das zweitwichtigste Rennen der Saison

Nach Daytona steht Indianapolis auf Nummer zwei: Kann Juan Pablo Montoya im Brickyard 400 endlich gewinnen? Oder wirft er den Sieg wieder weg?

(Motorsport-Total.com) - Kein Zweifel: Unter den insgesamt 38 Saisonrennen ist das Daytona 500 das große Aushängeschild der NASCAR. Doch die Nummer zwei hinter dem "Great American Race" ist das Brickyard 400 auf dem Indianapolis Motor Speedway. "Es ist ganz einfach die unglaubliche Tradition, die unser Indy-Rennen auf Platz zwei bringt", weiß etwa Childress-Pilot Kevin Harvick.

Titel-Bild zur News: Start zum Allstate 400 at the Brickyard 2009

Volles Haus in Indianapolis: Das Brickyard 400 ist die Nummer zwei

Larry McReynolds, ehemaliger Crewchief von Dale Earnhardt Sr. und heute in den USA ein sehr populärer TV-Kommentator, formuliert es folgendermaßen: "Natürlich will jeder das Daytona 500 gewinnen, aber Indianapolis liegt nicht weit zurück. Es gibt zwei Rennen pro Jahr, an die sich die Menschen noch lange erinnern werden, wenn man sie gewonnen hat: Das Daytona 500 und das Brickyard 400."

Im Mai feierte Indianapolis sein 100-jähriges Bestehen, aber eben nur bei den IndyCars. NASCAR und Indianapolis war viele Jahrzehnte lang eine undenkbare Konstellation. In frühen Tagen wurde NASCAR-Chef Bill France Sr. sogar aus dem 2,5 Meilenoval hinauskomplimentiert, als die Indy-Offiziellen den NASCAR-Gründer vor Ort erkannt hatten. Die Open-Wheel-Elite hatte kein Interesse an den wilden Stockcar-Cowboys aus dem amerikanischen Süden.

Das änderte sich erst am 22. Juni 1992, als der damals neu in Amt und Würden befindliche Indianapolis-Chef Tony George ganz neue Wege gehen wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt lag das riesige Motorsport-Areal bis auf den Monat Mai, in dem das Indy 500 gefahren wird, brach. Die in ganz USA populär gewordene NASCAR zog mittlerweile die Massen an und George wollte das große Business in den berühmtesten Nudeltopf der Welt locken.

Erst seit 17 Jahren in Indy

Die neun Piloten, die eingeladen wurden, den ersten NASCAR-Test in Indianapolis durchzuführen, waren die Creme de la Creme der damaligen Zeit: Dale Earnhardt Sr., Rusty Wallace, Ricky Rudd, Mark Martin, Bill Elliott, Darrell Waltrip, Ernie Irvan, Davey Allison und Kyle Petty ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen und drehten die ersten StockCar-Runden überhaupt auf dem 2,5-Meilen-Oval.

Jeff Gordon

Jeff Gordon gewann insgesamt viermal in Indianapolis Zoom

Natürlich rümpften damals viele US-Traditionalisten die Nase, doch George begann ernsthaft mit der Familie France - und kurz darauf auch mit Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone - zu flirten. Die Wachstumsraten der NASCAR waren in den 1990er Jahren erstaunlich und der Geschäftsmann George war klug genug, sich über die warnenden Zeigefinger der Puristen hinweg zu setzen.

Im Gegensatz zur Formel 1 wurde die NASCAR in Indianapolis auf Anhieb ein Bombenerfolg. Als Ende 1993 der erste Verkaufstag der Eintrittskarten für das erste Brickyard 400 im Juli 1994 begann, ging das Ticket-System überlastet in die Knie. Binnen 24 Stunden waren 300.000 (!) Eintrittskarten verkauft und es gibt einige Zeitzeugen, die Stein und Bein schwören, dass damals weit über 400.000 Zuschauer die riesige Anlage bevölkerten.

Der Rest ist bekannt: Heute hat NASCAR die einst so übermächtigen IndyCars in den USA um Längen überholt. Wurden die Piloten aus dem Süden früher belächelt, so stellt sich das aktuelle Geschehen genau umgekehrt dar. Der NASCAR-Erfolg in Indianapolis ist in diesem Zusammenhang mehr als nur eine zufällige Begleiterscheinung. Es ist vielmehr der deutliche Ausdruck dessen, wie sehr und vor allem wie schnell sich die Szenerie im US-amerikanischen Motorsport in den letzten 25 Jahren veränderte.

Jeff Gordon und Tony Stewart?

Befragt man übrigens die Piloten selbst, so erfährt man neben dem Heidenrespekt vor der Tradition von Indianapolis auch noch eine andere Note, denn im Vergleich zum großen Daytona wird hier nicht mit Restrictor-Plates gefahren. Alle 850 Pferde dürfen losgaloppieren wenn die Startflagge fällt. Aber: Das Renngeschehen selbst ist auf dem - nach NASCAR-Maßstäben - flachen Viereck nicht annähernd so spektakulär wie etwa auf dem Superspeedway von Daytona.

Tony Stewart

Tony Stewart hat schon zwei Indy-Heimsiege zu Buche stehen Zoom

Trotzdem läuft das Brickyard 400 seither unter dem Motto: "Big Show, Big Money". Jeff Gordon gewann in Indianapolis bisher vier NASCAR-Rennen, sagt jedoch bescheiden: "Die wirklichen Legenden hier sind doch Leute wie Rick Mears, Al Unser oder A.J. Foyt. Damit will ich nicht einmal ansatzweise vergleichen, was wir mit den StockCars bisher erreicht haben." Gordon, der in der vergangenen Woche in Afrika weilte, wird ein paar Tage nach Indianapolis 40 Jahre alt.

Gewinnt der Kalifornier sein fünftes Indy-Rennen, dann zieht er übrigens mit Michael Schumacher gleich, der in Indianapolis nach wie vor der erfolgreichste Pilot ist. Allerdings nicht auf dem Oval. Und: Im Falle eines Gordon-Siegs würde der Hendrick-Pilot mit 85 Einzelerfolgen auch zur alleinigen Nummer drei hinter Richard Petty (200) und David Pearson (105) werden.

Gordon ist zwar in Kalifornien geboren, zog aber im Alter von 14 Jahren nach Indiana. Trotzdem zählt er offiziell nicht zu den Lokalmatadoren, was jedoch für das Stewart/Haas-Duo Tony Stewart und Ryan Newman gilt. 2005 und 2007 gewann "Smoke" sein Heimrennen. Im Kampf um die Chase-Positionen wäre ein dritter Heimsieg extrem wichtig für den in diesem Jahr noch erfolglosen Stewart/Haas-Teambesitzer.

Montoyas letzte Chance

Und dann gibt es ja noch die Personalie Juan Pablo Montoya. Zweimal in Folge warf der Kolumbianer 2009 und 2010 einen fast schon sicher geglaubten Indy-Erfolg weg. Sind nun aller guten Dinge drei? Es wäre dringend notwendig, will Montoya seinen Earnhardt/Ganassi-Chevy mit der Startnummer 42 noch in die Playoffs bringen, denn in der Punktewertung liegt er auf Rang 17 schon sehr weit zurück.

Juan Pablo Montoya

Keine Ausreden: Will die 42 in den Chase, muss ein Indy-Sieg her... Zoom

Aber NASCAR vergibt in diesem Jahr zwei Wild-Cards für die Chase-Positionen elf und zwölf. Diese erhalten diejenigen Piloten, die in der Gesamtwertung zwischen den Plätzen elf und 20 liegen und die meisten Einzelsiege einfahren konnten. Im Fall Montoya ist ein Indy-Sieg also fast schon Pflicht, was auch für Pocono oder Watkins Glen gilt. Anders formuliert: Wenn er zwei dieser drei Rennen gewinnt, dann hat er eine sehr gute Chance auf die Playoffs.

Schuld an dieser neuen Wild-Card-Regel hat übrigens Montoyas Teamkollege Jamie McMurray, der 2010 das Daytona 500 und das Brickyard 400 gewann, den Chase aber trotzdem nicht schaffte. In NASCAR-Augen ein Unding, wenn der Sieger der beiden wichtigsten Saisonrennen nicht um den Titel mitfahren kann. Und ein Beweis dafür, wie gut die Earnhardt/Ganassi-Chevys in Indianapolis funktionieren.

An der Vorbereitung liegt es jedenfalls nicht: Montoya hatte vor einigen Wochen die Gelegenheit, in Indianapolis ausführliche Reifentests zu absolvieren. Auf Basis dieser Erkenntnisse baute sein EGR-Team ein nagelneues Indy-Auto. Und: Das Brickyard 400 ist der erste Einsatz seines neuen Crewchiefs Jim Pohlman.

Der Zeitplan von Indianapolis:

Freitag, 19:00 Uhr - 20:15 Uhr: Erstes Freies Training
Freitag, 21:15 Uhr - 22:30 Uhr: Zweites Freies Training
Samstag, 16:00 Uhr - 17:30 Uhr Uhr: Drittes Freies Training
Samstag ab 20:10 Uhr: Qualifying
Sonntag ab 19:15 Uhr: Brickyard 400 (160 Runden)

Die Meldeliste von Indianapolis:

01. 00 David Reutimann (Waltrip-Toyota)
02. 1 Jamie McMurray (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
03. 2 Brad Keselowski (Penske-Dodge)
04. 4 Kasey Kahne (Red-Bull-Toyota)
05. 5 Mark Martin (Hendrick-Chevrolet)
06. 6 David Ragan (Roush-Ford)
07. 7 Robby Gordon (Gordon-Dodge)
08. 9 Marcos Ambrose (Petty-Ford)
09. 11 Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
10. 13 Casey Mears (Germain-Toyota)
11. 14 Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet)
12. 16 Greg Biffle (Roush-Ford)
13. 17 Matt Kenseth (Roush-Ford)
14. 18 Kyle Busch (Gibbs-Toyota)
15. 20 Joey Logano (Gibbs-Toyota)
16. 21 Trevor Bayne (Wood-Ford)
17. 22 Kurt Busch (Penske-Dodge)
18. 23 Terry Labonte (FAS-Ford)
19. 24 Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet)
20. 27 Paul Menard (Childress-Chevrolet)
21. 29 Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
22. 30 David Stremme (Inception-Chevrolet)
23. 32 Jeff Burton (Childress-Chevrolet)
24. 32 Mike Bliss (FAS-Ford)
25. 33 Clint Bowyer (Childress-Chevrolet)
26. 34 David Gilliland (Front-Row-Ford)
27. 36 Dave Blaney (Tommy-Baldwin-Chevrolet)
28. 37 Scott Speed (Front-Row-Ford)
29. 38 Travis Kvapil (Front-Row-Ford)
30. 39 Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet)
31. 42 Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet)
32. 43 A.J. Allmendinger (Petty-Ford)
33. 46 Erik Darnell (Whitney-Chevrolet)
34. 47 Bobby Labonte (JTG/Waltrip-Toyota)
35. 48 Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet)
36. 50 T.J. Bell (Falk-Toyota)
37. 51 Landon Cassill (Phoenix-Chevrolet)
38. 55 J.J. Yeley (Front-Row-Ford)
39. 56 Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota)
40. 60 Mike Skinner (Germain-Toyota)
41. 66 Michael McDowell (HP-Toyota)
42. 71 Andy Lally (TRG-Ford)
43. 77 Scott Wimmer (Gordon-Dodge)
44. 78 Regan Smith (Furniture-Row-Chevrolet)
45. 83 Brian Vickers (Red Bull-Toyota)
46. 87 Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
47. 88 Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet)
48. 99 Carl Edwards (Roush-Ford)

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