• 08.03.2009 02:47

  • von Pete Fink

Vickers: Wann kommt der erste Red-Bull-Sieg?

Red Bull bestreitet 2009 seine dritte NASCAR-Saison, und Brian Vickers soll endlich den ersten Sieg holen - 'Motorsport-Total.com' sprach mit dem 25-Jährigen

(Motorsport-Total.com) - Trotz seiner erst 25 Lenze ist Brian Vickers bei Red-Bull-Toyota die klare Nummer eins im Sprint-Cup. Auf ihm ruhen nicht nur die Hoffnungen, dass der längst überfällige erste NASCAR-Sieg der Bullen in dieser Saison kommen könnte, auch der Einzug in den Chase soll 2009 ernsthaft anvisiert werden.

Titel-Bild zur News:

Brian Vickers muss 2009 die NASCAR-Hoffnungen von Red Bull erfüllen

Wie das Zwei-Wagenteam unter österreichischer Führung die scheinbar übermächtigen NASCAR-Platzhirsche Hendrick, Roush, Gibbs und Childress bezwingen will, wo die strukturellen Probleme der NASCAR-Newcomer versteckt sind, und was alles auf dem Wunschzettel von Vickers steht, verriet der Red-Bull-Pilot in einem Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' am Rande des Las-Vegas-Wochenendes.#w1#

Frage: "Brian, meine erste Frage ist eigentlich logisch: Hat sich Dale Earnhardt Jr. schon bei dir wegen des Daytona-Unfalls entschuldigt?"
Brian Vickers: "Ja. Er hat mich angerufen, er hat sich entschuldigt und er hat mir versichert, dass er das nicht mit Absicht getan hat. Ob das so war, oder nicht, weiß ich nicht. Das weiß nur er. Aber ich fand es toll, dass er mich angerufen hat."

"Schade war es trotzdem, denn in Daytona hatten wir ein richtig gutes Auto. Auch in Fontana hatten wir Pech: Erst haben wir die Pole Position geholt, dann ging der Motor ein und wir mussten von hinten starten. Im Rennen hat es uns dann noch mit einem Stopp unter Grüner Flagge erwischt, der uns eine Runde zurückgeworfen hat."

"Aber wir konnten uns wieder in die Top 10 zurückkämpfen. Ich denke, wir können mit unserem Saisonstart ganz zufrieden sein. Nun müssen wir nur zusehen, dass wir diesen Schwung in den kommenden Rennen aufrecht erhalten können."

Der überfällige erste Sieg und der Chase

Brian Vickers

Ein Red-Bull-Toyota lag schon oft in Front - nur nicht in der letzten Runde Zoom

Frage: "Trotz alledem war dein Saisonstart von sehr vielen Zwischenfällen geprägt. Ist dir so etwas recht, oder würdest du es lieber etwas ruhiger und gemäßigter gehabt haben?"
Vickers: "Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn es etwas ruhiger zur Sache gegangen wäre. Aber so ist der Rennsport nun einmal. Du musst Ruhe bewahren und dich auf das konzentrieren, was du kontrollieren kannst. Leider gibt es viele Dinge, die du eben nicht kontrollieren kannst."

Frage: "Es hat den Anschein, als würdet ihr in dieser Saison tatsächlich eine Chance haben, an die Türe zum Chase zu klopfen. Stimmst du mir darin zu?"
Vickers: "Ja ich denke schon. Unser Team ist in der Lage, das eine oder andere Rennen zu gewinnen und in den Chase zu kommen. Das haben wir schon 2008 unter Beweis gestellt. Wir müssen nur dran bleiben und versuchen, keine Fehler zu machen. Konstanz wird der Schlüssel zum Erfolg."

Frage: "Ist dieser erste Red-Bull-Sieg dann das ganz große Saisonziel? Ist dieser Sieg überfällig, oder sogar schon lange überfällig? Wie siehst du das?"
Vickers: "Wenn man mit einem neuen Team anfängt, dann braucht es etwas Zeit und Geduld. Es gibt Momente, in denen du denkst, dass der Sieg überfällig ist, und dann gibt es Momente, wo du eher nicht daran denkst. 2008 haben wir zum Beispiel über 300 Runden geführt. Man muss einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein, und es ist schon richtig: Wir sind überfällig."

Alle Red-Bull-Assets werden genutzt

Jay Frye Brian Vickers

Red-Bull-Teamchef Jay Frye im Gespräch mit seiner Nummer eins Brian Vickers Zoom

Frage: "Nun bist du in deiner dritten Red-Bull-Saison. 2007 hattet ihr große Probleme mit den Top 35, und im Laufe des Jahres 2008 gab es plötzlich eine Art Leistungsexplosion. Was ist da genau geschehen?"
Vickers: "2007 haben wir viele Fehler gemacht. Es ging nicht in die richtige Richtung und daraus haben wir gelernt. Der Wendepunkt war, als Jay Frye an Bord kam. Ab da wurden richtige Entscheidungen getroffen, und die richtigen Leute an die richtigen Stellen gesetzt."

"Denn plötzlich konnten die Leute ihren Job erledigen, anstatt dauernd gesagt zu bekommen, etwas anderes zu machen. 2007 haben wir viele Defekte gehabt und wir haben viele Rennen verpasst. Wir waren einfach schlecht. Ich denke, dass Red Bull das erkannt hat."

Frage: "Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass Günther Steiner versucht habe, einige Dinge aus der Formel 1 zu etablieren. Was sein Nachfolger Jay Frye als alter NASCAR-Mann natürlich nicht weiter verfolgt hat. Ist an diesem Gerücht etwas dran?"
Vickers: "Vielleicht, aber nicht notwendigerweise. Wir arbeiten nun enger mit dem Formel-1-Team zusammen als zuvor, und das ist fantastisch. Das hat uns sicher nicht geschadet. Was uns geschadet hat, waren schlechte Entscheidungen. Es gibt einfach Dinge, die in der Formel 1 funktionieren, aber nicht hier. Und natürlich auch umgekehrt."

Frage: "Wie genau sieht die Zusammenarbeit mit dem Red-Bull-Formel-1-Team aus?"
Vickers: "Wir kommunizieren eigentlich mit allen Bereichen, in denen Red Bull aktiv ist. Sei es, dass ich mit dem Red-Bull-Fallschirmspringern springen gehe..."

Frage: "...oder du in Kitzbühel Ski fährst?"
Vickers: "(lacht; Anm. d. Red.) Genau. Oder ob wir in Salzburg zur Red-Bull-Fußballmannschaft gehen. Oder ob alle Rennteams zusammenarbeiten und kommunizieren. Das gilt natürlich für alle Red-Bull-Mitglieder weltweit, sei es Fahrer, Ingenieure oder auch Marketingleute. Für Red Bull ist es sehr wichtig, dass wir möglichst viele dieser Assets nutzen."

Immer diese NASCAR-Rookies...

A.J. Allmendinger Scott Speed

A.J. Allmendinger und Scott Speed - zwei NASCAR-Rookies aus Kalifornien Zoom

Frage: "Du persönlich bist mir wahrscheinlich nicht böse, wenn ich dir im Team einen Führungsanspruch zugestehe. Trotzdem steckst du in einer kuriosen Situation, denn nach A.J. Allmendinger hast du nun mit Scott Speed wieder einen NASCAR-Rookie als Teamkollegen. Von außen betrachtet gleicht sich die Situation zu 2007 auffällig. Ist sie auch aus deiner Sicht vergleichbar?"
Vickers: "Ja, bis zu einem gewissen Punkt sicherlich. Immerhin kannte Scott das Auto und die Strecken, musste also nicht ganz von Anfang an lernen. Natürlich habe ich dabei auch eine gewisse Mentorenaufgabe. Scott ist sicherlich ein guter Fahrer, kannte aber die NASCAR nicht. Er braucht einfach noch Zeit."

Frage: "Wenn du Scott Speed und A.J. Allmendinger miteinander vergleichst. Wo siehst du deren Stärken und Schwächen? Oder ist so ein Vergleich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht möglich?"
Vickers: "Das ist schwer. Ich habe noch nicht soviel Zeit mit Scott verbracht, um genau zu wissen, wo seine Stärken und Schwächen sind."

Frage: "Direkt formuliert - Hast du nicht langsam die Schnauze voll davon, immer ehemalige Formelpiloten und NASCAR-Rookies als Teamkollegen zu haben?"
Vickers: "(lacht; Anm. d. Red.) "Die Schnauze voll vielleicht nicht gerade. So etwas hat gute und schlechte Seiten. Die Jungs können durchaus Lösungsansätze mitbringen, an die wir vielleicht gar nicht denken. Aber natürlich wäre es auch klasse, wenn wir jemanden mit Erfahrung an Bord hätten. Vielleicht sogar jemand, der zwar einmal in der Formelklasse gefahren ist, der aber über Erfahrung verfügt. Jemand, der dir einfach dabei helfen kann, die Last der Entwicklungsarbeit mitzutragen."

Der Nachteil der kleinen Teams

Daytona, Daytona International Speedway

David gegen Goliath? Brian Vickers im Duell gegen Dale Earnhardt Jr. Zoom

Frage: "In der modernen NASCAR-Ära gibt es niemanden mehr, der die Anzahl der teameigenen Autos als unwichtig betrachtet. Die Topteams setzen alle mindestens drei, vier oder gar fünf Autos ein. Red Bull hat zwei, davon ist ein Auto mit einem unerfahrenen Formelpiloten besetzt. Ist das nicht ein unglaublicher Nachteil?"
Vickers: "Das ist natürlich ein Nachteil, der nur sehr schwer wettgemacht werden kann. Wir haben hier an einem Rennwochenende keine Telemetriedaten. Es ist also sehr schwierig, an gute Informationen heranzukommen. Was hat funktioniert, was hat nicht funktioniert."

"Dazu haben wir nun nur noch eine sehr eingeschränkte Trainingszeit. Also bekommst du mehr Informationen, je mehr Autos du einsetzt. Zwei Computer sind besser als einer, und vier Computer sind besser als zwei. Aber gleichzeitig kann es dir auch schaden, wenn du zu schnell wächst. Wenn du also vier Autos hast, nur damit du vier aktive Autos besitzt."

"Denn du kannst nur einen Profit daraus ziehen, wenn du auch vier gute Teams hast. Wenn Red Bull irgendwann mit Hendrick mithalten will, dann werden sie nicht drum herumkommen, irgendwann vier Autos einzusetzen. Allerdings nur im Rahmen eines vernünftigen Zeitplanes, um auch wirklich vier gute Autos an den Start zu bringen."

Frage: "Neben den ganzen Fusionen gibt es derzeit auch jede Menge technischer Allianzen. Waltrip macht dies mit JTG und Marcos Ambrose, Childress mit TRG, Earnhardt-Ganassi mit Front Row. Wäre solch eine Lösung auch für Red Bull praktikabel?"
Vickers: "Ich kann diese Frage natürlich nicht beantworten, denn das ist eine Entscheidung, die Red Bull zu treffen hat. Möglich wäre das aber schon, wenn du ein geeignetes Team, einen geeigneten Partner findest. Es liegt an der Richtung, die Red Bull einschlagen will. Vier gute Autos bringen in diesem Sport eine Menge, dass ist eine weithin bekannte Tatsache."

Intermediate-Ovale als Vickers-Siegtipp

Start Allstar-Race Charlotte

Charlotte wäre ein ideales Terrain für einen ersten Red-Bull-Sieg in der NASCAR Zoom

"In der Formel 1 fahren ja zum Beispiel schon vier Red-Bull-Autos. Das ist dort ungewöhnlich und ich weiß nicht, ob das nötig ist, denn dort kann man ja auf jede Menge Telemetriedaten zurückgreifen. Dort generieren schon zwei Autos erhebliche Informationen. Wir haben das alles nicht."

Frage: "Bezogen auf den Chase haben wir die vier Topteams von Hendrick, Roush, Gibbs und Childress. Das sind zusammen 16 Autos. 12 kommen in den Chase. Du musst also mindestens das jeweils schlechteste Auto der vier großen Teams bezwingen. Wie soll dir das gelingen?"
Vickers: "Leicht wird das nicht, aber es ist unser Ziel. Trotz aller unserer Nachteile müssen wir sie schlagen. Wir glauben, dass das möglich ist, und werden ganz einfach noch härter arbeiten."

Frage: "Auf welcher Strecke erwartest du den ersten Red-Bull-Sieg? Ist es ein Zwei-Meilenoval wie Michigan oder Fontana? Oder wird es eher eines der 1,5 Meilenovale werden?"
Vickers: "Ich weiß es nicht. Wir haben eigentlich auf allen Strecken immer wieder gut ausgesehen. Vielleicht liegen uns die großen Ovale, also 1,5 Meilen und größer, etwas besser. 2008 hatten wir auch einige gute Short-Track-Rennen. Möglich ist es also überall, aber ich würde auf ein 1,5 Meilenoval tippen."

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