• 04.03.2009 13:37

  • von Pete Fink

Speed: Keine F1 - nach der NASCAR zu den Dragstern?

NASCAR-Rookie Scott Speed hat kein Interesse an einer Formel-1-Rückkehr - nach der NASCAR käme jedoch ein Wechsel in die Dragster-Szene in Frage

(Motorsport-Total.com) - Platz 21 in Las Vegas war für Scott Speed ein solides, und auch dringend notwendiges Resultat, nachdem er zuvor in Daytona und Fontana die Zielflagge jeweils nicht sah. Nun gilt es, diesen Aufwärtstrend im Kampf um die so wichtigen Top 35 auch in Atlanta und Bristol zu untermauern, damit beide Red-Bull-Toyotas ein garantiertes Startrecht besitzen.

Titel-Bild zur News: Scott Speed, Las Vegas, Las Vegas Motor Speedway

Ob NASCAR oder Dragster: Scott Speed sieht seine Zukunft bei Red Bull

Keine leichte Aufgabe für einen NASCAR-Rookie wie Speed. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erzählte der 26-Jährige in Las Vegas, wie ihm als mittlerweile altgedienter Red-Bull-Pilot der endgültige Übergang von der Formel 1 in die NASCAR glücken soll. Dazu verriet Speed ein etwas überraschendes Fernziel: Einen Abstecher zu den Dragstern.#w1#


Fotos: NASCAR in Las Vegas


Frage: "Scott, ganz ehrlich: Wie viele Dosen Red Bull trinkst du eigentlich pro Tag?"
Scott Speed: "Ich weiß nicht. Ein oder zwei wahrscheinlich. Aber im Laufe der Jahre haben sich da sicherlich einige Dosen angesammelt."

Frage: "Wie würdest du dich selbst einschätzen? Wie viel Prozent Formel-1-Fahrer bist du noch, und wie viele Prozent NASCAR-Pilot bist du bereits?"
Speed: "Vor allem bin ich ein Rennfahrer. Natürlich bin ich im Moment vielleicht noch ein besserer Formel-1-Fahrer, aber ich befinde mich ja auch in einem Lernprozess. Ich hatte keinerlei Kontakte zur NASCAR und mir macht es viel Spaß, die NASCAR zu lernen. In der Formel 1 war ich wahrscheinlich recht gut, weil ich es bis dorthin geschafft habe. Das hier ist nun eine neue Herausforderung."

Viel Rennfahren - wenig Prozessionen

Kyle Busch, Scott Speed, Las Vegas, Las Vegas Motor Speedway

80.000 Zuschauer sahen in Las Vegas Scott Speeds (re.) Nationwide-Crash Zoom

Frage: "Es gibt einige NASCAR-Faustregeln, die die Übergangsperiode berechnen. Diese Zeit wird mit drei bis fünf Jahren bemessen. Wie lange glaubst du selbst, dass dieser Übergang bei dir dauern wird?"
Scott Speed: "Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung. Der Unterschied ist so groß und die Leute, die hier fahren, wissen ganz genau, was sie gerade machen. Ich weiß nur: Es ist eine richtig große Herausforderung."

Frage: "Beschreibe uns doch bitte einmal die größten Unterschiede..."
Speed: "NASCAR ist richtiges Rennfahren. Du überholst ständig und du wirst auch andauernd überholt. Es ist keine Prozession wie in der Formel 1, wo du die meiste Zeit hinter einem Konkurrenten herfährst, und maximal vielleicht nach einem Boxenstopp oder beim Start überholen kannst."

"Dazu kommen in der NASCAR noch die vielen Gelbphasen. Wenn sich das Feld im Rennverlauf also verteilt hat, dann kommen alle immer wieder zusammen, und du fährst beim Restart zum Teil zu dritt nebeneinander in eine Kurve hinein."

"Am Samstag kamen 80.000 Zuschauer zu einem Nationwide-Rennen, im Sprint-Cup fahren wir vor 150.000 bis 200.000 Zuschauern. NASCAR hat hier einen Stellenwert, wie in Europa der Fußball. Eine solche Masse an Menschen gibt dir als Rennfahrer natürlich auch eine unglaubliche Motivation."

NASCAR als Bühne und als Herausforderung

Scott Speed, Las Vegas, Las Vegas Motor Speedway

Las Vegas brachte für Scott Speed ein dringend benötigtes Sprint-Cup-Resultat Zoom

Frage: "War diese riesige Bühne der Hauptgrund für deinen NASCAR-Wechsel?"
Speed: "Es war sicherlich ein Grund, aber der wichtige Grund für mich war die Herausforderung. Ich hätte sicher in einer anderen Formelklasse oder bei den Sportwagen fahren können. Aber ich kenne die Kunst, auf Rundstrecken zu fahren, insofern hätte mich das wahrscheinlich nicht komplett befriedigt. Aber hier wusste ich wirklich ganz wenig und hier Erfolg zu haben, das würde mir persönlich sehr viel bedeuten."

Frage: "Wie gehst du das Projekt an? Erst die Top 35 sichern, dann regelmäßig in die Top 20 und danach in die Top 10 vorstoßen?"
Speed: "Ganz genau so ist der Plan. Das ist uns in dieser Saison leider noch nicht geglückt, obwohl wir eigentlich ganz gut unterwegs waren. Aber das hier ist fast ein Langstreckensport mit unglaublich vielen und langen Rennen."

Frage: "Extrem hohe Geschwindigkeiten und nur wenig Grip, trotzdem alle fünf oder sechs Sekunden eine schnelle Kurve. Musstest du dich erst an dieses Tempo gewöhnen oder war das aufgrund deiner Formel-1-Zeit für dich normal?"
Speed: "Du fährst hier ähnliche Speeds wie in der Formel 1, dein Auto hat aber das Doppelte, wenn nicht sogar das Dreifache an Gewicht. Es wird also mehr Energie bewegt und ist daher im Prinzip viel schneller. Ich weiß nicht genau, denn du machst das Ganze ja jede Woche. Man gewöhnt sich also daran."

Frage: "Juan Pablo Montoya ist ein gutes Beispiel dafür, wie lange so ein NASCAR-Wechsel dauern kann. Montoya fährt nun seine dritte Saison. Ist das für dich eine Meßlatte?"
Speed: "Ich weiß nicht, ob man das direkt miteinander vergleichen kann. Ganz ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er bei Ganassi das Material vorgefunden hat, das wir bei Red Bull haben. Andererseits kannte er den Ovalrennsport aus seiner IndyCar-Zeit. Das habe ich ja nie getan und alleine das Rennfahren auf dem Oval zu lernen, ist nicht einfach und dauert seine Zeit."

Die Formel 1 ist Vergangenheit

Scott Speed

Das Thema Formel 1 ist für Scott Speed eine abgeschlossene Angelegenheit Zoom

Frage: "Du hast vor kurzem einmal gesagt, dass du noch nicht weißt, ob du die nächsten 20 Jahre in der NASCAR fahren wirst. Kannst du dir zu einem gegebenen Zeitpunkt deiner Karriere eine Rückkehr in den Formelsport vorstellen?"
Speed: "Ich will alles ausprobieren. Ganz ehrlich gesagt könnte ich mir vorstellen, dass ich nach der NASCAR einmal den Dragster-Sport versuchen könnte. Ich genieße gerade die Zeit, eine völlig andere Form des Motorsports zu erlernen. Das ist für mich eine tolle Erfahrung und bevor ich zum Rundstreckensport zurückkehren würde, würde ich so etwas bevorzugen."

Frage: "Hast du dir ein Zeitziel gesetzt, wie lange du in der NASCAR bleiben willst?"
Speed: "Solange ich mich konstant verbessere, solange sich die Chance ergibt, einmal ein Rennen zu gewinnen oder später irgendwann einmal sogar eine oder zwei Meisterschaften."

Frage: "Mit anderen Worten: Das Buch Formel 1 ist für dich geschlossen..."
Speed: "Ja, ich denke schon."

Frage: "Selbst dann nicht, wenn die USF1-Leute zu dir kämen und dich fragen würden?"
Speed: "Nein, denn wenn ich in der Formel 1 hätte bleiben wollen, dann wäre ich geblieben. Ich habe eine so enge Verbindung zu Red Bull und das bedeutet mir sehr viel. Red Bull hat sehr viel für mich gemacht und egal ob ich nun in der NASCAR oder bei den Dragstern fahren würde, ich würde immer versuchen, meine Verbindung zu Red Bull aufrecht zu halten."

Frage: "Was hältst du persönlich denn von diesem USF1-Projekt? Welcher amerikanische Pilot könnte denn ein solches Formel-1-Auto bewegen?"
Speed: "Dazu habe ich keinerlei Informationen und habe auch kein besonderes Interesse. Es gibt keinen amerikanischen Piloten, der dort auf Anhieb Erfolg hätte. Selbst ich bräuchte wahrscheinlich wieder ein Jahr lang, bis ich wieder auf diesem Level wäre."